Pfingstmontag
Eine meiner biblischen Lieblingssätze findet sich im Römerbrief des Heiligen Paulus: „Denn nicht habt ihr empfangen einen Geist, um wieder zu dienen in Furcht, sondern habt ihr Geist empfangen, um Söhne (Kinder) zu sein, in dem Ruf: Abba, Vater. Der Geist selbst bezeugt unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind. (…) Wir sind zwar Erben Gottes, aber Miterben Christi, wenn wir wirklich mitleiden, damit wir auch mitverherrlicht werden mögen.“ (Röm 8, 15-17)
Welch eine wunderbare Zusage! Sie schlägt einen Bogen vom Tod Jesu am Kreuz, wo es heißt: „und er übergab seinen Geist“ (Joh 19,30) über die Auferstehung Jesu Christi bis zur Nachfolge und Taufe, in der bezeugt wird: „in der Taufe seid ihr eine neue Schöpfung geworden und habt Christus angezogen.“
Heiliger Geist, pneuma (grch.), ruach (hebr.), ist eine Wesenheit des dreieinigen Gottes: Dynamik, Dialog und Neu-Schöpfung sind damit verbunden. An wesentlichen Wendepunkten biblischer Erzählungen und des Evangeliums tritt ruach, pneuma, Heiliger Geist auf den Plan. Dies ist die innere Verbindung zum Schöpfergott.
Zurück zum Thema: zur Grundüberzeugung des Heiligen Paulus gehört es, dass jeder Getaufte, jede Getaufte, „in Christus Jesus“ ist.
Wenn Paulus einige Zeilen zuvor davon spricht, dass die in Christus nicht gemäß des Fleisches, sondern gemäß des Geistes leben (Röm 8,4), ist damit nicht gemeint, sich künstlich, asketisch von einem „anderen“, „fleischlich-sündigen“ oder „feindlichen“ Lebensumfeld abzugrenzen.
Sondern es meint einfach einen qualitativ neuen Seins-zustand, der den Menschen von innen her prägt: Vertrauen, Frieden, Gemeinschaft, Freundschaft mit Gott. Das „im-Geist-sein“ hebt den Menschen hinein in die Verbindung mit der schöpferischen Lebenskraft Gottes. In diesem neuen, bejahenden, vertrauensvollen Sein kann das Leben gestaltet werden.
Es ist kein Zufall, dass diese Perikope aus dem Römerbrief am heutigen Pfingstmontag gelesen wird.
Mit dieser Zusage ist jede, jeder dazu berufen, die Botschaft Jesu Christi zu verkünden, so wie es Jesus getan hat: mitten unter den Menschen in allen ihren Lebenssituationen und für die Menschen!
Wer kraft des Heiligen Geistes und in Christus Jesus von der Liebe Gottes, von der heilenden Kraft, vom Schöpfergott erzählt, den Leidenden Hoffnung und vielleicht ein Stück Er-Lösung verschafft und versucht, das Leben danach auszurichten, verkündet Gott und die Osterbotschaft in allen Sprachen und Zungen.
Dies wird die Welt von innen her verwandeln.
Bildnachweis:
Michael Wittenbruch, Pfarrbriefservice.de
6. Juni 2022 || ein Gedanke von Bettina Heinrichs-Müller, Diplom-Theologin, Verwaltungsangestellte Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Absolventin Netzwerk Diakonat der Frau, stellv. Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum Köln