Eine facettenreiche Reise durch Georgien

Zwischen Kaukasus und Schwarzem Meer (Teil II)

Dienstag, 9. Juli 2024

Im Herzen Swanetiens

“Jedes Wetter hat seinen Reiz, seine Schönheit und seine Eigenart.” – das wusste schon Johann Wolfgang von Goethe. Trotzdem gilt der Blick der Reiseleitung dieser Tage immer häufiger diverser Wetter-Apps, denn in den kommenden beiden Tagen haben wir Großes vor: Auf 2 200 Metern Höhe gelegen und umgeben von Berggipfeln in ewigem Eis liegt Uschguli („mutiges Herz“), das höchste dauerhaft besiedelte Dorf Europas. Das aus mehreren Siedlungen bestehende malerische Ensemble bietet – bei klarer Sicht – freien Blick auf den höchsten Berg Georgiens, den Schchara (5 068 m), und fasziniert durch seine mittelalterlichen Wehrtürme. Seit 1996 gehört die Siedlung zum Weltkulturerbe der UNESCO. Die Fahrt von Mestia nach Ushguli erfolgt aufgrund der Straßenbedingungen im letzten Streckenabschnitt ausschließlich per Geländewagen. Die endlosen Serpentinen belohnen jedoch nicht nur mit grandiosen Ausblicken, sondern auch mit idyllischer Ruhe und Abgeschiedenheit mitten in den Bergen.

 

Mittwoch, 10. Juli 2024

Berge, wohin man schaut

Im Herzen Swanetiens geht die Fahrt erneut mit Geländewagen zum 1 850 Meter hoch gelegenen Dorf Tschalaadi. Von hier führt eine Wanderung zu den Ausläufern des eindrucksvollen Tschalaadi-Gletschers, Quelle des Flusses Mestia-Chala. Bevor die eigentliche Wanderung startet, müssen jedoch alle Teilnehmenden eine etwas abenteuerliche Hängebrücke überqueren. Die reine Wanderzeit beträgt anschließend ca. drei Stunden. Die ca. 250m Höhenunterschied bewältigen alle mit einer sagenumwobenden Teamleistung. Es werden Hände gereicht, Stöcke getragen und Proviant geteilt. Der verbleibende Nachmittag steht zur freien Verfügung: Von einer Seilbahnfahrt auf den Zuruldi-Berg, über den Besuch eines Swanetischen Turmes in Mestia bis hin zu einer individuellen Pause im Hotel … jede und jeder genießt noch einmal die herrliche Bergluft und das beschauliche Dasein in der Bergstadt Mestia.

Donnerstag, 11. Juli 2024

Vom Hochgebirge zum Schwarzen Meer

Von Swanetien führt die Fahrt zurück über eindrucksvolle Straßen und Landschaften in die Ebene von Poti. Entlang des Flusses Enuri und der Grenze zu Abchasien liegt die Stadt Sugdidi mit seinem märchenhaften Dadiani Palast, ehemaliger Mittelpunkt des westgeorgischen Fürstentums Mingrelien. Weiter geht die Reise an der Hafenstadt Poti vorbei bis vor die Tore von Batumi, das wir am Abend erreichen. Größer könnte der Kontrast nach der idyllischen Bergwelt nicht sein. Batumi, das ist das Las Vegas Georgiens, eingebettet zwischen Schwarzem Meer und hügeligen, subtropischen Wäldern der Provinz Adscharien.

Freitag, 12. Juli 2024

Metropole am Ostufer des Schwarzen Meers

Die wunderbare Lage des Hotels direkt am Strand nutzen einige Teilnehmende zu einem frühen Bad im Schwarzen Meer: bei 25° Außentemperatur um 7.15 Uhr eine wahre Wonne! Anschließend geht es bei hochsommerlichen Temperaturen und schwül-warmer Luft zu Fuß über die Küstenpromenade in die Altstadt, die zwischen modernen Hochhäusern und teilweise futuristischer Architektur beeindruckt. Der Weg führt u.a. zur historischen Kathedrale und dem zentralen Era-Platz. Am Nachmittag suchen wir Zuflucht im eindrucksvollen und weitläufigen Botanischen Garten Batumis, der die klimatischen Bedingungen hier erträglich werden lässt.

