Das Heilige berühren
Athos, Sinai, Latmos ... Klosterkulturen im christlichen Osten
Der Rückzug in die Einsamkeit hat im Mönchtum eine lange Tradition. Christliche Eremiten suchten die Einsamkeit der Wüste, um ihren Glauben radikal zu leben. Nach dem Vorbild des Mönchsvaters Antonius lebten Männer und Frauen in Klöstern und schufen eine einmalige Klosterkultur. Kirchen, Malereien, Bücher und Ikonen erzählen darin auch vom Leben der Mönche. Die griechischen Kaiser von Byzanz förderten die Klöster und begünstigten deren Gründung auch in anderen Teilen des Reiches. Die ägyptischen Wüstenklöster, die Heiligen Berge Sinai und Athos sowie die Klosterlandschaften Kappadokiens und der kleinasiatischen Küstengebirge sind eine faszinierende Welt.
Wir laden Sie ein, sich mit Dr. Andreas Thiel auf die Spuren des orientalischen Mönchtums und seiner Kunst zu begeben.
Ihr/e Referent/in und Tagungsleitung
Samstag, 28. Januar 2023
14.00 Uhr
Begrüßung und Einführung
Wüstenväter und Eremiten
Anfänge des Mönchtums in Ägypten
In der Steppe zwischen Wüste und Nildelta finden sich südlich der spätantiken Metropolis Alexandria einzelne Grotten und Kapellen, in Nekropolen erste christliche Bilder und in bescheidenen Kirchen frühe Reliefs aus Holz und Wirkereien aus Wolle. Die materiellen Reste sind faszinierende Zeugnisse des frühen Eremitentums und dörflicher Siedlungen, denen der Mönchsvater Antonius im 4. Jahrhundert eine erste Regel gibt. Bis zum Einfall der Araber blüht im Niltal eine Klosterkultur von beeindruckender Eigenart.
16.15 Uhr
Kaffee- und Teepause
16.30 Uhr
Kloster Sinai und Ikonen
Kaiserliche Stiftung und Frömmigkeit
Am Berg Sinai stiftet im 6. Jahrhundert Kaiser Justinian ein Kloster für das griechische Mönchtum. Von Festungsmauern umgeben, erinnern seine Sakralbauten und Kunstwerke an Moses und Katharina von Alexandria. Die Kirche am legendären Ort des brennenden Dornbuschs bewahrt in ihrer Apsis Mosaiken aus der Spätantike unter dem originalen, 1 500 Jahre alten geschnitzten Dachgebälk. Die Buchmalerei, vor allem aber die Fülle uralter Ikonen, machen das Kloster zu einer Schatzkammer der orthodoxen Welt.
18.00 Uhr
Abendessen
19.00 Uhr
Mönchsheilige und Klosterlandschaften
Wüstenklöster und Heilige Berge
Auch nach der arabischen Eroberung lebt das christliche Mönchtum in Ägypten weiter. Ein bedeutendes Zeugnis ist das Wüstenkloster des Antonius am Roten Meer mit seinen Malereien aus dem 13. Jahrhundert. Auch Handschriften und Ikonen des ägyptischen Mittelalters bezeugen einen vergleichsweise hohen Stand mönchischer Kultur. War in Ägypten die Wüste Rückzugsgebiet, so sind es im Byzantinischen Reich häufig zerklüftete Gebirge, die den Eremiten Schutz und Einkehr bieten. Der Latmos in der Nähe des antiken Milet und die Metéora-Felsen in Mittelgriechenland sind dafür gute, wenn auch stark bedrohte Beispiele.
21.15 Uhr
Ende des Veranstaltungstages
Sonntag, 29. Januar 2023
ab 7.00 Uhr
Frühstück für Übernachtungsgäste
8.00 Uhr
Gelegenheit zum Besuch eines katholischen Gottesdienstes in der Edith-Stein-Kapelle
9.30 Uhr
Kirchenväter und Höhlenkapellen
Christliches Kappadokien
Ein Höhepunkt der mittelalterlichen Mönchsregionen im christlichen Osten ist mit Sicherheit das kleinasiatische Kappadokien: Wo vor Jahrmillionen Vulkane farbige Tuffgesteine ablagerten, werden ab dem 8. Jahrhundert kleine Kirchen aus dem weichen Untergrund gehöhlt und in der Art der hauptstädtischen Bauten reich ausgemalt. Gerade in der zumeist künstlerischen Bescheidenheit der erzählfreudigen Fresken liegt ihr besonderer Reiz. Die christliche Klosterkultur in Zentralanatolien ging erst im frühen 20. Jahrhundert gewaltsam zu Ende.
11.00 Uhr
Kaffee- und Teepause
11.30 Uhr
Nationalklöster und Mönchskultur
Heiliger Berg Athos
Der nordgriechische Gebirgsstock mit dem Gipfel des Athos ist sicher eine der beeindruckendsten monastischen Regionen in ganz Europa: Zwanzig Klöster der orthodoxen Nationen Osteuropas verteilen sich an den Berghängen der autonomen Republik. Ihr geistliches und kulturelles Wesen ist lebendig, Architektur, Malerei und Kunsthandwerk werden auch heute noch gepflegt. Da die Klöster nicht von Besuchermassen heimgesucht werden, besitzen sie vielfach noch ihre vollständige, teils überreiche Ausstattung aus den vergangenen 1 000 Jahren orthodoxer Mönchskultur.
13.00 Uhr
Mittagessen
14.00 Uhr
Ende des Seminars
Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.