Raumbilder 1900-Seminar-Thomas-Morus-Akademie Bensberg
© Architect_A.L._Van_Gendt, Wikimedia.Commons.org

Jugendstil und Lebensreform

Neue Raumbilder um 1900

Der Jugendstil war eine kurze, aber sehr intensive und sich schnell verbreitende Kunst-, Design- und Architekturrichtung, die bis heute mit ihrer spezifischen Ästhetik fasziniert und einen hohen „Wiedererkennungswert“ besitzt. An der Schnittstelle zwischen Historismus und Früher Moderne wurden im Jugendstil die Grundlagen für modernes Design und neue Raumbilder geschaffen, die mit ihrem lebensreformerischen Ansatz aktueller sind denn je. Mit diesem Ansatz reichen die kunstvollen Artefakte über sich selbst hinaus und zielen auf eine gesellschaftspolitische Haltung, die im Begriff der „Lebensreform“ ihren Niederschlag finden.

Seit etwa 1880 entstehen Gruppierungen mit sozialem, sportlichem, religiösem und ernährungspolitischem Charakter. Künstlergruppierungen verstehen sich als Antwort auf die etablierte Kunst und Lehre. Gemeinsames Merkmal dieser mehrheitlich bürgerlichen Bewegung(en) war die Skepsis gegenüber fortschreitender Industrialisierung und Urbanisierung, der das Streben nach dem Naturzustand und einem „natürlichen“ Leben gegenüber-gestellt wurde: Mit der „Lebensreform“ war eine neue Weltanschauung geboren.

Wie Kunst und Leben, Leben und Werk einander im Fin de Siècle bedingen und befruchten, darum geht es in diesem an Bildern und Beispielen reichen Seminar.

Wir laden Sie herzlich ein, dabei zu sein!

Samstag, 12. August 2023

14.00 Uhr
Fin de Siècle und Aufbruchstimmung
Die Kunst sucht neue Lebensformen
Die Kunstszene am Ende des 19. Jahrhunderts reagierte kritisch auf die Begleiterscheinungen der Industrialisierung, die den Menschen lediglich summarisch als Arbeitskraft und Konsumenten und nicht als kreatives Individuum einstufte. Die Weltsicht des Fin de Siècle war von resignativen Tönen und Gegenwartsflucht geprägt. Andererseits wurde zeitgleich eine Aufbruchstimmung spürbar, die für den „neuen Menschen“ im Sinne Nietzsches eine geistige und körperliche Befreiung von bisher geltenden Normen bedeutete.

16.15 Uhr
Kaffee- und Teepause

16.30 Uhr
Anfänge des Designs
Die Durchgestaltung des Lebensraums
Die theoretischen Grundlagen des Jugendstils haben ihren Ausgangspunkt in der englischen Arts and Crafts-Bewegung der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Kunst und Handwerk strebten in einem sozialreformerischen Ansatz eine Erneuerung der menschlichen Alltagswelt durch ein intensiveres Zusammenwirken an. Gegen die erste Massenproduktion von Gebrauchsartikeln, hervorgerufen durch die Industrialisierung und in Rückbesinnung auf die mittelalterlichen Handwerkskünste, wurde der menschliche Wohn- und Lebensbereich durch eine neue Ästhetisierung der Gebrauchsgegenstände aufgewertet.

18.00 Uhr
Abendessen

19.15 Uhr
Linie und Ornament
Die Dynamik von Natur und Geometrie
In bewusster Abgrenzung zu den Stilimitaten des Historismus suchte der Jugendstil eine neue, unverbrauchte Formen-sprache zu entwickeln. Diese sollte nicht aus historischen Kunstepochen abgeleitet sein, sondern einen „natürlichen Ursprung“ haben: Die Natur mit ihrer Flora und Fauna und ihren organischen Strukturen wurde zur unmittelbaren Inspirationsquelle. Aber auch geometrische Ornamente konnten die Gegenstände, Räume und Fassaden des Jugendstils zieren. Wichtig war die Idee einer dynamisierenden Kraft, die von den Linien und Motiven der Ornamentik ausging und alles „beseelte“.

21.30 Uhr
Ende des Veranstaltungstages

Sonntag, 13. August 2023

ab 7.00 Uhr
Frühstück für Übernachtungsgäste

8.00 Uhr
Gelegenheit zum Besuch eines katholischen Gottesdienstes in der Edith-Stein-Kapelle

 9.45 Uhr
Neue Materialien und Bauaufgaben
Die Schönheit von Glas, Stahl und Elektrizität
Mit den Umwälzungen der industriellen Revolution und der Entwicklung des Eisenbahnverkehrs ab dem Beginn des 19. Jahrhunderts entstanden für die Anforderungen und Bedürfnisse der Industrie- und Massengesellschaft neue Gebäudetypen wie Fabrikhallen, Bahnhofsbauten, Passagen, Markthallen und Warenhäuser. Für diese neuen Bauaufgaben wurde mehr und mehr die Eisenkonstruktion in Verbindung mit Glas heranzogen. Besonders die Jugendstilarchitekten entdeckten diese modernen Materialien für neue Möglichkeiten der Baukonstruktion sowie der Formgebung.

11.15 Uhr
Kaffee- und Teepause

11.30 Uhr
Von Barcelona bis Wien
Richtungen der europäischen Jugendstilarchitektur
Innerhalb von rund 20 Jahren verbreitete sich zwischen 1890 bis 1910 die Jugendstilarchitektur in ganz Europa und bildete in den jeweiligen Ländern eine typische Formensprache aus, die stark durch einzelne Künstlerpersönlichkeiten geprägt war: So stehen Antoni Gaudí für den Modernismo in Barcelona, Charles Rennie Mackintosh für den Glasgower Jugendstil, Henry van de Velde und Victor Horta für den belgischen Art Nouveau, Hector Guimard für den französischen Art Nouveau, Otto Wagner für die Wiener Sezession und Joseph Maria Olbrich für den Jugendstil in Deutschland.

13.00 Uhr
Mittagessen

14.00 Uhr
Ende des Seminars

Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.

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