Wilhelmines Musenhof
Bayreuther Baroque Opera Festival
Für eine Generation war die kleine Markgrafschaft Bayreuth einst ein kulturelles Zentrum von hohem Rang. Als der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. von Preußen seine Tochter Wilhelmine, die Königin von England hätte werden können, wegen schweren Familienzwistes an den unbedeutenden Hof zwangsverheiratete, begann für diesen eine Blütezeit der Künste. Die hochgebildete Fürstin fand einen verständnisvollen Gatten und viel Muße, die behäbige oberfränkische Residenz zum Sitz der Musen auszubauen. Schlösser und Gärten entstanden in einem bizarren Rokoko, das schwerblütigen Barock und feinste französische Mode miteinander in einzigartiger Weise vermählte. Das späte Meisterstück der Markgräfin war das neue Hoftheater, das Ende September 1748 am Hochzeitsfest der Tochter Elisabeth mit dem Herzog Karl Eugen von Württemberg prachtvoll eröffnet wurde. Kürzlich aufwendig restauriert, ist dieses Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth der wichtigste Schauplatz kleiner, aber hochfeiner Festspiele, wie jenen des „Bayreuther Baroque“.
Im Spätsommer 2024 wird nach dem Willen des Intendanten und Countertenors, Max Emanuel Cenčić, die frühe Operngeschichte in Hamburg und London, vor allem die Rivalität zwischen Georg Friedrich Händel und seinem Widersacher Antonio Porpora das Programm der Festtage prägen.
Ihr/e Reiseleiter/in
Donnerstag, 12. September 2024
Aus der großen Welt hinter alle Berge …
Busreise von Köln (8.00 Uhr) und Bensberg (8.45 Uhr) durch das Sauerland und Mainfranken nach Bamberg. Dort hat sich der Fürstbischof einst vor der Stadt zwischen
Fischteichen und Obstgärten eine Sommerresidenz errichten lassen, deren etwas schwerblütiger Barock bereits auf die benachbarte Markgrafenresidenz Bayreuth in
Oberfranken verweist.
Freitag, 13. September 2024
Vom Repräsentationsbedürfnis eines Duodezfürstentums
Ein erster Spaziergang führt durch die Bayreuther Altstadt und in das kleine Stadtmuseum, dessen Modelle die Gestalt der Residenz im 18. Jahrhundert wiederaufleben lassen. Während das Alte Schloss heute zweckentfremdet ist, hat sich das Stadtschloss der Markgrafen mit einem hellen und heiteren Festsaal, Privatappartements und einem einzigartigen Speisesaal unter Palmen weitgehend original erhalten.
Im nahe gelegenen alten Redoutenbau informiert eine jüngst eröffnete Ausstellung über die kunst- und kulturgeschichtliche Bedeutung des Markgräflichen Opernhauses. Moderne Museumsdidaktik trifft dort auf barocken Ausstattungsprunk, Modelle der Bühnentechnik und Bühnenbilder des 18. Jahrhunderts erklären das Wunder „Theater“.
Vortrag (während des Abendessens)
Notenduell bis in den Bankrott
Georg Friedrich Händel und Nicola Antonio Porpora
Dr. Andreas Thiel
Samstag, 14. September 2024
Wo eine empfindsame Seele Schutz vor der Welt findet
Während andernorts bereits frühere Markgrafen ihre Spuren hinterließen, ist der Park der Eremitage gänzlich die Idee und das Refugium der Markgräfin Wilhelmine.
Die Fürstin erweiterte ein kleines Jagdschloss an einer Schleife des Mains durch Wasserspiele, mythologische Tempel und Eremitenklausen zu einem spätbarocken Werk, dessen Zauber sich niemand entziehen kann.
19.30 Uhr I Besuch des Arienabends im Markgräflichen Opernhaus
Oper in Hamburg
Die renommierte Sopranistin Anna Prohaska hat sich nicht nur in der internationalen Opernwelt einen Namen gemacht, sondern überrascht und fasziniert immer wieder mit ihren unkonventionellen und klug zusammengestellten Konzertprogrammen. In ihrem Konzert „Oper in Hamburg“ öffnet sie die Türen zu einer der bemerkenswertesten Spielstätten in der deutschen Operngeschichte und präsentiert nicht nur Werke von Keiser, Händel und Telemann, sondern auch Raritäten von Komponisten wie Christoph Graupner und Johann Mattheson.
