Stolze Bürger und würdevolle Patrizier
Reformation und Renaissance in Frankfurt
Der Übergang vom Spätmittelalter in die Frührenaissance bringt große Veränderungen mit sich. Vom theozentrischen Weltbild geht es im Sinne der Antike in den Humanismus. Die Wiederbelebung antiker Werte in Gesellschaft und Politik rückt mehr und mehr in den Vordergrund. Vor allem künstlerisch hat dieser Wandel deutliche Spuren hinterlassen. Das Frankfurter Städel Museum widmet dem veränderten Weltbild in Kooperation mit dem kunsthistorischen Museum in Wien eine umfangreiche Ausstellung mit dem großen Hans Holbein dem Älteren im Zentrum. Nicht nur die Kunstwerke dieser Zeit werden hier in verschwenderischer Fülle zu sehen sein. Auch die Stifter, in den vorangegangenen Jahrhunderten noch unsichtbar, werden hier sichtbar – als Stifterfiguren im Altar oder festgehalten in Öl auf Leinwand als Porträt. Teils spektakulär, teils verborgen sind die Denkmale, die die Stadt Frankfurt aus dieser Epoche noch besitzt: der Turm des Kaiserdomes wächst im 16. Jahrhundert in den Himmel und die Kaufmannshäuser der Altstadt werden immer prunkvoller. In kleinen Kapellen finden sich Juwelen der Zeit, im Klosterhof der Karmeliter gar ein monumentaler Freskenzyklus. Und die Sammlungen des Historischen Museums Frankfurt ordnen all dies in die Stadtgeschichte ein: vom Geldwesen über die Reformation bis hin zur Krönungszeremonie des Kaisers im Heiligen Römischen Reich.
Ihr/e Reiseleiter/in
Freitag, 10. November 2023
Willkommen im Nordend!
Individuelle Anreise zum Hotel Villa Orange in Frankfurt am Main.
15.00 Uhr I Begrüßung durch Dr. Andreas Thiel und Einführungsvortrag
Von der Franken Furt zu Bankfurt - ein Streifzug durch Frankfurts Geschichte
Einiger römischer Ruinen ungeachtet, beginnt Frankfurts Geschichte neu vor rund 1230 Jahren mit einem politischen Großereignis: Karl der Große beruft im Jahr 794 eine große Reichsversammlung in die Pfalz am Main, die dabei erstmals aktenkundig wird. Die Stauferkaiser privilegieren im 13. Jahrhundert den Ort als herausragenden Messeplatz, Frankfurt wird durch seine Kaufleute und Fernhändler reich. Kein Bischof, kein Herrscher, sondern die stolzen Bürger der Stadt stiften den Klöstern und Kirchen die Altäre. Sie errichten repräsentative, jüngst wiedererstandene Handelshäuser und lassen sich von den ersten Künstlern des Reiches porträtieren. In Spätmittelalter und früher Neuzeit wird Frankfurt so auch reich an Malerei, moderner Buchkunst und Kunsthandwerk. Nach den Wirren der Reformationszeit gelingt es der Stadt schließlich, Wahl und Krönung des Römischen Kaisers in ihre Mauern zu holen. Mit dieser Haupt- und Staatsaktion nobilitiert sich des „Reiches Geldbörse“ gleichsam selbst. Im Barock erstarrt die bürgerliche Gesellschaft, aber „Franckfurt bleibt das Nest“ – nicht allein für Johann Wolfgang Goethe aus dem Großen Hirschgraben, auch für viele Bankiers-Dynastien, von den Brentanos über die Rothschilds, Bethmanns bis zu den Metzlers – würdige Nachfahren der Handelsherren aus der deutschen Renaissance.
Samstag, 11. November 2023
Holbein und die Renaissance im Norden
Gemeinsam mit dem Kunsthistorischen Museum Wien präsentiert das Frankfurter Städel Museum die große Ausstellung „Holbein und die Renaissance im Norden“ mit Meisterwerken von Hans Holbein dem Älteren und Hans Burgkmair dem Älteren im Zentrum. Ob riesenhafte Altäre oder repräsentative Porträts – die Werke aus Augsburg, Frankfurt und anderen Kunstzentren der Epoche bilden ein vielschichtiges Gesellschaftsbild und eine spannende Stilentwicklung zwischen Spätgotik und Reformation ab. Albrecht Dürer und Matthias Grünewald, aber auch die Alten Niederländer sind die Fixsterne, denen Holbein und Burgkmair folgen.
