Der Blick nach innen. Spiritualität Raum geben
In meinem Alltag lebe ich von der Rückbindung an Gott. Ohne Zeiten der Stille, des Gebets oder der Mitfeier des Gottesdienstes – sonntags wie werktags – kann ich mir mein Leben nicht vorstellen. Glaube und Kirche hatten immer schon untrennbar voneinander einen Platz in meinem Leben – da kann mich auch nicht wirklich irritieren, dass das „himmlische Bodenpersonal“ gerade keinen leichten Stand hat und ich meine Haltung – auch mein Festhalten an Altvertrautem – immer wieder erklären, wenn nicht gar rechtfertigen muss. Ich will mir diese Kraftquelle, die mir schon ein Leben lang als Orientierung dient und seit Kindheitstagen fest in meiner Biografie verankert ist, nicht klein reden, geschweige denn nehmen lassen. Erst recht nicht, weil es gerade Mainstream ist.
Nach wie vor geht mir das Herz auf, wenn ich eine fundierte Predigt höre, mir jemand etwas von seinem Glauben abgibt und auf diese Art Wegweiser ist. Eine ganz eigene spirituelle Tiefe offenbart sich mir immer wieder über die Musik. Das können Taizé-Klänge und Orgelbrausen genauso sein wie Mozart-Messen, Oratorien oder ein „Großer Gott, wir loben dich“ am Ende einer Festmesse. Musik ist für mich das Tor zum Himmel, ein spiritueller Horizont, von dem ich nicht genug bekommen kann. Dann weiß ich, dass es da etwas gibt, was über mich hinausweist, weil die Schönheit von Musik mitunter unfassbar ist, heiligen Raum schafft, nach dem meine Seele sich sehnt. Sie schenkt Andacht und Ruhe, Erhabenheit und Euphorie, Trost und Gewissheit, dass ich geliebt bin. Musik ist für mich ein ganz persönlicher Gottesbeweis.
Der Blick nach innen. Spiritualität Raum geben
Viele spüren eine Sehnsucht nach neuen Formen von Kirche und Glauben. Die tradierten Stile, Rituale und Formate sprechen nicht mehr an. Aus dieser Sehnsucht entstehen bereits viele neue Formen von Spiritualität. Diese kann Halt und Orientierung in einer zunehmend unübersichtlichen Welt geben. Doch jeder versteht etwas anderes darunter. Was glaube ich? Was hoffe ich? Was ist der Spirit in meinem Leben?
Im Advent berichten Menschen, die mit der Akademie verbunden sind, von verschiedenen Formen der Spiritualität in ihrem Alltag.
3. Dezember 2023 || ein Beitrag von Beatrice Tomasetti, Journalistin