Mitwirkende: Anna Prohaska (Sopran),
Christophe Rousset (Musikalische Leitung und Cembalo), Les Telens Lyriques u.a.
Sonntag, 15. September 2024
Gelegenheit zum Besuch eines katholischen Gottesdienstes in der Schlosskirche.
Villa Wahnfried - Einblick in Leben und Werk von Richard Wagner
Bayreuth gilt mit seinen Festspielen und dem Richard Wagner Museum als Epizentrum der weltweiten Wagner-Begeisterung. Wie auch das Festspielhaus ist die Villa Wahnfried mit ihrer so bedeutenden wie wechselvollen Geschichte ein besonderer Kulturort, an dem nicht nur die Aura eines der größten deutschen Künstler spürbar wird, sondern die zugleich auch ein Symbol der so ambivalenten wie auch prekären deutschen Geistes- und Kulturgeschichte der letzten 150 Jahre ist.
18.00 Uhr I Besuch der Oper im Markgräflichen Opernhaus
Ifigenia in Aulide
Melodramma in drei Akten von Nicola Antonio Porpora (1735)
Mit seiner Opera seria, die 1735 in London uraufgeführt wurde, machte der gefeierte und berüchtigte Komponist Nicola Antonio Porpora seinem Kollegen Georg Friedrich Händel ordentlich Konkurrenz. Mit Stars wie Farinelli als Achille und Senesino als Agamennone gelang ihm ein Höhepunkt in der Geschichte der englischen Oper. Als angesehener Gesangslehrer kannte er die Fähigkeiten seiner Sängerstars gut und wusste, wie er ihr Potenzial optimal ausschöpfen konnte. Die vokalen Anforderungen sind entsprechend anspruchsvoll. Nur ein exklusives Ensemble wie jenes, das sich im Herbst 2024 in Bayreuth versammelt, kann diesem musikalischen Fest neues Leben einhauchen.
Mitwirkende: Jasmin Delfs (Ifigenia), Dennis Orellana (Achille), Max Emanuel Cenčić (Agamennone), Lena Belkina (Clitennestra), Vince Yi (Ulisse), Daniel Giulianini (Calcante), Les Talens Lyriques u.a.
Musikalische Leitung und Cembalo:
Christophe Rousset
Regie: Max Emanuel Cenčić
Montag, 16. September 2024
Phantasiereiche in ländlicher Schönheit
Reizvoll ist auch die Umgebung der Markgrafenresidenz: Fast noch am Stadtrand, in Donndorf, residierte Wilhelmines Tochter in einem Landschloss mit weiten und phantasievollen Parkanlagen. Weiter südlich erhebt sich auf den pittoresken Felsen der Fränkischen Schweiz der Wallfahrtsort Gößweinstein mit seiner für das kleine Dörfchen deutlich überdimensionierten Barockkirche und einer kleinen Burg. Zwischen Felsen westlich von Bayreuth hat Wilhelmine schließlich einen weiteren, in seiner Art einzigartigen Park anlegen lassen: Der Felsengarten von Sanspareil führt Flanierende wie einst den Telemach zu den Orten der Odyssee des Homer. Der Schritt vom spätbarocken Lustgarten zum frühromantischen Landschaftsgarten, hier ist er bereits getan.
Dienstag, 17. September 2024
Alle vierzehn heiligen Nothelfer sollen den Reisenden schützen
Von Bayreuth geht es wiederum vorbei an Bamberg zu einem letzten barocken Wunder, das man nicht am Wege liegen lassen darf: Die Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen ist sicher das Meisterstück des Würzburger Baumeisters Balthasar Neumann und setzt einen weißgoldenen Schlussakkord der Reise.
Weiterreise nach Bensberg (Ankunft ca. 18.00 Uhr) und Köln (Ankunft ca. 18.45 Uhr).
Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.