Wohin führt der synodale Weg? Zwischenberichte aus dem laufenden Prozess
Etwas Vergleichbares hat es in der katholischen Kirche noch nicht gegeben: Unter dem Eindruck der MHG-Studie zum sexuellen Missbrauch durch katholische Geistliche beschlossen die deutschen Bischöfe im März 2019 einstimmig, gemeinsam mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken einen „Synodalen Weg“ zu gehen. Ein Jahr später, im März 2020, liegt der erste Abschnitt dieses Weges hinter den deutschen Katholikinnen und Katholiken. Ende Januar trat die Synodalversammlung zum ersten Mal in Frankfurt am Main zusammen – unter reger Anteilnahme der Öffentlichkeit.
Vor diesem Hintergrund luden die Katholische Hochschule NRW, Abteilung Köln, und die Thomas-Morus-Akademie Bensberg am Dienstag, 10. März 2020, zu einem Gesprächsabend ins Audimax der Hochschule nach Köln ein. Drei prominente Delegierte des Synodalen Weges – die Bundesgeschäftsführerin des Katholischen Deutschen Frauenbundes, Christiane Fuchs-Pellmann, die Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Dr. Claudia Lücking-Michel, und die Bundesgeschäftsführerin der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands, Brigitte Vielhaus – teilten in kurzen Beiträgen ihre persönlichen Eindrücke von der ersten Synodalversammlung.
Mit einer Mischung aus Skepsis und Hoffnung waren alle drei nach Frankfurt gefahren. Die Atmosphäre der Beratungen, Gottesdienste und geistlichen Interventionen wurde einhellig als sehr positiv empfunden. Dr. Claudia Lücking-Michel wies noch einmal auf die erschütternden Ergebnisse der MHG-Studie als Anlass für den Synodalen Weg hin.
Daraus ergebe sich eine große Verantwortung der Delegierten, betonte Christiane Fuchs-Pellmann. Es gehe nicht um die Interessen einzelner, sondern um die zukünftige Gestaltung der Kirche in Deutschland.
In diesem Prozess müsse man immer auch auf die heilige Geistkraft vertrauen, so Brigitte Vielhaus. Man könne zwar nicht wissen, wie diese sich in den vielen Voten, Beiträgen und Begegnungen entfalte, aber man könne darauf vertrauen, dass sie wirke.
Was erhoffen sich die drei Delegierten als Ergebnis dieses Prozesses? Die drei Delegierten waren sich einig, dass es glaubhafte Bewegung brauche. Nur wenn es eine deutliche und ehrliche Bereitschaft zur Veränderung gebe und diese auch von Bischöfen vertreten werde, könne Vertrauen zurückgewonnen werden. Viele nennenswerte Reformen bedürften nicht der Zustimmung des Papstes oder eines Konzils. Diese Möglichkeiten sollten ausgeschöpft werden.
Und bei den anderen Fragen – etwa dem Zölibat, der Frauenordination oder dem Umgang mit gleichgeschlechtlichen Partnerschaften – komme es darauf an, dass Bischöfe und Laien die Anliegen der deutschen Katholikinnen und Katholiken kraftvoll, unmissverständlich und zuversichtlich in der Weltkirche zur Sprache brächten. Ein solches Ergebnis des Synodalen Weges sei denkbar, zeigten sich die drei Delegierten überzeugt.
Jetzt bereiten vier Synodalforen die inhaltlichen Beratungen der nächsten Versammlung im September vor. Der Abschluss des Synodalen Weges ist für Oktober 2021 geplant.
Bild: Christiane Fuchs-Pellmann