UNSER SELBSTVERSTÄNDNIS
Die Thomas-Morus-Akademie ist eine katholische Einrichtung für Menschen, die Fragen stellen, neue Perspektiven suchen, Kultur erfahren und sich diese erschließen wollen.
Mit unseren Angeboten schaffen wir Anlässe für Begegnung und Dialog.
Unsere Leidenschaft ist es, Räume des Vertrauens zu schaffen, in denen Menschen gemeinsam Überraschendes erfahren und Bekanntes aus neuen Blickwinkeln entdecken. Um dies zu erreichen, entwickeln wir uns, unsere Ansprüche und Angebote beständig weiter.
Die Thomas-Morus-Akademie lebt eine weltoffene Willkommenskultur, die auf einem christlichen Selbstverständnis beruht.
Die Thomas-Morus-Akademie Bensberg ist benannt nach dem englischen Lordkanzler Thomas More (1478-1535), den Heinrich VIII. zum Tode verurteilen ließ, der 1935 heiliggesprochen und im Jahr 2000 zum Patron der Politiker ernannt wurde. Mit seiner Schrift „Utopia“ hinterfragt More die Möglichkeit einer idealen Gesellschaft. Die Reflexion und Interpretation gesellschaftlicher, sozialer, kultureller, wirtschaftlicher, politischer und theologischer Entwicklungen hat sich die Akademie zur Aufgabe gemacht.
Träger der Thomas-Morus-Akademie Bensberg
Der Rechtsträger der Thomas-Morus-Akademie Bensberg ist der Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Köln e.V..
Aus dem Haushalt des Erzbistums erhält sie jährlich eine Zuwendung.
Diözesanrat im Erzbistum Köln e.V.
Breite Str. 106
50667 Köln
Telefon +49 (0) 221 – 257 61 11
Telefax +49 (0) 221 – 25 54 61
Email:
Internet: www.dioezesanrat.de
GESCHICHTE DER AKADEMIE
(1948 – 1953)
Köln liegt noch in Trümmern, als die (Vor-)Geschichte der Akademie beginnt. Im Vorstand des „Diözesankomitees der Katholikenausschüsse im Erzbistum Köln“ werden schon in der unmittelbaren Nachkriegszeit Pläne und Gedanken zu einer eigenen Bildungsanstalt besprochen.
Am 13. November 1948 eröffnet das Kölner Diözesankomitee die Bildungsarbeit im Priesterseminar Bensberg. Eine Notlösung, wie der Vorsitzende Dr. Anton Roesen im Rückblick feststellte: „Freilich, das Priesterseminar war bloß ein Notbehelf. Was auf der einen Seite ein Vorteil war, die Einfügung in die Atmosphäre des geistlichen Hauses, brachte auf der anderen Seite für das Seminar Störungen, für das Diözesanbildungsheim Umstände und Rücksichten mit sich.“ Zudem müssen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Kurse in „wenigen, nur schlecht eingerichteten Dachzimmern“ untergebracht werden.“
Nach zwei Jahren wechselt das Diözesanbildungsheim, der Vorläufer der Thomas-Morus-Akademie, zum ersten Mal seinen Sitz. Die neue Adresse ist ab November 1951 das St.-Josephs-Haus in Honnef. Erster Direktor des Hauses ist der Geistliche Dr. Helmut Meisner. Er kann jetzt über Vortrags- und Tagesräume verfügen; für die Akademieklientel stehen im neuen Haus 51 Übernachtungsmöglichkeiten bereit.
(1953 – 1959)
In Honnef erlebt die Thomas-Morus-Akademie ihre Geburtsstunde: In einer feierlichen Zeremonie wird das „Diözesanbildungsheim“ am 13. September 1953 von Kardinal Joseph Frings zur Thomas-Morus-Akademie erhoben.
