Die Männer bei den Manns
Protagonisten bei Thomas und Heinrich Mann
„Ich bin gar nicht männlich auf die Art, daß ich im Manne nur das nebenbuhlende Mitmännchen erblicke – ich bin es vielleicht überhaupt nicht, aber bestimmt nicht auf diese Art, die ich unwillkürlich gesellschaftlich’ nenne!” Mit diesen Worten grenzt sich Hans Castorp, die Hauptfigur in Thomas Manns 1924 erschienenem Roman „Der Zauberberg“ von einem Männerbild ab, das sich im späten 18. Jahrhundert entwickelt hatte und zu Zeiten Thomas und Heinrich Manns – am Beginn des 20. Jahrhunderts – zumindest bürgerliche Kreise noch dominierte.
Doch das tradionelle Geschlechterverhältnis bekam Risse. Immer mehr Frauen nahmen im Zuge der Industrialisierung eine Erwerbstätigkeit auf, besuchten Schulen und Universitäten oder übernahmen während des Kriegs die Aufgaben ihrer Männer.
Sehr unterschiedlich gingen die beiden Brüder persönlich, aber auch in ihren literarischen Werken mit dieser neuen gesellschaftlichen Realität um. Während Thomas sich mit Katia Pringsheim in die beste Gesellschaft hinein verheiratete, verbandelte sich Heinrich der Halbwelt. In seinem Drama „Die Schauspielerin“ wird die Protagonistin zur Projektionsfläche der femme fatale. Bei Thomas Mann hingegen erleben wir eine Antonie Permaneder, geborene Buddenbrook, die den Verlust ihrer männlichen Verwandten beklagt: „Tom, Vater, Großvater und die anderen alle! Wo sind sie hin? Man sieht sie nicht mehr. Ach, es ist so hart und traurig!‘‘
Die Akademietagung geht den Männlichkeits- und Weiblichkeitsidealen nach, die den Werken beider Manns zugrunde liegen. Dazu laden wir Sie herzlich nach Bensberg ein!
Ihre Referenten/innen
Ihre Tagungsleitung
Samstag, 13. Januar 2024
14.00 Uhr
Väter, Söhne, Triebschicksale
Heinrich Manns erster Roman „In einer Familie“
Prof. Dr. Thomas Wortmann, Lehrstuhl für Neuere Germanistik II, Philosophische Fakultät, Universität Mannheim
16.15 Uhr
Kaffee- und Teepause
16.30 Uhr
Verliebte Männer in den frühen Erzählungen Heinrich Manns
„Auf Reisen“, „Vor einer Photographie“
Prof. Dr. Thomas Wortmann, Mannheim
18.00 Uhr
Abendessen
19.15 Uhr
Männlichkeitsbilder in Thomas Manns „Der Bajazzo“ und „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“
Doppelvortrag mit Film- und Opernausschnitten
- Prof. Dr. Thomas Wortmann, Mannheim
- PD Dr. Rolf Füllmann, Privatdozent u. Lehrbeauftragter am Institut für deutsche Sprache und Literatur II, Universität zu Köln
21.30 Uhr
Ende des Veranstaltungstages
Sonntag, 14. Januar 2024
ab 7.00 Uhr
Frühstück für Übernachtungsgäste
8.00 Uhr
Gelegenheit zum Besuch eines katholischen Gottesdienstes in der Edith Stein Kapelle
9.45 Uhr
Düpierte Männlichkeit – fatale Frauen
Thomas Manns Novelletten
„Gerächt“ und „Anekdote“
PD Dr. Rolf Füllmann, Köln
11.15 Uhr
Kaffee- und Teepause
11.30 Uhr
Ein Schaukampf als männliches Adoleszenz-Ritual
Thomas Manns „Wie Jappe und Do Escobar sich prügelten“
PD Dr. Rolf Füllmann, Köln
13.00 Uhr
Mittagessen
14.00 Uhr
Ende der Veranstaltung
Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.