Irische Erzählungen im historischen Kontext - Seminar in Bensberg
© pixabay, gemeinfrei

Literaturbetrieb heute

Der lange Weg vom Manuskript zum Buch

Für die meisten sind sie stets aufs Neue eine eigene Welt, ein virtueller hortus conclusus: Bücher in der Hand eines Lesers oder Leserin. Für die anderen sind sie (zumindest auch) eine Ware, ein Produkt, manchmal sogar ein Geschäftsmodell: Bücher aus der Sicht von Verlag oder Handel. Beide Perspektiven sind untrennbar miteinander verbunden: Nur ein gedrucktes und vervielfältigtes Manuskript findet den Weg zu einer breiten Leserschaft.

Heute gelangen Bücher jedoch auch auf anderem Weg zu ihren Lesern, etwa als eBook auf dem eReader, oder als Mini-Auflage auf Abruf im Print-On-Demand. In einem zunehmend schwierigen, fragmentierten Markt, der von börsenähnlich gehandelten Lizenzeinkäufen ebenso bestimmt ist wie von Special Interest-Nischen, haben Verleger und Buchhändler eine besondere Rolle – und eine womöglich weitreichende Verantwortung. Ihre Entscheidung, ein Manuskript zu verlegen oder den Titel später im Handel prominent zu platzieren, damit Nachfrage zu generieren und zu bedienen, bedeutet schließlich eines: das Buch als Kulturgut zu erhalten.

Die Tagung wird einen intensiven Blick auf die Situation des Buchmarkts heute richten und über die künftige Rolle des Buches in Gesellschaft und Bildung diskutieren.

Samstag, 3. September 2022

14.00 Uhr
Eine Nase für die Kunst und ein Händchen fürs Geschäft
Die Rolle des Verlegers
Nach Fritz J. Raddatz, von 1960 bis 1969 Cheflektor und stellvertretender Chef des Rowohlt Verlags, muss „der wahre Verleger ... Vater und Mutter sein, Amme und Zuchtmeister, Gläubiger und Fordernder, Duellant und Sekundant, Beichtvater und Ministrant, Heiliger und Hurenbold. Er muss das Gehirn eines Philosophen, den Blick eines Radiologen, die Sanftmut einer Krankenschwester haben. Eines darf er auf gar keinen Fall: ein eigenes Leben haben.“ Noch vielschichtiger ist die Rolle eines Inhaber-Verlegers, wie es Reinhold Neven Du Mont für Kiepenheuer & Witsch über 32 Jahre lang war. Ein sehr persönlicher Blick zurück.
Dr. Reinhold Neven Du Mont, Verleger und Autor, Köln

15.30 Uhr
Kaffee- und Teepause

16.00 Uhr
Traumberuf oder Bücherwurm?
Der Lektor als Scharnier zu Autor und Abteilungen
Der Lektor ist ein Meister der Sprache. Sein Urteil trennt künftige Bestseller von Unveröffentlichtem. Wird ein Manuskript angenommen, beginnt die Feinarbeit: Die Texte müssen inhaltlich und sprachlich optimiert werden. Sie brauchen die richtige „Verpackung“: vom Titel eines Buches bis zum Umschlag, vom Klappentext bis zum Werbeslogan. Das erfordert oft Feingefühl und hohes diplomatisches Geschick. Im besten Fall wird der Lektor zum besten Freund des Autors - oder zum Bewahrer von Werkprozess und wissenschaftlichem Diskurs.
Dr. Uwe Naumann, Cheflektor und Programmleiter Rowohlt, Lüneburg

18.15 Uhr
Abendessen

19.30 Uhr
Das Buch damals und heute - Podiumsdiskussion
Mitwirkende der Tagung diskutieren die Entwicklung
Seit der Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern durch Johannes Gutenberg etwa im Jahr 1450 produzieren und verbreiten Verleger, Drucker und Buchhändler ihre Erzeugnisse über Jahrhunderte hinweg auf dem Weg eines Printprodukts, das schließlich als Hardcover oder Paperback in den Regalen von Buchhandlungen oder Büchereien zur Verfügung steht. Nach Jahrzehnten des Wachstums steht
die Branche vor nachhaltigen Umbrüchen. Quo vadis, Buch -
quo vadis, Buchmarkt?

  • Dr. Uwe Naumann, Cheflektor und Programmleiter Rowohlt, Lüneburg
  • Dr. Reinhold Neven Du Mont, Verleger und Autor, Köln
  • Martin Schult, Leiter der Geschäftsstelle Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, Frankfurt

21.45 Uhr
Ende des Veranstaltungstages

Sonntag, 4. September 2022

ab 7.00 Uhr
Frühstück für Übernachtungsgäste

8.00 Uhr
Gelegenheit zum Besuch eines katholischen Gottesdienstes in der Edith-Stein-Kapelle

9.45 Uhr
Ein Buch für die Stadt
Ein Buch wird zum Kulturprogramm
Seit 2003 küren das Kölner Literaturhaus und der Kölner Stadt-Anzeiger jährlich einen Prosatitel zum „Buch für die Stadt“. Dieser Titel wird Mittelpunkt und Schwerpunkt von Lesungen, Vorträgen, Life-Acts und Diskussionen in Köln und der Region: Ziel ist die Förderung der Literatur und des Literaturverständnisses. Anne Burgmer, Jury-Mitglied für den Kölner Stadt-Anzeiger, spricht über Auswahlverfahren, Ziele, Bedeutung und Erfolge der nun fast zwanzigjährigen Aktion – und über den frisch gekürten Titel für 2022.
Anne Burgmer, Leiterin des Ressorts Kultur des Kölner StadtAnzeigers, Köln

11.15 Uhr
Kaffee- und Teepause

11.30 Uhr
Der Wasserwerfer und Sonnenblumen
Hinter den Kulissen des Friedenspreises
Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels gehört zu
den wichtigsten Kulturpreisen Deutschlands; seine Preisträgerinnen und Preisträger haben gesellschaftspolitische Debatten angestoßen. Doch warum hielt Ernst Bloch 1967 eine ganz andere Rede als die vorbereitete? Warum gab es 1995 die heftige Kritik an Annemarie Schimmel? Und was haben Wasserwerfer und Sonnenblumen mit dem Friedenspreis zu tun? Martin Schult, der den Friedenspreis und seine Verleihung seit 2004 betreut, führt hinter die Kulissen der Wahl des Preisträgers oder der Preisträgerin.
Martin Schult, Leiter der Geschäftsstelle Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, Frankfurt

13.00 Uhr
Mittagessen

14.00 Uhr
Ende der Akademietagung

Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.

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