„Die Liebe zu lernen ist die einzige wirkliche Lebensaufgabe, die wir haben.“
Der Termin für den Jahreswechsel am 1.1. ist noch nicht so alt. Erst im Mittelalter wurde er eingeführt, nachdem das Jahr lange im März begonnen hat. Der 1.1. wurde dabei bewusst genommen, weil er der achte Weihnachtstag und damit der Abschluss des eigentlichen Weihnachtsfestes war. Neujahr und Weihnachten sollten also zusammengehören.
Nun mussten wir schon zum zweiten Mal Weihnachten anders feiern, als wir es wollten. In unseren Kirchengemeinden gab es teilweise heftige Diskussionen und Auseinandersetzungen um die Zugangsregeln für die Gottesdienste. 2G oder 3G? Unsere Pfarrgemeinderäte haben unterschiedlich entschieden. Das haben viele nicht verstanden. Demokratie ist auch in der Kirche nicht einfach. Wir müssen mühsam lernen, mit verschiedenen Auffassungen zu leben und selber nicht klar zu wissen, was genau richtig oder falsch ist.
Die Pandemie zwang uns in den Kirchen zu Vorsichtsmaßnahmen, die nicht zu der offenen Kirche passen, die wir hier gerne sein würden. Wir alle erfahren so etwas im Moment auf ganz verschiedene Weise. Die Einschränkungen in anderen Bereichen haben viele von uns, Groß und Klein, an ihre Grenzen gebracht. Dazu kommen die vielen anderen Krisen, die letztlich alle zusammenhängen; die vielen Streitereien; manche Unzufriedenheit kocht hoch. All das wühlt uns auf.
In dieser Wirklichkeit voll inneren Unfriedens erreicht uns die Botschaft von Weihnachten, die das Lied „Tochter Zion“ so auf den Punkt bringt: Ja, er kommt, der Friedensfürst! Das klingt schön, aber was bedeutet das? Es ist kein leerer Wunsch und kein Rückblick auf etwas, was vor 2000 Jahren geschah. Es geht um etwas, was heute passiert. Der Ort ist nicht Bethlehem, sondern bei uns. In unseren Herzen will etwas aufbrechen, und das gerade angesichts der heutigen Lage.
Ich finde es in folgenden Worten auf den Punkt gebracht: „Gott in seiner Güte hat mich in die Schule seiner Liebe geführt, im Gefängnis, damit er mich dort lehrte, wirklich alle Menschen zu lieben.“ Das bekennt nach sechs Jahren Kerkerhaft durch das kommunistische Regime Áron Márton (1896-1980), katholischer Bischof von Siebenbürgen (Rumänien), den ich persönlich sehr schätze.
Also könnte die Frage am Beginn des Jahres lauten: Wie können die widrigen Umstände, die wir jetzt durchleben, die uns äußerlich einschränken, für uns zu einer Schule der Liebe werden? Die Liebe zu lernen ist die einzige wirkliche Lebensaufgabe, die wir haben, und da geschieht doch wirklich großartiges unter uns!
Lassen wir uns von innen her berühren, wo in unseren Herzen etwas im Anbruch ist! Dieser Gegenwart in Stille nachzuspüren, schafft Veränderung und schenkt Geist und Kraft. Nutzen wir die immer neue Chance zu so einer echten Weihnachtserfahrung auch nach der Weihnachtszeit.
Um diese Gedanken zu vertiefen, lade ich Sie ein, mit uns die Kölner Weihnachtskirche St. Maria im Kapitol im Rahmen der Geistlichen Erkundung am Dienstag, den 15. März 2022 um 19.00 Uhr zu erleben. Romanische Kirchen haben eine Botschaft, sie bilden die geistliche Dimension des menschlichen Körpers ab und möchten in uns etwas auslösen!
15. März 2022 (Di.)
Versteckt in der Kölner Altstadt: Die größte romanische Kirche Kölns
St. Maria im Kapitol
Geistliche Erkundung
Bildnachweis:
Tim Foster, Unsplash, gemeinfrei
16. Januar 2022 || ein Beitrag von Pfarrer Dr. Meik Schirpenbach, Leitender Pfarrer für alle Pfarreien der Katholischen Kirche in Grevenbroich und Rommerskirchen