© José Luiz Bernardes Ribeiro, Wikipedia

Spanische Kathedralen

Baukunst im Spiegel der Glaubensgeschichte

In der Antike war Hispanien Teil des römischen Imperiums und so entstanden auch auf spanischem Boden frühchristliche Denkmäler. Doch schon in der Zeit der Völkerwanderung nahm die Entwicklung der Halbinsel eigene Wege: Die Baukunst der Westgoten ist einzigartig.
Im 8. Jahrhundert beherrschten die Mauren weite Teile Spaniens. Ihr Baustil mischte sich hier mit römischen und westgotischen Elementen. Das ganze Mittelalter hindurch und noch bis tief in die Neuzeit hinein prägten in Spanien nun uralte und fremde Ideen die Kirchenbaukunst. Schon die Romanik wird „islamisiert“, ebenso die französische Kathedralgotik.
In der Renaissance – Spanien ist inzwischen Weltmacht – schlägt das Pendel kurzzeitig zurück und mit dem Escorial entsteht eine der „kühlsten“ Architekturen der Weltgeschichte. Doch ist dies nicht von Dauer: Der iberische Barock lässt alle überschäumende Schmuckfreude der islamischen Welt wieder auferstehen.

Ihre Referenten/innen und Tagungsleitung

Sonntag, 22. November 2020

14.00 Uhr
Spanische Kathedralen und ihre Eigentümlichkeit
Matthias Franze, Religionswissenschaftler und Kunsthistoriker, Arcos de la Frontera (über Internet)
Wie jeder alte Sakralbau sind auch die spanischen Bischofs-kirchen steinerne und oftmals über viele Jahrhunderte gewachsene Zeugnisse der Geschichte des Glaubens, der Kunst und nicht zuletzt auch der politisch-sozialen Wirklichkeit einer jeden Epoche und einer jeden Region. Am Beispiel der Moschee-Kathedrale im südspanischen Córdoba werden über die Besonderheit dieses einzigartigen Architekturdenkmals hinaus auch Merkmale aufgezeigt, die als allgemeine Charakteristika für einen weiteren großen Teil der spanischen Kathedralgebäude Geltung haben. Diese legen nicht selten Rechenschaft ab von einem mehr oder minder spannungsgeladenen Dialog zwischen Christentum und Islam.

15.30 Uhr
Kaffee- und Teepause

15.45 Uhr
Von der Spätantike bis ins Frühmittelalter
Dr. Andreas Thiel, Kunsthistoriker und Archäologe, Bad Soden
In der römischen Provinz Hispania konnte das Christentum früh Fuß fassen. Während aber die spätantike Kirchenbaukunst nur schlecht überliefert ist, wird das Bild unter den Westgoten etwas schärfer: im 7. und 8. Jahrhundert entstehen Kirchen von großer architektonischer Eigenart mit teils prächtigem Skulpturenschmuck. Im lange islamisch dominierten Süden haben sich nur Fragmente erhalten, im Norden Spaniens findet man dagegen noch vollständige Bauten. Mit den Kirchen des christlichen Königreichs von Asturien entwickelt sich die frühmittelalterliche Baukunst im 8. und 9. Jahrhundert weiter. Zur Skulptur tritt die Malerei in der Kirchausstattung.

18.00 Uhr
Abendessen

19.00 Uhr
Die Romanik am Wegesrand
Dr. Andreas Thiel
Im Königreich von Kastilien und León entwickelt sich die Sakralarchitektur weiter, nimmt hier und da islamische Formen auf und erblüht auf dem Weg nach Santiago de Compostela zu pracht- und kraftvoller Romanik. Manches kommt aus Frankreich, manches aus Al Andalus, das Ergebnis aber ist spanisches Mittelalter. Etwas südlich der Jakobswelt entstehen die eigenständigen Kuppelkirchen am Duero und schließlich die reizvollen spätromanischen Bauten Altkastiliens. Islamische Schmuckfreude legt sich hier und da als Dekor über die romanische Architektur.

20.30 Uhr
Reflexion

21.15 Uhr
Ende des Veranstaltungstages

Montag, 23. November 2020

ab 7.00 Uhr
Frühstück für Übernachtungsgäste

 9.30 Uhr
Königliche Gotik in Kastilien
Dr. Andreas Thiel
In den bevorzugten Residenzen der hoch- und spätmittelalterlichen Könige entstehen zuerst nach französischem, später auch nach deutschem und flämischem Vorbild die klassischen Kathedralen von Burgos, León und Toledo. In allen Kirchen Spaniens aber finden sich Elemente von fremder, islamischer Herkunft. Seien es die vielen Gitter, die in den Raum gestellten Chöre oder die riesenhaften Altarretabel. Gewölbe, Grabmäler und Kapellen zitieren gar die Ornamentik der Alhambra.

11.00 Uhr
Kaffee- und Teepause

11.30 Uhr
Vom Escorial bis in den Hochbarock
Dr. Andreas Thiel
Die Renaissance hat es nicht leicht, sich gegen die in Spanien lange blühende Spätgotik durchzusetzen. Erst der Bau des Escorial drängt die überbordende Schmuckfreude zurück. Manches Fremdartige aber bleibt in den Kathedralen und Klosterkirchen weiter erhalten, die Gittter verschwinden so wenig wie die Retabel oder die „Ewigen Anbetungen“ der Herrscher. Schließlich kehrt mancherorts, namentlich im Süden, mit dem Barock auch die Schmuckfreude der islamisch inspirierten Architekturen wieder - für nordische Augen wird das Fremde befremdend.

13.00 Uhr
Mittagessen

14.00 Uhr
Ende der Akademietagung

Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.

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