Buchempfehlung von Ira Schneider
Praktisches Kochbuch. Zuverlässige und selbstgeprüfte Recepte der gewöhnlichen und feineren Küche
Henriette Davidis
1845, Bielefeld und Leipzig, Velhagen & Klasing
Wer sich mit der Historie des Kochens beschäftigt, wird zwangsläufig über Henriette Davidis (1801-1876) stolpern. Der Hauswirtschaftslehrerin aus dem Bergischen Land wird nicht nur die Rezept-Floskel „Man nehme …“ zugeschrieben, sondern sie hatte sich in der Biedermeier-Zeit auch auf ihre Weise für die (Aus-)Bildung der Frau und die Anerkennung eines „Hausfrauen-Berufs“ eingesetzt.
Das von ihr verfasste und viel zitierte Werk „Praktisches Kochbuch. Zuverlässige und selbstgeprüfte Recepte der gewöhnlichen und feineren Küche“ ist ab 1845 bis heute in über 60 Auflagen und Nachbearbeitungen erschienen. Es unternimmt erstmals den Versuch, eine überregionale deutsche Küche des Bürgertums aufzuzeichnen und hat gleichzeitig den Anspruch, junge Frauen auf den Beruf der Hausfrau vorzubereiten. Bis heute hat die Bestseller-Autorin einen Fußabdruck in der Kochbuch- und Ratgeber-Literatur hinterlassen. Doch kann man die „selbstgeprüften Speisen“ heute noch Nachkochen?
Ein spannendes Experiment, dem ich mich als Food-Journalistin während der Lektüre einer frühen zitierfähigen Erstausgabe gewidmet habe. Das Fazit: Viele Rezepte sind heute nicht mehr 1:1 nachkochbar. Bei Eingemachtem gibt es hohe Zuckerzugaben, die die Haltbarkeit (das Weck-Glas war noch nicht erfunden) garantieren sollten. Auch sind Früchte wie Äpfel damals viel saurer gewesen, was auch wiederum einen höheren Zuckeranteil forderte und die Speisen heute viel zu süß erscheinen lassen. Das ein oder andere Rezept findet sich jedoch, welches noch gut gelingt und schmeckt – beispielsweise der „Elberfelder Kringel“, ein süßes Hefe-Kranzbrot, oder eine luftige Mandeltorte, die mit viel Eischnee in die Höhe geht. Denn auch das Backpulver war noch nicht auf dem Markt.
„Man nehme …“: Henriette Davidis und ihr „Praktisches Kochbuch“
Die Langversion dieses Buchtipps anlässlich des 220. Geburtstags der Bestseller-Autorin sowie in heutige gängige Maßeinheiten umgerechnete Rezepte finden Sie hier.
Als weitere Buchtipps empfiehlt Ira Schneider:
Frauen mit Geschmack – Vom Vergnügen eine gute Köchin zu sein
Katja Mutschelknaus
Elisabeth Sandmann Verlag
Bergische Küchenklassiker – Das Backbuch
Ira Schneider
Wartberg Verlag
Anlässlich der Frankfurter Buchmesse (20. bis 24. Oktober 2021) haben wir uns im Redaktionsteam über die Bücher ausgetauscht, die wir gerade lesen und/oder empfehlen können. Für uns ist Lesen eine der schönsten Beschäftigungen, auch – oder vor allem gerade – im digitalen Zeitalter. Die Lektüre eines Romans am Feierabend wirkt entschleunigend und entspannend.
Außerdem geben uns die Geschichten Einblick in das Leben anderer. Wir schauen über unseren Tellerrand, die Menschen fremder Länder, anderer sozialer Schichten oder divergierender Einstellungen kommen uns näher. Das entfaltet unser Verständnis füreinander.
Daraus ist die Idee entstanden, Personen, die mit der Akademie verbunden sind, nach einer Buchempfehlung für unseren Blog „Akademie in den Häusern“ zu fragen. Zusammengekommen sind 14 besondere Beiträge: Romane, Biografien und Kochbücher, Klassiker und neu erschienene Werke, die wir Ihnen bis zum 24. Oktober 2021 in unserem Blog vorstellen.
Wir wünschen Ihnen eine inspirierende Lektüre.
Haben Sie ein Buch, das Sie gerne in unserem Blog empfehlen möchten? Schreiben Sie uns an:
18. Oktober 2021 || eine Buchempfehlung von Ira Schneider, Food-Journalistin
Sie verfasst Beiträge, Reportagen und Kochbücher zu genussvollen Themen.
© Klaus Goergen