Boldray, CC BY 2.0, flickr.com

Erlesen. Triest!

Literatur und Geschichte(n)

Die weiße Stadt an der Adria inmitten der grünen Karstlandschaft gilt als eine der kulturellen Hauptstädte Mitteleuropas: Triest war Anziehungspunkt für James Joyce, Italo Svevo und auch Rainer Maria Rilke. Dieser ließ sich vom nahen Schloss Duino inspirieren, wo sich zur Wende des 20. Jahrhunderts literarische Salons etablierten. Mit „Die Welt en gros und en détail“ schuf Claudio Magris, der 1939 in Triest geboren wurde, seiner Stadt ein literarisches Denkmal: eine nachdenkliche Hommage an die Melange italienischer, deutsch-österreichischer, slawischer, jüdischer und griechischer Kultur. Der Bestsellerautor Veit Heinichen, der vor 20 Jahren nach Triest umsiedelte, verortet seine Kriminalromane in diese Region, die er stets neu als Brennglas der Veränderungen in Zentraleuropa lebendig werden lässt. Auf den Spuren von Literaten und Künstlern, zu Besuch in traditionsreichen Cafés und interessanten Museen, Ausblicke auf den Canal Grande und das Mittelmeer – willkommen in der „Stadt der Winde“!

Ihr/e Reiseleiter/in

Donnerstag, 5. September 2024
Flug mit Lufthansa von Frankfurt (12.55 Uhr) nach Triest (14.10 Uhr) und Fahrt mit dem Reisebus zum Hotel.
„Abenteuer wollen in der Fremde gesucht werden.“ (James Joyce)
Wer das traditionsreiche Victoria Hotel Letterario**** betritt, begegnet dem Schriftsteller James Joyce, der einst hier wohnte. Bis heute ist Joyce in der Stadt präsent: So „flaniert“ er in Bronze gegossen über die Brücke des Canal Grande; in der Nähe von Sant’Antonio unterrichtete er Englisch, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Im berühmten Caffè degli Specchi kann man bei einem Cappuccino oder einer der anderen 25 Kaffeesorten in die Werke Rilkes, Joyce oder Kafkas eintauchen. Hier, an der zum Meer offenen Piazza dell’Unità, liegen die prächtigsten neoklassizistischen und barocken Palazzi der Stadt, hier spürt man einen Hauch von Wien und Venedig.


Freitag, 6. September 2024
„Die Welt en gros und en détail“ (Claudio Magris)
Wie nirgendwo sonst sind in Triest auf engem Raum Straßen und Gebäude wie ein Geschichtsbuch zu lesen. Diese „Lektüre“ steht am Vormittag im Zentrum des Spaziergangs durch den Borgo Teresiano und den Borgo Giuseppino, die anschauliche Beispiele für die Ausdehnung der Stadt sind. Der Borgo Teresiano wurde von Kaiserin Maria Theresia im 18. Jahrhundert als großzügiges Handelszentrum geplant. Andere Eindrücke bietet das Quartiere Cavana, das sich vom berüchtigten Hafenviertel zu einem angesagten Viertel mit vielen Restaurants und Cafés entwickelte. Interessant auch die Museen: In der Biblioteca Hortis im Palazzo Biserini stehen der Triester Schriftsteller Italo Svevo und Francesco Petrarca im Mittelpunkt. Das Museo Joyce im selben Institut zeigt Exponate aus dem Leben des Exilschriftstellers und bietet Wissenswertes über seine Beziehungen zum Bürgertum der Stadt. Am Rande des Cavana-Distrikts liegt der Palazzo Sartorio, der den Alltag einer großbürgerlichen Familie der Epoche ebenso wie eine grandiose altitalienische Kunstsammlung zeigt. Dass die Galleria d‘Arte Moderna in Vielfalt und Qualität zu den bedeutendsten Kunstgalerien Italiens zählt, macht nachmittags der gemeinsame Besuch deutlich.


Samstag, 7. September 2024
„Wer saß nicht bang vor seines Herzens Vorhang?“ (R. M. Rilke)
Stolz thront Schloss Duino auf steiler Klippe über der Adria und erhielt durch Rainer Maria Rilke literarischen Weltruhm. So reizt es, sich im Schloss in die Elegien, in denen er sein metaphysisches Weltbild entwickelte, zu vertiefen und auf dem „Rilkeweg“ die Steilküste entlang zu wandern (2 km; wetterabhängig). Interessant ist auch, wer sich im Literarischen Salon auf Schloss Duino Ende des 19. Jh. ein Stelldichein gab: Franz Liszt, Richard Strauß, Victor Hugo, Gabriele D’Annunzio, Hugo von Hofmannsthal und Mark Twain waren hier zu Gast. Auch das weiße Castello di Miramare ist einen Besuch wert. Es war die kaum bewohnte Residenz Maximilians von Habsburg, der als liberaler Gouverneur Norditaliens entmachtet und zum Kaiser von Mexiko ausgerufen wurde, wo er jämmerlich scheiterte und erschossen wurde. Die Residenz ist eines der besterhaltenen Ensembles fürstlicher Wohnkultur des 19. Jh. und fasziniert durch seine spektakuläre Lage und Aussicht. Am Abend bietet sich die Gelegenheit zum Besuch eines katholischen Vorabendgottesdienstes in der Kathedrale von Triest.


Sonntag, 8. September 2024
„Gemeinsame Erinnerungen sind manchmal die besten Friedensstifter.“ (Marcel Proust)
Der Kontrast zwischen Geschichte und Gegenwart prägt den heutigen Tag: Über den Stadthügel San Giusto mit der großen Festungsanlage mit römischen Spuren und wunderschönen Mosaiken geht es zum Museo d‘Antichità „J. J. Winckelmann“. Nach dieser Stippvisite geht es weiter nach Grado und Aquileia. Das Hafen- und Badestädtchen Grado, ehemals auf einer Insel gelegen, war ursprünglich der Seehafen des Patriarchats von Aquileia und erlebte zwischen dem 6. und dem 11. Jh. eine Blütezeit; aus dieser Epoche stammen die Kirche Santa Maria delle Grazie, das Baptisterium und der Dom. Das mehrere hundert Quadratmeter umfassende Fußbodenmosaik aus dem 6. Jh. ist ein kulturgeschichtlicher Glanzpunkt an der Adria. Das benachbarte Aquileia, ursprünglich die bedeutendere Stadt, bietet eine nach deutschem Vorbild entstandene hochromanische Basilika des 11. Jh., die mit Fußbodenmosaiken des 4. Jh. aufwarten kann. Grado war in der späten K.u.K.-Epoche einer der beliebtesten Ferienorte des Friaul und ist bis heute ein Ort der Muße.


Montag, 9. September 2024
Zeit für einen letzten, individuellen Spaziergang durch Triest und anschließend Transfer zum Flughafen. Rückflug mit Lufthansa von Triest (14.45 Uhr) nach Frankfurt (16.05 Uhr).

Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.

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