Den Tag ausklingen lassen mit Heinrich Heine in Paris
Mit Heinrich Heine in einer schönen Sommernacht auf der Spitze der Welt, wenn nicht gar auf der Spitze der Spitze, auf dem Pariser Pantheon einen Champagner zu trinken und über Gott und die Welt zu plaudern, wäre das nicht traumhaft?
Ja, die Weiber sind gefährlich, sagt er zur Begrüßung und fühlt sich doch geschmeichelt, dass eine deutsche Literaturwissenschaftlerin sich für ihn interessiert und für die Thomas-Morus-Akademie über ihn schreiben will.
Hat die Corona-Zeit Sie einsam gemacht, möchte ich gern wissen. Mit seiner französischen Frau Mathilde sei jeder neue Tag zu allen Zeiten überraschend und voller Leben, sie lächle seine Sorgen fort. Es helfe bei den Franzosen manchmal ein anderer Blick, der das Leben erträglicher mache, als schaue man durch rosarote Gaze. Und außerdem ginge es ihm wie dem lieben Gott im Himmel: Wenn der sich langweile, öffne er seine himmlischen Fenster und schaue auf die Boulevards von Paris. Sehen Sie auch jetzt wieder das bunte Gewimmel dort unten, zeigt mir Heine fasziniert sein Paris, das singende, springende schöne Paris, die Hölle der Engel, der Teufel Paradies. Es sei die leuchtende Hauptstadt der Welt, schauen Sie nur, wie von gegenüber die Laserstrahlen des Eiffelturms zu uns herüberleuchten!
An was er arbeite, frage ich ihn. An einem neuen Sommernachtstraum, der sei diesmal weder ein Bären- noch ein Fußballmärchen. Poetisch sei das neue Buch und politisch allemal: Es ginge noch immer um die große Vision, um Freiheit, Gleichheit und ein solidarisches Miteinander aller Menschen. Darauf stoßen wir an im Vaterland des Champagners und der Marseillaise.
Und da unser luftiges Zusammensein über den Dächern von Paris nichts anderes ist als Fantasie, ein letztlich lautloses Zwiegespräch, so glaubt man kaum, wie bei dem stummen zärtlichen Geplauder so schnell die Zeit verstreicht im schönen Traum der Sommernacht, gewebt aus Lust und Schauder!
1. August 2021 || ein Beitrag von Dr. Karin Füllner, Literaturwissenschaftlerin, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, ehrenamtliche Geschäftsführerin der Heinrich-Heine-Gesellschaft
Den Tag ausklingen lassen mit…
Mit Jesus über Gott und die Welt reden, mit Mahatma Gandhi über zivilen Ungehorsam debattieren, mit Jean-Paul Sartre philosophieren, mit Yoko Ono und Banksy über Kunst, mit Michelle Obama über Gerechtigkeit sprechen… bei einem Glas Wein oder einem Drink.
Es gibt unzählige Menschen, denen werden wir nie begegnen, die uns jedoch sehr faszinieren und mit denen wir uns gerne einmal austauschen möchten. Welche Fragen würden wir ihnen stellen? Welche Antworten würden sie geben? Was genau fasziniert uns an ihnen?
In unserer neuen Sommer-Reihe haben wir Personen, mit denen die Akademie verbunden ist, gefragt, mit wem sie gerne einmal den Tag mit einem Sundowner ausklingen lassen möchten.
Übrigens soll der Sundowner von der britischen Marine erfunden worden sein. Mit diesem Ritual sollte ein Austausch unter der Mannschaft stattfinden. Austausch, Gemeinschaft, Begegnung… danach sehnen auch wir uns.
Bildnachweis:
Pariser Pantheon: © Jean Marc, flickr