Ein Leben für die Tibeter
Erstaunliche Wendungen und Entwicklungen kennzeichnen manches Menschenleben. Nur wenige aber nehmen einen so unerwarteten Verlauf wie das von Irmtraut Wäger. Geboren 1919 in Königsberg als Kind eines ostpreußischen Gutsherrn, kam sie gegen Ende des Zweiten Weltkrieges nach München. Hier arbeitete sie als Büroangestellte und wohnte sie in einer Zweizimmerwohnung. Erst im Ruhestand konnte sie einen lange gehegten Traum verwirklichen und nach Indien reisen. Schon als Kind hatte sie die Aufzeichnungen Sven Hedins und andere Bücher über Tibet gelesen. Nun besuchte sie die Flüchtlingslager der Exiltibeter und war bestürzt vom Elend der Menschen, die dort leben mussten. Aus ihrer Münchner Wohnung organisierte Irmtraut Wäger fortan Hilfsleistungen und vermittelte Tausende Patenschaften für Tibeter jeden Alters. In 30 Jahren unermüdlichen Einsatzes mobilisierte sie so über 28 Millionen Euro. Wertvoll waren auch die Verbindungen, die Wäger knüpfte, etwa zu Hermann Gmeiner, dem Gründer der SOS-Kinderdörfer. Aus der Zusammenarbeit gingen 10 Kinderdörfer in Ladakh und anderen Teilen Indiens hervor. Für ihr Engagement erhielt Wäger zahlreiche Auszeichnungen, darunter das Bundesverdienstkreuz und den vom Dalai Lama verliehenen Preis „Light of Truth“ (Licht der Wahrheit). Irmtraut Wäger starb 2014 im hohen Alter von 95 Jahren. Ihr Leben dokumentiert der preisgekrönte Film „Mutter der Tibeter“ von Niklas Goslar, der am 2. April 2020 im Rahmen des Tibetischen Kulturfestivals online gezeigt wird.
Bild: Der Shanti Stupa in Leh (Indien), von Shiva Rajvanshi, CC BY-SA 4.0
1. April 2020 || empfohlen von Dr. Matthias Lehnert, Referent Forum :PGR