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Frühlingserwachen am Fin de Siècle

Jugendstil in Wien, Prag und Darmstadt

Die vielfältigen Kunstformen und Stile, die das 19. Jahrhundert prägten, waren gegen dessen Ende an hohlen Pathosformeln und prachtvollen Ausprägungen kaum mehr zu steigern. In Frankreich entwickelte sich mit dem Impressionismus bereits früh ein grandioser Gegenentwurf zur offiziellen Kunst des Kaiserreiches. Aber auch die Stilelemente der „Belle Époque“ prägten die deutschsprachigen Kulturzentren in Mitteleuropa.

In Wien, in München und an manch anderen Orten spalteten sich gegen 1890 dann die Künstlerinnen und Künstler aller Gattungen in „Secessionen“ von den Akademien ab und lösten sich von ihrem Stildiktat. Es entstand in unterschiedlichsten Ausprägungen der europäische Jugendstil, der die späte Gründerzeit, das erste Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts und teils auch noch die Jahre des Ersten Weltkriegs zu einer überaus spannenden Epoche werden ließ.

Wir laden Sie ein, sich mit Dr. Andreas Thiel in drei der kulturellen Zentren des Jugendstils zu begeben und den Neuen Formen der Zeit in Architektur, Malerei und Kunsthandwerk nachzugehen.

Ihr/e Referent/in und Tagungsleitung

Samstag, 1. April 2023

14.00 Uhr
Begrüßung und Einführung

Wiener Blut ganz in Gold – Gustav Klimt
Malerei zwischen Tradition und Moderne
Ausgehend vom schweren Historismus der Wiener Ringstraßenkunst gelingt es dem Maler Gustav Klimt ab 1890 neue Wege aufzutun. Seine Damenportraits führen aus einer großbürgerlichen Welt in eine imaginäre Sphäre märchenhaften Glanzes. Seine Allegorien spielen mit uralten mythischen Motiven und völlig neuen, bizarren Formen. Seine Landschaften dagegen strahlen Ruhe und eine dann und wann gefährlich anmutende, abgründige Stille aus. Dabei ist Klimt nur der berühmteste Vertreter einer ganzen Gruppe von Künstlerinnen und Künstlern, die bis gegen Ende des Ersten Weltkrieges Wien zu einer Kulturmetropole der Moderne machen.

15.30 Uhr
Kaffee- und Teepause

15.45 Uhr
Wiener Werkstätten – neue Form überall
Gebrauchskunst von höchstem Rang
Joseph Maria Olbrich gestaltet für die progressiven Künstler um Gustav Klimt das Ausstellungsgebäude der „Secession“. Für deren Publikationen und Ausstellungen trägt der Graphiker und Designer Koloman Moser bedeutende Entwürfe bei. Von hochqualifizierten Kunsthandwerkern werden diese in Glas, Metall und Textil umgesetzt. Emilie Flöge entwirft die avantgardistische Damenmode der Epoche, ist Muse und Modell für Gustav Klimt und dabei drei Jahrzehnte bis 1938 erfolgreiche Unternehmerin in Wien.

18.00 Uhr
Abendessen

19.00 Uhr
Prag – das böhmische Paris
Kleines Land mit großem Stolz
Im Historismus erstarkt nach jahrhundertelanger Habsburger Dominanz die tschechische Sprache und Kultur im ehemaligen Königreich Böhmen. Prag wird jetzt mehr als eine Nebenresidenz des alten Kaiserreiches: nun ist es stolze Hauptstadt. Seine Künstler blicken dennoch nach Wien und München, viele aber auch darüber hinaus nach Paris. So wird der Prager Jugendstil einerseits stark von der Belle Époque an der Seine geprägt, andererseits nimmt er die dortigen Strömungen der Moderne früher wahr als in vielen anderen Metropolen des Reiches. So entsteht der tschechische Kubismus als vielleicht letzte Variante des Jugendstils in Europa.

21.15 Uhr
Ende des Veranstaltungstages

Sonntag, 2. April 2023 (Palmsonntag)

ab 7.00 Uhr
Frühstück für Übernachtungsgäste

8.00 Uhr
Gelegenheit zum Besuch eines katholischen Gottesdienstes in der Edith-Stein-Kapelle

9.30 Uhr
Darmstadt – Weltkunst in der Provinz
Hochadelige Avantgarde
Großherzog Ernst Ludwig von Darmstadt ist ein Bewunderer der Moderne. Er beruft Josef Maria Olbrich nach Hessen und lässt von diesem und anderen Meistern die Kunstausstellung des Jahres 1900 auf der Mathildenhöhe vorbereiten. Der Darmstädter Jugendstil ist geboren. Wie zuvor in Wien, nur diesmal in der deutschen Provinz, umfasst die Reform alle Gattungen: Architektur und Gebrauchskunst, Malerei und Skulptur. Bis zum Beginn des Weltkrieges entsteht so ein einzigartiges, noch heute in vielen Teilen erhaltenes Ensemble aus großbürgerlichen Künstlervillen, Museumsgebäuden, Denkmalen und Gartenanlagen.

11.00 Uhr
Kaffee- und Teepause

11.30 Uhr
Bizarre Eleganz - Jugendstilschmuck
Internationale Meisterwerke
Das Landesmuseum des Großherzogtums Darmstadt sammelt auch nach der Epoche der Ausstellungen auf der Mathildenhöhe weiter schwerpunktmäßig die Kunst des internationalen Jugendstils. So besitzt das Museum heute eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen von Schmuckstücken der Epoche aus ganz Europa: Wiener Werkstätte trifft auf skandinavische Kühle, französische Belle Époque auf deutsche Handwerkskunst – eine vielfarbig schimmernde Augenweide.

13.00 Uhr
Mittagessen

14.00 Uhr
Ende der Veranstaltung

Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.

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