Besuch im Naturfreunde Haus Hardt
Am ersten sonnigen Samstag in diesem Jahr habe ich mich mit meiner jüngsten Tochter auf den Weg zum Naturfreundehaus Hardt gemacht, hier treffe ich heute auf Benni. Benni bzw. das Haus Hardt ist Kooperationspartner vom „Naturpark Bergisches Land“ und wird uns dieses Jahr mit seinen Ziegen auf der Bergischen Landpartie am 12. Juni 2022 mit einem Stand unterstützen.
Ein wenig hinter der Zeit, – was für mich ein ziemlicher Stressauslöser ist – , parke ich mein Auto auf dem Lerbacher Wanderparkplatz. Meine Tochter und ich hatten vorab beschlossen, das Naturfreundehaus Hardt zu Fuß zu erreichen. Das Haus liegt wunderschön im Lerbacher Wald und auf gut befestigten Spazierwegen erreichbar. Auf dem Weg geniessen wir die ersten Sonnenstrahlen und erreichen im Galoppschritt pünktlich das Haus Hardt.
Die Geschichte der Naturfreunde liegt schon einige Zeit zurück. 1895 schlossen sich die ersten Freunde der Natur zusammen, um einen „Ort“ der Erholung zu schaffen, gemeinsam Zeit zu verbringen, die Natur zu erkunden, sich fortzubilden und gemeinsame Aktivitäten zu organisieren. Eine wichtige Komponente war das Recht des freien Zugangs zur Natur für alle!
Benni stammt aus Köln, die rheinische Herzlichkeit hat uns direkt wohlfühlen lassen. Zwar hatte er seine Kindheit in der Großstadt verbracht, aber seine Eltern haben ihre Familienfreizeit meistens in der Bergischen Natur genossen. Benni studierte Germanistik und Geographie, während des Studiums jobbte er nebenbei als Sportlehrer und in Jugendzentren. Seine Leidenschaft erlebte Benni in der Jugendarbeit und hat sich daher entschieden, seine Perspektive zu ändern, eine Ausbildung als Heimerzieher zu absolvieren und merkte immer mehr, das ist genau sein Ding. Es erfüllte ihn, die Kinder auf den Lebensweg vorzubereiten, ein positives und respektvolles Selbstkonzept aufzubauen und zu stärken. Die Schnittstelle zwischen Spaß und Ernst in der Waage zu halten, ist eine große Herausforderung, aber für ihn mit dem Sternzeichen Stier mit seinem Durchsetzungsvermögen kein Problem.
Ein wahrer Beweis dafür, dass seine Arbeit fruchtet, sind seine Aushilfen im Haus Hardt, die er als Kind in der Jugendarbeit kennenlernen durfte.
Benni erzählte mir von seinem Sabbatical Jahr in Thüringen mit seiner jetzigen Frau Tina. Die beiden haben ein Jahr als Selbstversorger ohne Strom in einem 200 Jahre altem Kaltwasserhaus gelebt. Im Winter waren es auch mal schnell -14° C kalt im Schlafzimmer. Ich war schwer beeindruckt von den Erfahrungen, die Benni mir erzählte und dachte gleich daran, – dass er genau der Richtige ist, um den Kindern auch ein wenig Survival-Erfahrung mitzugeben.
Nun lebt und arbeitet er seit 2013 mit Tina, Geschäftsführerin des Hauses, und seinen drei Kindern im schönen Haus Hardt. Das Konzept des Hauses ist auf drei Standbeinen aufgebaut: Regionale Gastronomie für Wanderer, nachhaltiger und sanfter Tourismus und die Pädagogik. Hier ist das Angebot breit gefächert, Ferien-Camps für Kinder werden angeboten, Kindergeburtstage, Waldaktionen, Schatzsuchen und vieles mehr. Digitale Medien werden bei diesen pädagogischen Angeboten nicht benötigt und nicht mal vermisst von den Kids.
Einen Ausgleich schafft Benni sich als Autor des bekannten Kängurumagazins (Zeitschrift für Familien). Hier schreibt er über Orte im Bergischen, die er mit seinen Kindern erkundet und gibt Tipps, wie einfach und günstig es für Familien doch sein kann, wertvolle Zeit mit seinen Kindern in der Natur erleben können.
Die Philosophie des Hauses besteht darin, Kindern und Besucherinnen und Besuchern ein nachhaltiges Leben zu vermitteln, ein Verantwortungsbewusstsein für unsere Natur zu schaffen und ein großes Miteinander zu vermitteln. Intoleranz hat keinen Platz und das Naturfreundehaus ist ein „Ort des Friedens“: Diesen bedeutsamen Satz finden Sie in jedem Naturfreundehaus. Wie wichtig diese Orte in der jetzigen Lage sind, wird mir persönlich noch einmal bewusster! Während unseres Gespräches im schönen „Stübchen“ hat meine Tochter das Gelände erkundet und den großen Spielplatz für sich entdeckt.
Natürlich wollten wir zum Schluss noch die Ziegen kennenlernen, und so machen wir uns mit ein paar Leckereien auf den Weg zum Gehege. Neugierig und verschmust sind wir direkt von den wunderschönen Ziegen umzingelt. Sie sind sehr vertraut mit uns Menschen und wir genießen ihre Gesellschaft! Ganz entspannt und bevor wir uns auf dem Heimweg machen, beschließen wir, noch ein wenig Zeit im Naturfreundehaus zu verbringen.
Mittlerweile habe ich erfahren, dass Benni letztes Wochenende nach Berlin gefahren ist, um Hilfsgüter für die Ukraine zu liefern. Auf dem Rückweg hat er Flüchtlinge mit ins Bergische gebracht, um ihnen Sicherheit und Schutz in der eigenen Familie zu geben. Wie wertvoll es ist, Menschen wie Euch in unserer Mitte zu wissen!
Ich freue mich auf Euren Besuch auf der Bergischen Landpartie und sage „Danke“ für die herzliche Gastfreundlichkeit.
Weitere Informationen über das Naturfreundehaus Hardt finden Sie hier:
Bilder:
Janine Lattarulo
22. März 2022 || ein Beitrag von Janine Lattarulo, Bereichskoordinatorin Referat Erkundungen