Für eine detaillierte Ansicht einfach auf die Bilder klicken.

Samstag, 13. Juli 2024

Vom Schwarzen Meer zum Canyon Georgiens

Am Morgen führt der Weg zunächst in Richtung Südgrenze Georgiens (unmittelbar zur Türkei) zur Besichtigung der Ausgrabungen und Mauern der Festung Gonio. Hier können das Thermalbad und die Aquäduktpipelines aus der Römerzeit betrachtet werden.

Anschließend heißt es, Abschied nehmen, vom Schwarzen Meer. Auf der Fahrt nach Kutaisi ergibt sich noch ein Zwischenstopp im Dorf Gori, in der nach wie vor ein bizarrer Kult um Josef Stalin, der hier geboren wurde, herrscht. Nach einem stärkenden Picknick lädt anschließend eine eindrucksvolle Karst- und Basaltlandschaft zu einer Wanderung (ca. 2 Stunden) oberhalb des Okatse Canyons ein.

 

Spektakuläre Ausblicke in die Landschaft, die von der Kraft von Wasser und Erosion geprägt ist, belohnen für den schweißtreibenden Aufstieg und den abenteuerlichen Gang über die schwebenden Gitterroste. Am späten Nachmittag erreichen wir erschöpft aber glücklich erneut die Stadt Kutaisi.

Sonntag, 14. Juli 2024

Zurück nach Tbilisi: „Stadt, die dich liebt“

Unsere Reise neigt sich langsam dem Ende: Von Kutaisi geht es zur Festungs- und Höhlenstadt Uplisziche, die auf einem Felsplateau liegt. Schon früh entwickelte sie sich zu einem wichtigen Handelszentrum an der Seidenstraße und noch heute erhebt sich am höchsten Punkt die Fürstenkirche aus dem 10. Jahrhundert. Ein letztes Mal wagen alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen gemeinschaftlichen Aufstieg über Fels und Stein.

Anschließend fahren wir weiter in die Hauptstadt Tbilisi, Anfangs- und Endpunkt unserer langen und schönen Reise durch den Kaukasus.

Das Abschlussessen nehmen wir über den Dächern der Altstadt ein und werden mit einem spektakulären Sonnenuntergang und vielen bewegenden und sehr persönlichen Worten verabschiedet. Abschied nehmen heißt es nun auch für die Autorin: während die Gruppe noch in der Nacht über München zurück nach Frankfurt fliegt, besteige ich einen Bus, der mich auf dem Landweg von Tbilisi nach Yerevan, in die Hauptstadt Armeniens, bringen soll.

Auf dem Weg dorthin bleibt Zeit, über das Erlebte der letzten 10 Tage nachzudenken und wie tief die georgische Kultur verwurzelt ist in Traditionen und Geschichte. Die Gelegenheit, die georgische Küche zu genießen, traditionelle Tänze und Musik zu erleben und die vielen historischen Stätten zu besichtigen, ist auch bei meinem zweiten Besuch in dieser noch jungen Republik ein eindrucksvolles Erlebnis. Von den majestätischen Gipfeln des Großen Kaukasus bis zu den grünen Weinbergen Kachetiens bietet das Land eine beeindruckende natürliche Kulisse, die sowohl für Naturliebhaber als auch für Abenteurer viel zu bieten hat. Unsere Exkursionen in die Berge und Besuche der Nationalparks waren sicherlich Höhepunkte der Ferienakademie, die uns die Schönheit und Einzigartigkeit der georgischen Natur näherbrachten. Aber auch das Erlebnis der Boomtown Batumi wird mir lange in eindrucksvoller Erinnerung bleiben, ebenso wie die durchweg positive Ausstrahlung der jungen Menschen in Städten wie Kutaisi und Tbilsi, die nur einen Wunsch verspüren: die Einheit mit Europa und den Eintritt Georgiens in die EU. Es bleibt zu hoffen, dass das Land rechtzeitig noch den Turnaround schafft, denn es steht nichts geringeres auf dem Spiel als die Zukunft der nächsten Generationen!

19. Juli 2024 || ein Beitrag von Sandra Gilles, Leiterin Referat Ferienakademien

Sandra Gilles - Leiterin Ferienakademien - Thomas-Morus-Akademie Bensberg_