Zur Aufgabenstellung bemerkt ihr erster Leiter, Dr. Helmut Meisner, im Jahre 1954: „Köln, berufen zur geistigen katholischen Metropole am Rhein, kommt mit der Akademie seiner führenden Verpflichtung nach. […] sie nimmt es für sich in Anspruch, ungehindert alle die Menschen rufen zu dürfen, die fähig sind, ihr Wollen zu verstehen, und zwar Katholiken wie Nicht-Katholiken. Sie ladet in echt akademischer Art zu freien Gesprächen ein.“
Im Oktober 1957 wird Prälat Dr. Josef Steinberg neuer Direktor der Thomas-Morus-Akademie. Nicht zuletzt durch seinen ausgeprägten rheinischen Humor – nachzuhören auf der Platte „Schon widder e Wunder“ – wird er vielen zum Begriff, auch über die Akademie hinaus.
1959 steht dann erneut ein Umzug auf dem Programm der Bildungsstätte: Nach mehrmonatiger Pause kann die Thomas-Morus-Akademie am 12. April 1959 ihre Wiedereröffnung feiern – im neuen und gleichzeitig alten Haus in Bensberg, dem ehemaligen Priesterseminar.
(1959 – 1980)
Mit dem Umzug des Priesterseminars nach Köln konnte die Thomas-Morus-Akademie wieder in Bensberg Fuß fassen. Nun teilt sie sich das Kardinal-Schulte-Haus mit einem Alten- und Pflegeheim, das bis zum Brand im Jahre 1980 dort beheimatet bleibt.
Der Ausbau des Tagungsbetriebs, die Verbesserung des Hauskomforts und die Verstärkung des Personals kennzeichnen die Jahre, die der Wiedereröffnung der Akademie folgen. Ab 1959 sind das Alten- und Pflegeheim sowie die Thomas-Morus-Akademie Hauptnutzer des Kardinal-Schulte-Hauses.
1968 wird Dr. Hermann Boventer als erster Laie Leiter der Akademie; Dr. Josef Steinberg bleibt geistlicher Beirat. Das Programm wird kontinuierlich fortentwickelt. „Zwischen Reform und Revolution. Marx, Mao, Marcuse“ ist eine Tagung im Umbruchjahr 1968 überschrieben. Sie richtet sich an Jugendliche und ist Teil des wichtiger werdenden Programmsegments „Primanerforum“. Aber auch Offene Akademietagungen und Expertengespräche gehören nach wie vor zum „Kanon“ der Akademieangebote. Tagungen und Seminare im Ausland, vor allem den USA und England, setzen besondere Akzente.
„Ich sehe das Herausragende einer Katholischen Akademie darin, angesichts der erfreulichen Vielfalt der Bildungsangebote für Erwachsene das Dialogische wachzuhalten als einen exemplarischen Ort der Wahrheitssuche und -findung“, definiert Dr. Hermann Boventer ihre Aufgabe. „Dies tut sie aus der besonderen Spiritualität des christlichen Glaubens, aber in einer solchen Weise, daß geistige Offenheit herrscht.“
Akademie, Priesterseminar, Kardinal-Schulte-Haus
Das Kardinal-Schulte-Haus sollte, das war Wunsch und Plan von Kardinal Schulte zu Beginn der 20er Jahre, den Seminaristen in Köln eine neue Heimstatt bieten. 1924 wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben, und schon im Frühjahr 1926 mit den Bauarbeiten begonnen. In drei Jahren entstand ein imposanter Bau nach Plänen des Architekten Berhard Rotterdam, rund 30 Meter über der Landstraße gelegen, mit etwa 4.000 Quadratmetern bebauter Fläche. Zu den fertiggestellten Räumen gehören Kapelle, Sakristei, Paramentenkammer, Bibliothek, Lesesaal, Vorstandszimmer, Refektorium, Besuchs- und Sprechzimmer, 190 Alumnenzimmer, aber auch Musikzimmer, Krankenzimmer, Turnhalle, Billardzimmer, Badeanlage, Bäckerei u.v.m.
