Romanik in Frankreich-Seminar mit Daniel Leis in Bensberg
© C. Finot, Wikimedia commons (CC BY-SA 2.5)

Innovativ und bildgewaltig

Romanik in Frankreich

Um das Jahr 1000 beginnt im Gebiet des heutigen Frankreichs eine Epoche verstärkten Kirchenbaus. Bis in das 12. Jahrhundert hinein entstehen immer mehr und immer größere Bauten. Zu ihrem Schmuck wird die Skulptur immer wichtiger; an den Kapitellen und Portalen tritt sie besonders hervor.
Die Entwicklung verläuft dabei nicht überall gleich, vielmehr lassen sich unterschiedliche Formen und Ausdrucksweisen in einzelnen Regionen ausmachen. Ihre Pluralität entspricht einer politischen und kulturellen Vielfalt, die in den folgenden Jahrhunderten in dem sich ausbildenden französischen Zentralstaat verloren gehen wird. So vielgestaltig wie in der Romanik präsentieren sich Frankreichs Kunstdenkmäler in keiner späteren Epoche.
Innovativ und bildgewaltig fasziniert die französische Romanik bis heute mit ihrer ausdrucksstarken Kunst. Vor allem vier Zentren tragen diese Entwicklung: der okzitanische Süden, bilderreich und unter mediterranem Einfluss, der normannische Norden mit seinen großen, basilikalen Räumen, das klosterreiche Burgund sowie die Provence, die in einem engen Austausch mit der Formensprache Oberitaliens steht.
Das Seminar führt in die Epoche der Romanik, beleuchtet die Kunstzentren und stellt ihre wichtigsten Denkmäler vor. Dabei sollen auch die erhaltenen Kultbilder und die wenigen Zeugnisse der romanischen Malerei betrachtet werden.

Ihr/e Referent/in und Tagungsleitung

Sonntag, 20. November 2022

14.00 Uhr
Was ist Romanik?
Einführung
Was ist das eigentlich: Romanik? Wie stellt sich Frankreich im 11. und 12. Jahrhundert dar, welche Kunstlandschaften lassen sich ausmachen? Welche Rolle spielen der König, die Territorialherren, die Klöster? Welchen Einfluss hat die stark steigende Bedeutung von Wallfahrten?

14.45 Uhr
Höhe und Größe
Die Baukunst des Nordens
Im Norden Frankreichs, insbesondere in der Normandie, entstehen nach basilikalem Grundriss große Bauten, die bis heute die Besucher in ihren Bann schlagen. Das Bemühen, mit den Bauten in die Höhe zu streben, ihre Gestalt zu systematisieren und ihre Wände zu gliedern, kennzeichnen die Architektur dieser Gegend. Die Bauten in Caen, Jumièges und am Mont-Saint-Michel legen davon eindrucksvoll Zeugnis ab.

16.15 Uhr
Kaffee- und Teepause

16.30 Uhr
Eigenständig, mediterran, erzählfreudig
Der bilderreiche Südwesten
Aquitanien bleibt lange unabhängig; die politischen Freiheiten spiegeln sich auch in gesellschaftlichen. Es herrscht eine allgemeine Offenheit, die sich auch kulturellen Impulsen aus dem muslimischen Spanien nicht verschließt. Die Romanik des Südens formuliert eigene Lösungen, bevorzugt etwa im Kirchenbau den Einheitsraum. Kuppeln spielen eine dominierende Rolle, doch ihren höchsten Ausdruck findet die Romanik wohl in der Skulptur, die Erzählfreude und Plastizität zu großer Blüte entwickelt. Die Portale in Moissac, Cahors und Souillac, die Kapitelle am Pic du Canigou, in Elne und andernorts zeugen von dieser Meisterschaft.

18.00 Uhr
Abendessen

19.00 Uhr
Groß und mächtig oder einfach und klar
Das klosterreiche Burgund
Burgund ist ein Zentrum des Klosterlebens. Das mächtige Cluny wird auch in seiner baulichen und baukünstlerischen Gestalt wegweisend. Doch regt sich auch Widerstand gegen Cluny und seine Baukunst: Bernhard von Clairvaux predigt gegen das Leben der Cluniazensischen Mönche und gegen ihre Bauten. Ein neuer Typus von Kirchen entsteht – schmucklos, einfach und klar, wie er vielleicht nirgends eindringlicher erfahrbar wird als in der ehemaligen Abtei von Fontenay.

21.15 Uhr
Ende des Veranstaltungstages

Montag, 21. November 2022

ab 7.00 Uhr
Frühstück für Übernachtungsgäste

 9.30 Uhr
Stille Einfalt und edle Größe
Römisches Erbe in der Provence
Zwischen Alpen, Ventoux-Massiv und dem Mittelmeer hat die Romanik ihr vielleicht antikisierendstes Gewand angelegt. Die Portalanlagen in Arles oder St. Gilles scheinen mit den antiken Denkmälern der Region eher verbunden als mit der Entwicklung in anderen Zentren des 12. Jahrhunderts. Erhalten blieb auch die Siedlungskontinuität seit der Antike, entlang der Rhône und ihrer Seitentäler. In die unwegsameren Gegenden wagten sich Benediktiner und Zisterzienser, von deren Klosterkultur noch eindrucksvolle Anlagen wie Sénanque und Silvacane Zeugnis geben.

11.00 Uhr
Kaffee- und Teepause

11.30 Uhr
Auf den zweiten Blick
Ausstattung mit Bild und Skulptur
Unser Blick auf die Kirchenbauten der Romanik ist wesentlich durch die Zufälligkeit der Überlieferung und durch die Re-Romanisierungen des 19. und 20. Jahrhunderts geprägt. Dabei müssen die Kirchen einst farbenfroh gewesen sein. Kaum können wir uns eine Vorstellung davon machen, selten sind romanische Ausmalungen erhalten. Aber ein paar Beispiele gibt es doch: St.-Savin-sur-Gartempe im Poitou, St.-Martin-en-Fenollar im Roussillon und die Peters-und-Pauls-Kapelle in Berzé-la-Ville im Burgund. Die Chöre und ihre Umgänge waren oftmals mit Fußboden-Mosaiken geschmückt. Auch hiervon geben uns nur noch vereinzelt erhaltene Reste Kunde. In den Kirchen selbst wurden Madonnen und Heiligenstatuen verehrt. Diesen weniger augenfälligen Aspekten der französischen Romanik ist die letzte Sektion gewidmet.

13.00 Uhr
Mittagessen

14.00 Uhr
Ende des Seminars

Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.

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