Vom Paradiesgärtlein zu Goethe in der Campagna
Der Kaufmann und Bankier Johann Friedrich Städel legte zu Anfang des 19. Jahrhunderts den Grund für Frankfurts wohl bedeutendste Kunstsammlung. Niederländische und flämische Meister, eine bedeutende Sammlung Italiener und herausragende Bestände deutscher und französischer Malerei des 19. Jahrhunderts sind die Glanzlichter, aber Tischbeins „Goethe in der Campagna“ ist der absolute Liebling vieler Besucherinnen und Besucher. Die Führung macht mit den Höhepunkten des Hauses aus allen Schulen und Zeiten bekannt.
Ausgangspunkt für die Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela
In den letzten Jahren sehr aufwendig restauriert, gehört die St. Leonhardskirche am
Mainufer heute wieder zu den wenigen originalen Juwelen vergangener Tage in der Altstadt von Frankfurt. Romanische Anfänge wurden gotisch verändert und die Bürger Frankfurts haben den kleinen Bau mit reichen Stiftungen ausgestattet. Einst ein wichtiger mitteleuropäischer Ausgangspunkt für die Wallfahrt nach Santiago de Compostela, lagen hier in vormodernen Tagen in der Sakristei die Dokumente und Privilegien der Freien Reichsstadt bis hin zur Goldenen Bulle des Kaisers Karl IV. in der Obhut des Heiligen.
Sonntag, 12. November 2023
Gelegenheit zum Besuch eines katholischen Gottesdienstes.
Bürgerliche Sammlung und weltpolitische Perspektive
Das neue Historische Museum Frankfurt präsentiert die Stadtgeschichte von der Stauferzeit bis in die Moderne. Erhalten hat sich im Saalbau eine Kapelle aus der Stauferzeit, neu entdeckt wurde bei Bauarbeiten die Kaimauer des Mainhafens aus dem 13. Jahrhundert. Im preisgekrönten Neubau werden die Geld-, Religions- und Gesellschaftsgeschichte aufgefächert – der historische Hintergrund der Malerei aus dem Städel Museum.
Mit Dürers Helleraltar findet sich hier ein weiterer Höhepunkt aus dem alten Frankfurt.
Das Haus „Zur Goldenen Waage“ in der Neuen Altstadt
In der neu gestalteten Altstadt zwischen Römer und Kaiserdom sind in den letzten Jahren einige der kriegszerstörten prunkvollen Kaufmannshäuser rekonstruiert worden. In der Goldenen Waage zeigt das Museum die Lebenswelt der reichen Kaufleute und Bankiers aus der Spätrenaissance.
Montag, 13. November 2023
Frankfurts letztes Zeugnis der Klosterkultur
Das Karmeliterkloster, heute der Sitz des Stadtarchivs und des Archäologischen Museums, hat sich als einziges mittelalterliches Kloster Frankfurts in Teilen erhalten. Der Kreuzgang ist mit einem umfangreichen Freskenzyklus aus der Renaissance geschmückt, den Wandbildern des Jerg Rathgeb aus dem frühen 16. Jahrhundert. Die Szenen aus den Evangelien sind einzigartig und weitgehend unbekannt. Mit ihnen schließt sich der von der Städelausstellung ausgehende Blick auf die historische Bedeutung des alten Frankfurts.
Wahl- und Krönungsort der Kaiser
Mit dem Mittagsläuten gilt schließlich dem Kaiserdom noch ein kurzer Besuch. In der riesigen Halle wurden die Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gekrönt. Zu diesem Anlass versammelten sich die Kurfürsten in der bescheidenen Wahlkapelle und die Großen des Reiches waren Zeugen des heiligen Geschehens, nicht ohne die hohe Politik und das Geschäftemachen darüber zu vergessen.
Verabschiedung am Römerberg und individuelle Heimreise (ab ca. 12.30 Uhr)
Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.