Von der feierlichen Einweihung im Jahre 1929 an blieben dem Priesterseminar jedoch nur zehn Jahre ungestörten Wirkens im Haus an der Overather Straße. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wechselten die Seminaristen nach Altenberg, kehrten 1941 für kurze Zeit zurück, bevor die Gestapo am 14. Mai 1941 das Gebäude beschlagnahmte. Von Kriegsbeginn an dienten große Teile des Kardinal-Schulte-Hauses als Lazarett, zunächst den Deutschen, dann den Amerikanern, darauf den Engländern und schließlich den Belgiern. Im April 1948 kann das Priesterseminar wieder in Bensberg einziehen, wo es bis zum Umzug in den Neubau nach Köln (1958) seine alte und neue Heimat findet. Die angehenden Priester müssen sich das Haus aber mit einem Notkrankenhaus und später mit einem Alten- und Pflegeheim teilen. Ab 1959 gibt es schließlich die Doppelnutzung durch das Altenpflegeheim und die Thomas-Morus-Akademie bis 1980.
Der Neuaufbau nach dem Brand am 21. Februar 1980 ging dann auch mit einer Veränderung des Nutzungskonzepts einher. Die Verbindung von Altenheim und Bildungsstätte wurde gelöst. Getrennt wurde auch die organisatorische Einheit von Tagungsstätte und Thomas-Morus-Akademie. Das „Kardinal-Schulte-Haus“ dient dem Erzbistum Köln nun als Tagungszentrum. Die alte Kapelle wurde in einen Hörsaal verwandelt, und im Innenhof wurde 1987 die Edith-Stein-Kapelle erbaut.
Notwendigen Umbauarbeiten des Hauses wurden von 2010 bis 2015 in fünf Phasen während des laufenden Betriebs umgesetzt. Es wurde ein völlig neues Raumkonzept entwickelt, das den Schwerpunkt auf eine freundliche und warme Atmosphäre im Inneren setzt und zu Kommunikation und Austausch einlädt. Das Haus verfügt über 44 Einzelzimmer, 106 Zweibettzimmer (davon 3 behindertenfreundlich) und 8 Apartments sowie zahlreiche Veranstaltungsräume.
Die Thomas-Morus-Akademie ist Mieter im Haus: Für ihre Veranstaltungen, die zu einem großen Teil hier stattfinden, mietet sie die entsprechenden Tagungsräume und Hotelzimmer. Dauerhaft gemietet hat sie zudem ihre Büroräume.
21. Februar 1980: Der Tag, an dem die Akademie brannte
„Flammenmeer“, „Großfeuer“, „Brandkatastrophe“ – solche Worte dominieren am 22. Februar 1980 die Lokalteile der Gladbacher Presse. Sie berichten vom schwärzesten und folgenreichsten Tag in der Akademiegeschichte.
Der 21. Februar 1980 ist ein klarer Tag. Im Kardinal-Schulte-Haus, zu einem Teil als Altenheim, zum anderen als Akademie genutzt, geht an diesem Donnerstag zunächst alles seinen geregelten Gang. In der Akademie läuft ein „Primanerforum“ zum Thema „Stark wie der Tod. Liebe und Tod im Film“. Akademiedirektor Hermann Boventer hat sich, um konzentriert arbeiten zu können, in sein Haus zurückgezogen, das etwa 200 Meter von der Akademie entfernt ist. Prälat Joseph Steinberg, der geistliche Leiter der Akademie, arbeitet in seinem Studierzimmer.
Kurz vor 15 Uhr erreicht eine Angestellte des Altenpflegeheimes den Speicher der Südseite des Kardinal-Schulte-Hauses, um hier Wäsche aufzuhängen. Doch schon beim Öffnen der Speichertür bemerkt die junge Portugiesin einen Brandgeruch und gibt sofort Alarm. Die automatische Warnanlage hatte sich noch nicht gemeldet.
Gegen 15 Uhr sind dann die ersten Feuerwehren aus Bergisch Gladbach und Bensberg da. Zunächst sieht es so aus, als könne das inzwischen offen sichtbare Feuer im Dachgeschoß schnell unter Kontrolle gebracht werden. Doch die mit Schieferplatten gedeckte Holzkonstruktion brennt „wie Zunder“. Zusätzliche Feuerwehr-Kräfte aus Köln werden angefordert. Schließlich sind sechs Loschzüge mit rund 60 Mann im Einsatz. Am Tag danach sollte der Kölner Stadt-Anzeiger den Einsatzleiter Werner Schütze zitieren, das Kardinal-Schulte-Haus sei für ihn als Brandexperten immer schon „ein Alptraum“ gewesen.
