© Patrik Tschudin, Flickr

Bibel, Bhagavad Gita, Koran, Pali-Kanon …

Heilige Bücher: Kennzeichen, Gestaltung, Funktion

Viele Menschen meinen, zu einer Religion gehöre notwendig eine Heilige Schrift, in der verbindlich und kanonisch das Wissen über Gott oder die Götter, das Verhältnis von Diesseits und Jenseits sowie das „richtige“ menschliche Verhalten beschrieben ist.
Dieser Vorstellung entsprechen aber keineswegs alle Religionen. Einige kennen einen fließenden Übergang zwischen „verbindlichen“ und bloß „nützlichen“, lebensdienlichen Aussagen. Und nach wie vor gibt es auch Religionen, die mündlich weitergegeben werden. Gar nicht zu sprechen davon, dass die „Schriftgläubigkeit“ des Christentums visuellen Darstellungen einen weniger prominenten Rang einräumt als den Heiligen Büchern – was aber in anderen Religionen keineswegs genauso gesehen wird.
Heilige Bücher eröffnen also eine Fülle interessanter Perspektiven, die weit über den Bereich der Religion hinausführen. Ein besseres Verständnis dieser Schriften eröffnet einen Blick auf ihren Platz im kulturellen Kontext und ermöglicht somit auch ein Verständnis aktueller gesellschaftlicher und politischer Entwicklungen.

Samstag, 12. September 2020

14.00 Uhr
Heiligen Schriften als alleiniger Quell von Glaubensinhalten?
Heilige Schriften werden meist nach dem Modell der Bibel als eine besondere Kategorie von Text verstanden, deren Inhalte von einer Religionsgemeinschaft verbindlich geglaubt werden. Doch das ist nur ein Modell unter vielen anderen, die ebenfalls für sich Geltung und authentische Glaubensvermittlung beanspruchen.

15.30 Uhr
Kaffee- und Teepause

16.00 Uhr
Der „feine Unterschied“
Hebräische Bibel – Altes Testament und „biblische“ Gestalten im Koran
Das Alte Testament des Christentums und die Hebräische Bibel des Judentums haben dieselbe hebräische Textbasis – aber es sind zwei unterschiedliche Heilige Schriften. Zieht man auch die biblischen Traditionen des Koran in die Überlegungen mit ein, so zeigt sich, dass diese Texte erst durch ihren religiösen Kontext zu „Heiligen“ Schriften werden.

17.30 Uhr
„Nimm und lies!“
Eine Einführung
Für die erste Seminareinheit am Sonntag werden die dort besprochenen Texte vorgestellt und zur eigenen Vorbereitung verteilt.

18.00 Uhr
Abendessen

19.00 Uhr
Eine ganze „Bibliothek“ statt eines Buches
Offenbarungen hinduistischer Rishus, Worte des Buddha und des Konfuzius
Trotz der gängigen Bezeichnung „Pali-Kanon“ oder „daoistischer Kanon“ kommt Heiligen Schriften in den nicht-monotheistischen Religionen Süd- und Ostasiens eine andere Stellung zu als in den monotheistischen Religionen. Der Hinduismus unterscheidet zwar prinzipiell zwischen „Offenbarungsliteratur“ und „Erinnerungsliteratur“, aber in der Grenzziehung zwischen diesen beiden Kategorien gehen die hinduistischen Richtungen je eigene Wege. Auch im Buddhismus wird die Frage nach der Verbindlichkeit je nach Region und Tradition höchst unterschiedlich beantwortet.

21.15 Uhr
Ende des Veranstaltungstages

Sonntag, 13. September 2020

ab 7.00 Uhr
Frühstück für Übernachtungsgäste

8.00 Uhr
Gelegenheit zum Besuch eines katholischen Gottesdienstes in der Edith-Stein-Kapelle
Aufgrund der aktuellen Sicherheitsstandards ist ein Anmeldung erforderlich, entweder unter www.bit.ly/2SijQIQ oder durch Anruf im Pfarrbüro unter 02204 – 52424 (bis spätestens Freitag, 14 Uhr).

 9.30 Uhr
Begegnung mit Text und Vergleich
Bei allen Unterschieden im Detail gibt es in den Religionen doch sich stark ähnelnde Erzählungen. Anhand einiger prominenter Gegenüberstellungen geht es in dieser Einheit darum, gemeinsam Ähnlichkeiten und Unterschiede in Erzählungen aus Bibel, Koran und buddhistischen Lehrschriften zu identifzieren und zu erschließen.

11.00 Uhr
Kaffee- und Teepause

11.30 Uhr
Wirkungsgeschichten und „Demokratisierungen“ der Heiligen Schriften
Im politisch-nationalen Diskurs und der Populärkultur
Die Inhalte Heiliger Schriften waren lange Zeit Spezialwissen, das jedoch immer auch in den Alltag Eingang gefunden hat. Bilderzyklen, Anspielungen in der Folklore und Verarbeitung von Themen Heiliger Schriften in der „schönen“ Literatur gehören ebenso dazu wie ihre Nutzbarmachung für Politik und Nationalismus. Ihre heutige Medialisierung weist außerdem weit über ihren ursprünglich religiösen Kontext hinaus.

13.00 Uhr
Mittagessen

14.00 Uhr
Ende des Seminars

Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.

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