Museumsbesuch@home. Streifzüge durch die geschlossenen Museen der Welt
Wie allerorts in diesen Tagen bleiben auch hier die Museumstüren verschlossen, dafür entstehen teils aufwändige, kreative und kunstvolle Online-Angebote der Ausstellungshäuser, die zum virtuellen Schreiten durch die Museumshallen, zum detailgenauen Blick auf Gemälde sowie zum Experimentieren und Tüfteln einladen. Vier Beispiele haben wir für Sie herausgesucht:
Beeindruckend und erhaben ist das Gefühl, die Ehrengalerie des Rijksmuseums, untermalt von sinnlichen Pianoklängen, zu „betreten“ – im Gegensatz zum realen Besuch völlig ungestört und mit freiem Blick auf die dort hängenden Werke der großen Meister, von Frans Hals über Jan Vermeer, Jacob van Ruisdael bis hin zu Rembrandt van Rijn. Tritt man näher heran, sind in den Erkern die Gemälde im Einzelnen zu erkunden: Unglaublich, wie die akustische Kommentierung des Bildes (in englischer Sprache und ebenfalls als Text aufrufbar) den Betrachter in das Bild hineinholt und die abgebildete Szene erleben lässt! Besonders vielfältig sind die Entdeckungsmöglichkeiten bei Rembrandts „Nachtwache“; hier erlaubt ein gläserner Kubus an den Forschungs- und Restaurierungsarbeiten an dem kolossalen Gemälde teilzuhaben. Während man dann wieder zurücktritt und zum nächsten Kunstwerk hinüberschreitet, erlaubt die 360° Grad-Kamera eine tolle Wirkung der Architektur des Museumsbaus von Pierre Cuypers – lassen Sie sich dabei die große Halle mit Ihrem Bodenmosaik, den Wandgemälden und die Buntglasfester nicht entgehen!
„Das Museum mag geschlossen sein, aber wir bringen Vincent van Gogh zu Ihnen.“, so lädt Sie das dem Postimpressionisten gewidmete Museum ein. Die Seite bietet (in englischer Sprache) eine Vielzahl an Möglichkeiten: So kann der Besucher oder die Besucherin sich auf einen „Rundflug“ durch die Sammlung via Google Arts & Culture begeben. Werke aus allen Abteilungen sind zu betrachten, allerdings und im Gegensatz zum Rijksmuseum ohne einzelne Bilderläuterungen. In van Goghs Biografie lässt sich eintauchen mit den „Stories“; diese bieten spannende Hintergründe zu Fragen z.B. zum Verhältnis des Malers zu seinem Bruder Theo, zu seinen künstlerischen Inspirationen aus Japan oder auch zu seinen krankhaften Anwandlungen. Aufwändig und anschaulich aufbereitet hat das Van-Gogh-Museum Materialien für den Unterricht zu Hause: So können Eltern, Lehrer oder die Schüler selbst auf eine breite Palette an Schreib- oder Malaufgaben, Lern-Videos, Karten oder interaktive Übungen zugreifen.
Neben der Option, sich Kunstwerke im Museum von zu Hause aus „allein“ anzusehen, geht das Stedelijk-Museum, welches Werke aller bedeutenden Strömungen der Modernen Kunst präsentiert, einen Schritt weiter. Jeden Freitagnachmittag um 14.00 Uhr wird eine Führung durch die Sammlung per Livestream auf Instagram übertragen. Nachträglich ist diese dann auch auf Facebook und in YouTube verfügbar. So führt Museumsdirektor Rein Wolf höchstpersönlich durch die Räumlichkeiten und zu den Highlights der Kollektion. Wie in einer echten Führung ist es dank Instagram sogar möglich, in den Dialog zu treten und unmittelbar Nachfragen zu stellen.
Wer es lieber spielerisch mag und Experimente liebt, kommt beim Online-Angebot des NEMO Wissenschaftsmuseums voll auf seine Kosten. Kleine und große Entdecker können sich hier im Wissen über technische oder naturwissenschaftliche Phänomene testen oder optischen Täuschungen auf die Spur kommen. Spannend und durchaus für die Physikstunde zu Hause geeignet sind die Experimente zum Nachmachen, sei es das Herstellen eines kleinen „Toten Meeres“ oder das Elektrisieren einer Energiesparlampe mittels eines Luftballons. – Neugierig geworden…?
Bilder: Erik Smits (Rijksmuseum); Wikimedia (van Goth Museum); DigiDaan (NEMO)
4. April 2020 || empfohlen von Anne-Katrin Kleinschmidt, Akademiereferentin für Erkundungen und Kulturformate