Auf ein Wort mit … Dr. Hannes Höfer
Lieber Herr Dr. Höfer, seit dem 1. Juni sind Sie Geschäftsführer der Goethe-Gesellschaft in Weimar e.V. Wie kamen Sie zu Goethe und insbesondere zur Goethe Gesellschaft?
Zu Goethe kommt man ja automatisch in der Schule. In meinem Studium der Literaturwissenschaft spielte er auch eine große Rolle. Ich habe nach dem Studium an der Universität gearbeitet. Forschen und lehren haben mir große Freude bereitet, aber die organisatorische und konzeptuelle Arbeit in einer Kulturinstitution hat mich auch schon immer gereizt. Als Literaturwissenschaftler lag eine literarische Gesellschaft nahe. Und dass ich nun gleich für die größte literarische Gesellschaft in Deutschland und mit Goethe zu einem der einflussreichsten Schriftsteller arbeiten darf, macht mich sehr glücklich.
Geschäftsführer der Goethe-Gesellschaft ist ein Fulltime-Job, aber: was genau macht man denn da den ganzen Tag? Was hat Sie bisher an Ihrem neuen Arbeitsalltag überrascht?
Die Goethe-Gesellschaft veranstaltet zusammen mit der Thomas-Morus-Akademie die Goethe-Akademien, mit anderen Kooperationspartnern organisieren wir eine Vortragsreihe, veröffentlichen ein dickes Jahrbuch und eine Schriftenreihe, bieten ein Stipendienprogramm für Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler an, planen gerade neue Formate zur Fortbildung für Lehrerinnen und Lehrer und berichten über all das auf unserer Website. Neulich sagte ein Stipendiat zu mir, es sei für ihn völlig unglaublich, dass hinter all dem nur zwei Leute stünden. Das ist ein wirklich schönes Lob für meine Kollegin Jessica Krey und mich, aber es stimmt natürlich in dieser Form nicht. Ohne unsere Kooperationspartner und unsere vielen engagierten Mitglieder könnten wir das nicht stemmen. Und deren Engagement kennt wirklich keine Grenzen. Erst diese Woche kam eine Dame bei uns in der Geschäftsstelle vorbei und brachte einen Kuchen, den sie selbst gebacken hatte. Das war für uns eine leckere Überraschung!
Sie haben Germanistische Literaturwissenschaft, Philosophie und Neuere Geschichte an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena studiert. Ihre Doktorarbeit beginnt mit den Worten: „Was haben Johann Wolfgang von Goethe und Diego Maradona gemeinsam? – Beide mythologisieren.“ Nicht auszudenken, was alles möglich wäre, wenn deutsche Lyrik tatsächlich so populär wie Fußball wäre – vor allem bei der jüngeren Generation. Welche „Chancen“ räumen Sie Goethe heutzutage noch ein; wie gedenken Sie, den sicherlich notwendigen Nachwuchs für die Goethe Gesellschaft zu sichern?
Wie populär Lyrik ist, kann man erleben, wenn auf Hochzeiten oder einem runden Geburtstag ein paar Verse auf das Brautpaar, die Jubilarin oder den Jubilar vorgetragen werden. Leider greift nicht jeder Gelegenheitsdichter zu einem Lyrikbändchen, die Verkaufszahlen sind überschaubar. Romane hingegen werden aber doch deutlich mehr gekauft als Fußballtickets oder Abos für Sportkanäle. Insofern mache ich mir um die Popularität von Literatur überhaupt keine Sorgen. Und wer sich für Literatur interessiert, wird um Goethe nicht herumkommen. Für diese Menschen, unabhängig von ihrem Alter, möchte die Goethe-Gesellschaft gern da sein. Wer Fragen zu Goethe und seinem Werk hat, sei es im Schulunterricht, an der Uni oder privat, sollte zu uns kommen. Wir helfen gern weiter. Und wir bieten den Raum, in dem Goethe-Interessierte zusammenkommen und sich austauschen können.
Sie haben doch sicher ein Lieblingswerk Goethes – welches ist es und warum fasziniert Sie dieses mehr als andere?
Tatsächlich habe ich kein Lieblingswerk. Ich lese einfach gern.
Nun bin ich neugierig: was liest der Geschäftsführer der Goethe-Gesellschaft denn außer Goethe?
Morgens die Tageszeitung, in der Mittagspause Neuigkeiten im Netz und am Abend einen Roman.
Lieber Herr Dr. Höfer, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
Das Interview führte Sandra Gilles, Teamleiterin Referat Ferienakademien
Herzliche Einladung, den Reiz der Lyrik Goethes unter fachkundiger Leitung des neuen Geschäftsführers der Goethe-Gesellschaft in Weimar e.V., Dr. Hannes Höfer, (neu) zu entdecken!
29. September bis 2. Oktober 2022 (Do.-So.)
“Spuren einer Existenz”
Goethes Gedichte
Goethe Akademie in Weimar
Einmal im Monat erscheint „Auf ein Wort mit…“ und stellt interessante und engagierte Personen vor, mit denen die Akademie auf unterschiedliche Weise verbunden ist. Gesprochen wird über Gott und die Welt, über Kunst und Kultur, über Aktuelles aus Gesellschaft und Kirche ….
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4. September 2022 || ein Gespräch mit Dr. Hannes Höfer, Geschäftsführer der Goethe-Gesellschaft in Weimar e.V.