Backsteingotik an der Ostsee
Hanseprunk, Romantik, Expression
Gebrannte Ziegelsteine wurden schon um 3000 v. Chr. verwendet und spielten z.B. bei römischen Zweckbauten eine große Rolle. Während die Tradition in Italien fortlebte, verschwand der Backstein im Norden mit dem Untergang der Römer. Mönche entdeckten ihn im 12. Jahrhundert neu. Eine Blüte dieses Bauverfahrens setzte überall dort ein, wo es schwer war, an Natursteinbrüche zu gelangen, Lehm aber verfügbar war. Im Gebiet der wohlhabenden Hansestädte – von Brügge bis ins Baltikum – entfaltete sich die Backsteingotik. Es entstanden Rathäuser mit geklöppelt wirkenden Fassaden, wuchtige hohe Stadtkirchen, sogar Festungen aus Backstein. In der Romantik betrachtete man die Gotik als Chiffre für die Glorie des untergegangenen Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation; die von Caspar David Friedrich immer wieder gemalte Ruine von Eldena etwa bot Anlass zu Gedanken über Vergänglichkeit. Im Expressionismus der 1920er Jahre übernahm man Material und Gestaltungsprinzipien in moderne Architekturen wie z.B. beim Bau des Chile-Hauses in Hamburg. Selbst Ernst Barlach – der größte deutsche Bildhauer jener Jahre – schuf in Güstrow Arbeiten für gotische Räume des 14. Jahrhunderts und adaptierte Formprinzipien frühgotischer Fassadenplastik.
Ihr/e Reiseleiter/in
Dienstag, 26. August 2025
Individuelle Anreise zum Hauptbahnhof Berlin.
14.00 Uhr I Fahrt mit dem Reisebus nach Chorin.
Gleichmaß und Bescheidenheit – Chorin
Nördlich von Berlin liegt idyllisch an einem See das Kloster Chorin, das im späten 13. Jahrhundert entstand. Chorin ist einer der ikonischsten Bauten der norddeutschen Backsteingotik und verschmilzt die strengen Regeln des Zisterzienserordens mit Elementen der französisch beeinflussten Hochgotik. Das vordergründig baulich verhaltene Understatement des Ordens mutet jedoch im Detail luxuriös an.
Mittwoch, 27. August 2025
Glanz und Pracht der Hanse - Stralsund
Stralsund, die Ausgangsbasis für die Erkundungen dieser Reise, war eine auftrumpfende Bürgermetropole, die mächtige Landmarken setzte. Die im 13. Jahrhundert gegründete Fernhandelsstadt wurde neben Lübeck zu einer der reichsten Metropolen im deutschsprachigen Ostseeraum. Besonders eindrucksvoll ist der Komplex von Rathaus und Nikolaikirche, der aus dem Gegensatz zwischen der filigranen Fassade des Bürgerhauses und der monumentalen, festungsartigen Architektur der Kirche lebt. Die innen reich mit Malerei und Plastik ausgestattete Kirche erzählt nicht nur von den Heiligen der Stadt, sondern auch von den Handelsexpeditionen der Kaufleute bis ins tiefe Russland hinein. Die am anderen Ende der Stadt gelegene, schlichte Marienkirche besticht durch die spektakulär hohen Gewölbe des 14. Jahrhunderts. Neben den Monumentalbauten bietet Stralsund auch Beispiele bürgerlichen Bauens wie das alte Museumshaus und den klassizistisch mit Landschaften ausgemalten Hackertschen Tapetensaal. Durch eine Hafenrundfahrt erschließt sich heute die einzigartige Stadtsilhouette, die für Pilgernde und Reisende des Mittelalters umso beeindruckender gewirkt haben muss.
Donnerstag, 28. August 2025
Ein romantisierender Blick zurück – Caspar David Friedrich in Greifswald
Die Nachbarstadt Greifswald ist bekannt durch den Maler Caspar David Friedrich. Das Friedrich-Zentrum liefert einen Einblick in das Leben und Schaffen des romantischen Malers, der einer Familie von Greifswalder Seifensiedern entstammte. Vor der Stadt liegt die Klosterruine Eldena, die als Versatzstück in Friedrichs Gemälden auftaucht und etwa in der berühmten „Abtei im Eichswald“ als Symbol einer kulturellen deutschen Identität verwendet wurde.
Freitag, 29. August 2025
Backstein und Bernstein – Rostock und Umgebung
Rostock, heute die größte Stadt Mecklenburg-Vorpommerns, bietet in seinem kulturhistorischen Museum einen Einblick in die reiche Bildproduktion des Spätmittelalters u.a. mit Altären und Skulpturen. Die Marienkirche in Rostock ist stärker noch als die Stralsunder Kirchen dem Vorbild der französischen Kathedralgotik verpflichtet. Die weiß gekalkte Innenarchitektur kontrastiert mit den gotischen goldenen Wandelaltären und einigen reich verzierten barocken Ausstattungsstücken. Der Rückweg nach Stralsund führt über das Küstenstädtchen Ribnitz-Damgarten mit seinem Bernsteinmuseum, das in einem säkularisierten Kloster die Bedeutung des Bernsteinhandels und die Raffinesse der Bernsteinverarbeitung dokumentiert.
Samstag, 30. August 2025
Barlachs Engel und der Krieg - Güstrow
Güstrow ist ein gutes Beispiel für das Nachleben der Gotik im 20. Jahrhundert. Hier schuf der Bildhauer Ernst Barlach seinen „Schwebenden Engel“. Drei Museen erinnern an das Werk des Expressionisten. Die Gertrudenkapelle beherbergt Holzskulpturen und bildhauerische Werke. Im Atelierhaus am Inselsee werden Holzskulpturen, Plastiken und Werkmodelle gezeigt. Der gotische Dom birgt heute eine Kopie des „Schwebenden Engels“ mit dem Gesicht von Käthe Kollwitz, doch birgt er auch spätgotische Altäre von Hinrik Bornemann und virtuos geschnitzte Renaissancefiguren von Claus Berg.
Sonntag, 31. August 2025
Ein letzter Blick auf die Ostsee – Aufbruch nach Berlin
Zeit, Abschied zu nehmen von den monumentalen Bauwerken der Hanse und der romantischen Malerei. Mit vielen Eindrücken im Gepäck führt der Weg mit dem Reisebus zurück in die Hauptstadt. Verabschiedung und individuelle Rückreise von Berlin Hauptbahnhof (ca. 14.00 Uhr).
Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.