Ferienakademie - Prag - Thomas-Morus-Akademie Bensberg
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Literarisches Prag

Zum 100. Todestag von Franz Kafka

Prag läßt nicht los. Dieses Mütterchen hat Krallen“, schrieb der 1883 in Prag geborene Frank Kafka einmal. 100 Jahre nach seinem Tod wird 2024 mit vielen Veranstaltungen das Kafka-Jahr begangen, welches auch diese Reise prägen wird. Ausstellungen und sogar eine Fernsehserie werden sich mit dem außergewöhnlichen Schriftsteller beschäftigen. Wenn auch Kafka und sein Werk im Mittelpunkt stehen, so soll doch die ganze Vielfalt deutschsprachiger Literatur im Prag des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts gewürdigt werden. Rainer Maria Rilke, Franz Werfel, Max Brod und Egon Erwin Kisch sind gebürtige Prager. Die einstige kaiserliche Residenzstadt bot nach 1933 manchem verfolgten Schriftsteller, darunter Heinrich Mann, einen Zufluchtsort. Den Biographien dieser Autoren und den Schauplätzen ihrer literarischen Texte soll auf ausgedehnten Spaziergängen nachgespürt werden. Kleine Lesungen an Ort und Stelle werden die Eindrücke vertiefen. Auch ein gelegentlicher Seitenblick auf tschechischsprachige Prager Literaturschaffende soll nicht fehlen.

Ihr/e Reiseleiter/in

Freitag, 25. Oktober 2024
Auf in die „Goldene Stadt“!
Busreise von Bensberg (7.15 Uhr) und Köln (8.00 Uhr) zum Lindner Hotel Prague Castle**** nach Prag.


Samstag, 26. Oktober 2024
Vyšehrad und Janowitz
Für Kafka waren die Burgwälle die strategischen Punkte der Stadt. Um Prag zu entkommen, schrieb er an einen Freund, „müßten wir es anzünden, am Vyšehrad und am Hradschin“. Der Legende nach soll der Vyšehrad der Fürstensitz Libussas gewesen sein, der sagenhaften Stammmutter aller Tschechen. Hier wurde ein malerischer Friedhof angelegt, auf dem nicht nur Smetana und Dvořák, sondern auch Schriftsteller wie Jan Neruda oder Karel Čapek begraben sind. Das etwa eine Stunde südlich von Prag gelegene Schloss Janowitz wurde vor allem durch Rilke und Karl Kraus zu einem literarischen Ort. Rilke weilte wiederholt dort und unterhielt mit der Schlossherrin Sidonie Nádherná von Borutin einen langjährigen Briefwechsel. Leidenschaftlicher war die Beziehung von Kraus zu Sidonie. In Janowitz schrieb er Teile seines Dramas „Die letzten Tage der Menschheit“ und widmete viele seiner „Texte in Versen“ der Schlossherrin und ihrem Park.
Am Abend bietet sich die Gelegenheit zum Besuch eines katholischen Vorabendgottesdienstes.


Sonntag, 27. Oktober 2024
Die Kleinseite und das Grab Kafkas
Bücherliebhaber werden sich am Anblick der theologischen und philosophischen Bibliotheken in den barocken Sälen des Klosters Strahov erfreuen. Von dort führt der Weg unterhalb der Prager Burg am Loreto-Heiligtum vorbei, dessen Kapellchen Rilke im „Larenopfer“ ein Gedicht widmete. Die Häuserzeile der „Neuen Welt“ bildet einen Schauplatz in Werfels „Der veruntreute Himmel“. Weiter geht es durch die malerischen Gassen der Kleinseite, die Jan Neruda 1878 in seinen „Kleinseitner Geschichten“ verewigte. Kafka fand im Palais Schönborn, heute amerikanische Botschaft, eine Wohnung. Am Nachmittag steht ein Besuch am Grab Kafkas auf dem Neuen Jüdischen Friedhof auf dem Programm.


Montag, 28. Oktober 2024
Die Neustadt und der Laurenziberg
Die Prager Neustadt entstand, anders als der Name vermuten lässt, bereits im Spätmittelalter. Ein Zentrum bildet der Wenzelsplatz, wo Kafka bei den Assicurationi Generali als Jurist seine erste Stelle hatte. In einer Nebenstraße stand Rilkes Geburtshaus. Die Kindheitserinnerungen Werfels, der ebenfalls in der Neustadt aufgewachsen ist, begleiten den Spaziergang. Am Nachmittag geht es, teilweise mit der Standseilbahn, auf den Laurenziberg. Die Parkanlagen und der Panoramablick vom Aussichtsturm, der zur Landesjubiläumsausstellung 1891 errichtet wurde, haben nicht nur den begeisterten Spaziergänger Kafka inspiriert.


Dienstag, 29. Oktober 2024
Das jüdische Prag und das Kafka-Museum
In den frühen Morgenstunden mag man noch den melancholischen Zauber spüren, der über den dicht gestaffelten Grabsteinen des Alten Jüdischen Friedhofs liegt. Das im Rahmen der sogenannten „Assanierung“ in den Jahren nach 1880 größtenteils niedergelegte, vorher pulsierende Judenviertel lebt weiter in Geschichten wie „Der Golem“ von Gustav Meyrink oder „Nachts unter der steinernen Brücke“ von Leo Perutz. Nur der Friedhof, die Synagogen und das jüdische Rathaus haben überdauert. Im Festsaal des Rathauses hielt Kafka 1913 einen Vortrag über die jiddische Sprache. Am Nachmittag steht ein Besuch im Kafka-Museum auf dem Programm. Die 2005 in einer ehemaligen Ziegelei eröffnete Schau bietet einen eher experimentellen Zugang zu Kafka und seinem Werk.


Mittwoch, 30. Oktober 2024
Von der Burg in die Altstadt
Die Burg mit ihren malerischen Höfen und Gärten thront auf dem Hradschin über der Stadt. Inmitten der schützenden Mauern erhebt sich der Veitsdom, ein Meisterwerk der Baumeisterfamilie Parler. Ihn wählte Kafka als einen der Schauplätze seines Romans „Der Prozeß“. Aber auch Guillaume Apollinaire, dessen Kurzbesuch in Prag die dortige Avantgarde inspirierte, lässt 1910 die Wenzelskapelle des Domes in „Der Passant von Prag“ aufscheinen. Im heute völlig überlaufenen Goldenen Gässchen fand Kafka am Abend ein stilles Arbeitszimmer. Am Nachmittag geht es in die Altstadt, wo die wechselnden Wohnungen und Geschäftsräume der Familie Kafka aufgesucht werden. Im prächtigen Palais Kinsky, wo die spätere Friedenskämpferin Bertha von Suttner ihre Kindheit verbrachte, besuchte Kafka das Altstädter Gymnasium im Hinterhaus, während sein Vater im Hauptbau „Galanteriewaren en gros“ vertrieb.


Donnerstag, 31. Oktober 2024
Prag lässt (nicht) los
Busreise von Prag nach Köln (Ankunft ca. 18.30 Uhr) und Bensberg (Ankunft ca. 19.15 Uhr).

Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.

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