Nach dem Eintreffen der Feuerwehr wird mit der Evakuierung des Gebäudes begonnen. Rund 150 Personen, davon ein Großteil pflegebedürftige Altenheimbewohner, verlassen das Gebäude. Die Teilnehmer des Primanerforums, die den Brandalaram zunächst nicht ernstgenommen hatten, helfen dabei, die alten Menschen zum Teil auf Stühlen, in Betten, auf Tragen in Sicherheit zu bringen. Nach einer etwa einstündigen Wartezeit auf der Wiese vor dem Haus werden die Heimbewohner schließlich in Rettungsbussen auf umliegende Krankenhäuser verteilt.
Die Löscharbeiten gestalten sich schwierig. Stärkere Wasseranschlüsse müssen erst vom Krankenhaus oberhalb der Akademie und von der Bundesstraße unterhalb der Akademie zum Brandort verlegt werden. Eine Rauchsäule von rund 70 Meter Höhe kündet weithin von dem Großbrand. Gegen 20 Uhr gelingt es der Feuerwehr jedoch, den Brand zu löschen. Während die Bewohner und Angestellten unverletzt blieben, endet der Einsatz für zwei Angehörige der Gladbacher Berufsfeuerwehr tödlich: Der 28jährige Peter Weiyand und sein 22jähriger Kollege Ulrich Höfer werden Opfer einer Verpuffung bei der Brandbekämpfung „vor Ort“ im Speicher über der Kapelle. Drei weitere Wehrmänner müssen mit Verletzungen bzw. Rauchvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Am Tag nach dem Brand wird das Ausmaß der Schäden am Gebäude ersichtlich: Zwei Drittel des Daches sind völlig zerstört, viele Räume durch das Löschwasser unbenutzbar geworden. Das Sekretariat der Akademie wird noch einige Jahre von hier aus die Arbeit organisieren, bis es auch für einige Zeit umziehen muss. Für die Tagungen und Seminare beginnt die Zeit des „Exils“ in anderen Tagungshäusern im ganzen Erzbistum.
(seit 1989)
Im Dezember 1989 ist es soweit: Mit einer Festveranstaltung kann die Thomas-Morus-Akademie ihren Wiedereinzug ins Kardinal-Schulte-Haus feiern. Organisatorisch getrennt vom Kardinal-Schulte-Haus, Tagungszentrum des Erzbistums Köln, hat die Akademie hier ihre Büros und veranstaltet den Großteil ihrer Tagungen – als einen offenen Ort, an dem Raum für Interaktion, Gespräch und Partizipation besteht. „Angesichts der gesellschaftlichen Entwicklungen empfehlen sich Perspektiven, die geradezu eine Umsetzung einfordern: Mut und Neugier, eingefahrene Routen aufzugeben und die Offenheit zu bewahren, nach neuen Wegen, Lösungen und Veränderungen zu suchen; Orte der sinnstiftenden Überblicke und Diskurse zu entwickeln; Erfahrung als Prinzip zu berücksichtigen; Gegensätze und Widersprüche aushalten, sie nach ihren Botschaften befragen; sich den Themen der Zukunft stellen, Krisen antizipieren und in ihnen Veränderungen sehen …“ (Dr. Wolfgang Isenberg)
Neue Programmformen, wie etwa „TischGespräche“, „nachmittags im Museum“ oder die Kunstbegegnungen, unterstützen die Einlösung dieses eigenen Anspruches. Mit ihren Themen und Veranstaltungen eröffnet die Akademie (neue) Zugänge zu kulturellen Besonderheiten, politischen Hintergründen, spirituellen Angeboten, theologischen und kirchlichen Entwicklungen und Fragestellungen … Diese Vielfalt schafft Begegnungen mit Fachleuten und Interessierten verschiedener Professionen, Konfessionen und Religionen. Gesellschaftliche Diskurse werden entfaltet, Entwicklungen aufgespürt, der Blick auf kulturelle Wurzeln und Zusammenhänge gerichtet.