Sonntagsworte aus der Akademie
Endlich Ferien! Endlich Sommer!
Der Jubelruf ist wieder erschallt in Klassenzimmern und Schulsekretariaten, Große und Kleine feiern den Sommer, Familien freuen sich auf gemeinsame Zeit, Jugendgruppen packen den Rucksack, Pfadfinder spannen die Zelte auf, viele freuen sich auf neue Eindrücke, Unterwegs sein und Abenteuer.
„Ich wünsche euch eine schöne Zeit“ – „Genießt die Ferien“ – „Bleibt gesund und munter“ – „Alles Gute“ – „Macht es gut“ – „Kommt wieder gut zurück“ – Wünsche werden ausgesprochen und Knistern und Glitzern liegen in der Luft. Die, die sich in den Ferien auf den Weg machen, werden Neues erleben. Sie werden anderen begegnen, Deutschland aus anderen Perspektiven erleben oder im Ausland Ausländerin oder Ausländer sein, sie werden Reiseschätze und -erlebnisse sammeln und ein kleinstes bisschen oder kräftig verändert wiederkommen. Die, die bleiben, bemerken, dass einige fehlen, sich alltägliche Momente verändern und anders anfühlen, sie neue, ungewohnte Aufgaben übernehmen müssen oder dürfen.
Die Ferien- und Reisezeit ist geprägt von neuen Eindrücken und ich liebe sie. Ich bin ein Mensch, der unendlich gerne unterwegs ist. Früher war ich mit meiner Familie 3 Wochen an einem Stück an der Nordsee oder in den Bergen, Sandburgenwettbewerbe haben wir gewonnen, uns furchtbar in den Alpen verlaufen und sind beim Wandern so nass geworden, dass wir das Regenwasser aus den Schuhen kippen konnten. Als Jugendliche und später mit eigener Familie war ich mit Rucksack oder Fahrrad in deutschen Städten und vielen Ländern der Welt unterwegs. Ich habe erlebt, dass manche Momente schier platzen durch die Fülle der Schönheit, die sich in ihnen versammelt. Das sind für mich die absolute Stille bei einer Alpenwanderung, der Blick auf den trubelnden Markusplatz in Venedig, ein kühles Bier am Strand bei Sonnenuntergang an der Nordsee, die irre Größe und Weite des Petersplatzes in Rom, der Zauber einer Straßenmalerin in Barcelona, der erste und letzte Blick auf den Grand Canyon, die Umarmung meines Vaters nach einer anstrengenden Laufrunde um den Baldeneysee, die Fahrt mit Rädern mit der für uns kleinsten Fähre aller Zeiten über die Elbe, das Erwandern der Zugspitze und am nächsten Tag die Spiegelung des Berges im Eibsee direkt vor den eigenen Füßen…
Neugierig sein, ausprobieren, Wege verlassen, staunen, fröhlich und zutiefst erschöpft sein. Sorgen haben, ob alles gut ausgeht. – Reisen sind voll mit Gefühlen und Abenteuern, mit Begegnungen mit anderen und mir selbst.
Was ich immer dabei habe: Gottvertrauen. Mich trägt das grundlegende Gefühl, nicht allein-unterwegs-zu-sein. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich Lösungswege auftun, auch wenn es einmal ziemlich schlecht aussieht und dass meine Freude und Dankbarkeit immer aufgehoben sind in einem größeren Gefühl, das ich mal besser und mal schlechter beschreiben kann, ein TeilSein.
Für die Sommerzeit möchte ich denen, die verreisen, aber auch allen, die in den Ferien zu Hause bleiben, Gottvertrauen wünschen und einen Reise- oder Feriensegen mit auf die Wege geben:
Der Herr sei vor dir,
um dir den rechten Weg zu zeigen.
Der Herr sei neben dir,
um dich in die Arme zu schließen,
um dich zu schützen vor Gefahren.
Der Herr sei hinter dir,
um dich zu bewahren vor der Heimtücke des Bösen.
Der Herr sei unter dir,
um dich aufzufangen, wenn du fällst.
Der Herr sei mit dir,
um dich zu trösten, wenn du traurig bist.
Der Herr sei um dich herum,
um dich zu verteidigen,
wenn andere über dich herfallen.
Der Herr sei über dir, um dich zu segnen.
Altirischer Segenswunsch
Bildnachweis:
Andreas Kröner; in: Pfarrbriefservice.de
26. Juni 2022 || ein Beitrag von Karin Dierkes, Akademiereferentin für Theologie und Philosophie