„Mag ik dan bij jou?“
Hätte dieser Beitrag vor Aschermittwoch erscheinen sollen, dann hätte ich ein Karnevalslied gewählt und die Wahl wäre mir schwer gefallen. Doch da es ein Beitrag für die Fastenzeit ist, habe ich mich schnell und leicht entschieden, und zwar für einen Chanson in Niederländisch. Geht das überhaupt? Ja, es ist nicht leicht, aber es geht. Hören Sie einfach rein.
Der Titel ist eine Frage: Darf ich zu Dir kommen? Die Umstände, die das fragen lassen, werden in den zweieinhalb Strophen des Liedes aufgezählt. Die Aufzählung umfasst die ganze Bandbreite des Lebens, also nicht nur Notsituationen, obgleich es mit einer solchen anhebt: Wenn es Krieg gibt und ich mich verstecken muss, darf ich dann zu Dir kommen? Doch gleich danach weitet sich der Aspekt von Schutz vor etwas auf das ganze Leben aus: Wenn ich mich von einer Gruppe distanzieren will, wenn ich etwas gegen meine Überzeugung tun soll, wenn ich jemand sein soll, der ich nicht bin – darf ich dann zu Dir kommen und mich verbergen? Und wenn ich dann weine, trocknest Du meine Tränen? Denn wenn ich bei Dir sein darf, dann darfst Du auch immer zu mir kommen, ich werde Dir stets ein Zimmer freihalten. Das Zimmer kann ein konkretes sein, ist in jedem Falle aber als Freiraum gemeint, den wir oft suchen.
Auch die zweite Strophe beginnt mit einer konkreten Bedrohung: Wenn ein Unwetter kommt und ich dann Angst habe, darf ich dann … So wie es bei einem Unwetter dunkel wird, bricht auch am Abend die Dunkelheit über uns ein und ich kann mich ängstigen. Unwetter und Abend sind jedoch auch deutungsoffen auf Umstände des Lebens hin. Im Folgenden wendet sich das Lied dann sich ins Positive: Wenn ich mich im Frühling verlieben sollte und ich bin mir sicher, darf … Auch die zarten, intimen Gefühle brauchen einen Schutzraum beim anderen.
Die dritte Strophe ist nur noch eine halbe und mit ihr endet das Chanson auch, ohne den Refrain noch einmal aufzugreifen: Wenn es mit mir zu Ende geht und ich dann Angst habe und allein bin, darf ich dann zu Dir kommen?
Die Klavier- und Streicherbegleitung unterlegt einen gehaltvollen Text mit einer sanften Begleitung und überlässt ihm den Vordergrund.
LIEBLINGSLIEDER | UNSERE REIHE IN DER FASTENZEIT 2024
Wie wichtig ist Musik? Wie wichtig ist Luft zum Atmen?! Überlebenswichtig also. Wir können sie nicht greifen, aber wir fühlen sie, wir hören sie. Musik weckt Lebensfreude.
In der Fastenzeit sprechen wir mit ganz unterschiedlichen Menschen über ihre prägenden Songs und die dazugehörigen Momente, egal, ob Popsong, Schlager, Volkslied oder Evergreen. An jedem Fastensonntag veröffentlichen wir in unserem Blog ein persönliches Lieblingslied. Lesen Sie hier spannende Ausführungen, Wissenswertes und mehr über die Freude an Musik.
24. März 2024 || ein Beitrag von Pfarrer Thomas Frings
Thomas Frings studierte Theologie, Kunstgeschichte und Klassische Archäologie. Nach seiner Priesterweihe 1987 war er von 1991 bis 2016 Pfarrer im Bistum Münster. Seine Amtsniederlegung im Frühjahr 2016 und sein Buch „Aus, Amen, Ende?“ (2017) machten ihn deutschlandweit bekannt. Seit 2018 ist Thomas Frings Priester in Köln.