Die Bunten Kirchen im Bergischen Land

Mit dem Namen „Bunte Kirche“ oder „Bonte Kerken“ werden fünf Kirchen bezeichnet: Lieberhausen, Marienberghausen, Marienhagen, Müllenbach und Wiedenest. Die Bezeichnung ist neuzeitlich, ursprünglich wurde so nur Lieberhausen benannt wegen seiner umfangreichen Ausmalung.

Alle fünf Kirchen wurden im 12. Jahrhundert als Kleinbasiliken mit rundem Chor und mächtigem Westturm erbaut, letzterer ist bei jeder Kirche noch erhalten. Bereits um 1300 erhielt Marienhagen eine gotische Kirche und eine ebensolche Ausmalung. Bei den anderen vier Kirchen wurde im 15. Jahrhundert der romanische Chor niedergelegt und eine größere Anlage mit Querhaus und rechteckig geschlossenem Chor errichtet. Diese Chöre wurden dann mit aufwendiger Wandmalerei geschmückt. Die Ausmalung in Marienhagen fällt durch ihre frühe Entstehung um 1300 aus dem Rahmen, während die Malereien in Lieberhausen, Marienberghausen, Müllenbach und Wiedenest auf den ersten Blick sehr ähnlich wirken. Sie unterscheiden sich aber durchaus im Stil und besonders in der Themenwahl, so daß ein genauerer Blick in jede Kirche lohnt. Verbindendes Element ist die Reihe der 12 Apostel, die in jeder Kirche im Chor dargestellt ist.

Als in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts die Reformation vergleichsweise spät im Oberbergischen Einzug hält, hing das Schicksal der Wandmalereien entscheidend davon ab, in welchem Territorium die Kirchen lagen. Marienberghausen und Marienhagen gehörten zum Herrschaftsgebiet der Grafen von Sayn, die 1567 zum lutherischen Glauben sowie 1605 zum reformierten Glauben übertraten und dies auch für ihre Untertanen verbindlich machten. Sie erließen eine Kirchenordnung, in der das Übertünchen der Wandmalereien angeordnet wurde, so daß spätestens 1630 die Wandmalereien von Marienberghausen und Marienhagen nicht mehr zu sehen waren. Die drei anderen Kirchen gehörten zum Gebiet der Grafen von Berg, ab 1521 zu den Vereinigten Herzogtümern Jülich-Kleve-Berg. Herzog Wilhelm stellte es seinen Untertanen frei, welchen Glauben sie wählen wollten und Ende des 16. Jahrhunderts waren Lieberhausen, Müllenbach und Wiedenest evangelisch geworden. Für Müllenbach und Wiedenest gibt es keinerlei Nachrichten, wann die Malereien übertüncht wurden. In Lieberhausen hingegen verschwanden sie erst gegen 1850 unter weißer Farbe, nicht aus religiösen Gründen, sondern aus ästhetischen, da man die „bunten“ Bilder als bäuerlich ansah.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden dann alle Wandmalereien in den Bunten Kirchen wieder aufgedeckt und zwar vom Restaurator Anton Bardenhewer. Dieser war in der Auffassung des 19. Jahrhunderts geschult worden, daß die aufgefundenen Reste wieder zu einem Gesamtbild gestaltet werden sollten. Von daher ergänzte er die Wandmalereien oft sehr großzügig. Nachdem sich die Restaurierungsauffassung gewandelt hatte, wurden die Ergänzungen Bardenhewers nach dem Krieg in allen Bunten Kirchen außer in Lieberhausen abgenommen. Allein in Lieberhausen kann man heute noch Bardenhewer im Original sich anschauen und deswegen ist diese Kirche die „bunteste“ geblieben und hat damit der Gruppe ihren Namen gegeben.