Artus und Excalibur – alles nur Legende?
Die Wahrheit über die mittelalterliche Tafelrunde
Artus! Kaum ein Name oder ein Begriff des Mittelalters hat eine solch virulente, langlebige und anhaltende Rezeptionsgeschichte zu verzeichnen wie dieser. König Artus, sein Ritter Lancelot, die Tafelrunde und das Schwert Excalibur sind genau wie der heilige Gral noch heute unverzichtbare Teile eines magischen Ganzen. Ein Zauber, der seit über tausend Jahren fortlebt, sei es in den zahlreichen Mittelaltermärkten, sei es in immer neuen Verfilmungen oder Fantasy-Romanen, die sich aus diesem Fundus bedienen.
Welche Qualitäten und Bedingungen braucht eine Legende, um derart dauerhaft die Zeiten zu überstehen? Was ist das über Zeiten, Sprachen und Nationen hinweg Einende, das König Artus in Großbritannien und Frankreich ebenso populär sein lässt wie bei uns? Und was ist zum Schluss der wahrhaftige Kern dieser Sage – gab es Artus wirklich?
Diesen Fragen geht das Seminar auf Basis vieler Texte und Quellen, aber auch im musikalischen Vortrag des Referenten Dr. Wagner, der Germanist und studierter Musiker ist, nach.
Herzliche Einladung zu diesem literaturgeschichtlichen Seminar nach Bensberg!
Ihr/e Referent/in und Tagungsleitung
Samstag, 18. Dezember 2022
14.00 Uhr
Wer ist Artus?
Legende und Wahrheit
Die Quellen zu Artus reichen bis in das 9. Jahrhundert zurück und gehen in die Tausende. Die frühesten Chroniken erwähnen Artus nebenbei als schlagkräftigen Kriegsfürsten, spätere Ausgestaltungen erweitern die spärlichen Nachrichten zu einer umfassenden Legende. Nicht erst für uns stellte sich dabei die Frage, wer Artus eigentlich ist und welche Elemente „wirklich“ zu seiner Geschichte gehören. Angefangen bei der Historia Brittonum von Nennius bis hin zu rezenten Artusfilmen spannt sich ein weiter Bogen über das Faszinosum Artus, und bei aller Differenz im Einzelnen ist eines immer gleich: Entworfen wird stets der „wahre Artus“.
16.15 Uhr
Kaffee- und Teepause
16.30 Uhr
Vom Kriegsfürsten zum Standbild
Von Artus erzählen
Mit Hartmann von Aue beginnt im deutschsprachigen Raum Ende des 12. Jahrhunderts die Artus-Epik: Die Romane „Erec“ und „Iwein“ erzählen von den Abenteuern der titelgebenden Ritter, die immer wieder den Weg von Artus kreuzen. Irritierend dabei ist, dass Artus selbst weitestgehend passiv bleibt und eher zu einer statischen Institution wird – ganz im Gegensatz zu der Vitenlegende, die die Chroniken zeichnen. Warum wird Artus in den Erzählungen zunehmend als passiv dargestellt? Und warum bleibt er dennoch – oder deswegen? – zentraler Bezugspunkt seiner Ritter? Der Erec-Roman gibt ein ideales Beispiel für eine Erzählweise von Artus, die über zweihundert Jahre ein sicheres Erfolgsrezept bleiben wird.
18.00 Uhr
Abendessen
19.15 Uhr
Iwein Löwenritter
Erzählte Geschichte
Auch Romane wurden im Mittelalter szenisch aufgeführt.
Ein Zeugnis dafür und wahrscheinlicher Aufführungsraum vor allem eines Artus-Romans ist das sogenannte „Ywain-Zimmer“ von Burg Rodenegg in Südtirol aus dem 13. Jahrhundert: Prächtige Wandgemälde, die alle vier Wände eines Raumes bedecken, erzählen die Geschichte von Iwein, dem Ritter mit dem Löwen, und bieten vielfältige Möglichkeiten seiner Aufführung. Anhand einer Rekonstruktion der stark beschädigten Fresken können Aufführungsweisen des mittelalterlichen Artus-Romans – dramatisiert, skandiert, gesungen – auch
heute noch dargeboten werden.
21.30 Uhr
Ende des Veranstaltungstages
Sonntag, 18. Dezember 2022
ab 7.00 Uhr
Frühstück für Übernachtungsgäste
8.00 Uhr
Gelegenheit zum Besuch eines katholischen Gottesdienstes in der Edith-Stein-Kapelle
9.45 Uhr
Wohl und Wehe eines genialen Wurfs
Hugo Kuhns Doppelwegmodell
Der Mediävist Hugo Kuhn schrieb Mitte des 20. Jahrhunderts Forschungsgeschichte: Er schuf ein Strukturmodell, mit dessen Hilfe die zuvor als recht bieder und schlicht erachteten frühen Artusromane Hartmanns von Aue differenziert interpretiert werden konnten. Der Forschung eröffnete sich eine Epoche faszinierender und komplexer Interpretationen, was schließlich aber auch zu Lähmung und Stagnation führte. Der „Doppelweg“ gibt einen faszinierenden Einblick sowohl in
die Textinterpretation als auch in die Forschungsgeschichte der Mediävistik und bleibt – bei aller notwendigen Kritik – eine Sternstunde der Literaturwissenschaft.
11.15 Uhr
Kaffee- und Teepause
11.30 Uhr
Artus on stage
Gesellschaftsspiele in Mittelalter und Moderne
Was gegenwärtig eher als Hobby auf Mittelaltermärkten erscheint, hat tatsächlich eine lange Geschichte: Schon im 15. Jahrhundert schlüpfen Bürger und Adelige in die Rollen ihrer fiktionalen Helden und gestalten unter dem Titel „Tafelrunden“ Schaukämpfe. Kaiser Maximilian I., dessen Beinamen „Der letzte Ritter“ lautet, lässt zu Beginn des 16. Jhdts. einen Abenteuerroman mit sich selbst in der Hauptrolle dichten, angelehnt an die Artus-Legende. In der Moderne schließlich wird der Artus-Mythos nochmals relevant bei der Gründung der Zelter’schen Liedertafeln, bei denen „singende Ritter“ die Tafelrunde nachstellen.
13.00 Uhr
Mittagessen
14.00 Uhr
Ende der Seminars
Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.