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Von Bellini bis Tintoretto

Venezianische Malerei der Renaissance

Die venezianische Malerei von den musivischen Anfängen im 12. Jahrhundert, einer Zusammensetzung von verschiedenfarbigen flachen Plättchen (aus Stein, Metall, Holz etc.) zu dekorativen Mustern, bis zu den virtuosen Deckenfresken im 18. Jahrhundert ist von Weltrang. Kernstück dieser Bildkunst ist die Renaissancemalerei im 15. und 16. Jahrhundert. Ausgehend von den oberitalienischen Fürstenhöfen, an denen Mantegna arbeitete, kommt der neue Geist erst relativ spät in die Lagune von Venedig.
Mit der Dynastie der Bellini beginnt eine Epoche, die sich durch eine große Qualität und Vielfalt auszeichnet. Vielteilige Gemäldezyklen zeigen um 1500 zum einen das Leben in Venedig. Geheimnisvolle Bilder mit rätselhaften Themen fordern zum anderen noch heute zur Deutung auf. Giorgione und sein Schüler Tizian führen die Malerei zur vollen Blüte der Hochrenaissance und porträtieren die venezianische Gesellschaft, Veronese dekoriert dieser die Villen und Kirchen. Schließlich überwindet Tintorettos Genie in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts mit riesigen Bildfolgen an Wänden und Decken venezianischer Paläste alle ästhetischen und räumlichen Schranken.

Wir laden Sie ein, zusammen mit Dr. Andreas Thiel dieser glanzvollen Epoche der venezianischen Malerei einmal nähere Aufmerksamkeit zu widmen.

Ihr/e Referent/in und Tagungsleitung

Samstag, 11. Juni 2022

14.00 Uhr
Die Dynastie der Bellini
Die Frührenaissance 1450 bis 1490
Bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts sind die Leistungen in der Malerei Venedigs – sieht man einmal von der grandiosen Mosaikausstattung der Markusdoms ab – vergleichsweise bescheiden. Erst mit der Übernahme der neuen Anregungen der Renaissance aus Florenz durch Maler wie Andrea Mantegna und vermittelt durch die oberitalienischen Fürstenhöfe etwa der Gonzaga oder der Este blüht die Kunst auch in der Lagune von Venedig auf. Jacopo Bellini ist noch der höfischen Tradition verpflichtet, aber Giovanni Bellini führt mit seinen Madonnen und Altarbildern die Malerei bis in die vollendete Harmonie der Hochrenaissance hinein. Gentile Bellini schließlich erreicht nicht die malerische Virtuosität Giovannis, doch durch seine Bilder vom venezianischen Leben kann das Auge des Betrachters stundenlang wandern.

15.30 Uhr
Kaffee- und Teepause

15.45 Uhr
Von Carpaccio bis Giorgione
Die Frührenaissance um 1500
Ähnlich wie Gentile Bellini ist auch Carpaccio ein begnadeter Geschichtenerzähler. Seine umfangreichen Gemäldezyklen zur Heiligen Ursula, dem Drachentöter Georg oder dem Erzdiakon Stephanus gleichen frommen Bilderbüchern. Der Geist der Universität von Padua mag manches der rätselhaften Bildthemen erdacht haben, die Giorgione bald nach 1500 in Venedig schuf und deren Geheimnisse bis heute noch nicht entschlüsselt sind. Dazu ist der Maler aus Castelfranco der erste geniale Porträtist der venezianischen Gesellschaft.

18.00 Uhr
Abendessen

19.00 Uhr
Tizian
Die Hochrenaissance 1510 bis 1550
In Giorgiones Werkstatt wurde der vielleicht größte Maler Venedigs ausgebildet: Tizian. Erst war er Konkurrent, nach dem Tod Giorgiones 1510 der Erbe des verstorbenen Meisters. Mit Tizians gewaltigem Bild der „Himmelfahrt Mariens“ für die Frarikirche beginnt 1518 schlagartig die venezianische Hochrenaissance. Über Jahrzehnte prägt Tizian nun das Bild Venedigs als begnadeter Porträtist und Maler sakraler und mythologischer Themen. Als Hofmaler für Kaiser Karl V. und seinen Sohn Philipp II. unterliegt er manchen Zwängen, doch bleibt er bis zum Ende seines langen Lebens 1576 ein Vertreter der venezianischen Renaissancemalerei. Die römische Luft und erst recht der Escorial sind ihm fremd.

21.15 Uhr
Ende des Veranstaltungstages

Sonntag, 12. Juni 2022

ab 7.00 Uhr
Frühstück für Übernachtungsgäste

8.00 Uhr
Gelegenheit zum Besuch eines katholischen Gottesdienstes in der Edith-Stein-Kapelle

9.30 Uhr
Veronese
Die Spätrenaissance 1550 bis 1580
Nach jahrzehntelanger Vorherrschaft Tizians gelangen um die Mitte des 16. Jahrhunderts neue, jüngere Meister zu Ruhm und Ehre. Die farbliche Delikatesse und perspektivische Raffinesse der Malerei des Paolo Veronese lässt sich in venezianischen Kirchen und den Villen des Adels auf der Terra ferma bewundern. Auch als Porträtist dieser Gesellschaft tritt Veronese auf. Vor allem aber ist er der Schöpfer gewaltiger Leinwände für die Klöster des Veneto, in denen er das Thema des „Abendmahls“ immer wieder variiert. Der Reichtum und die profane Aura dieser Bilder haben Veronese mit der Inquisition in Konflikt gebracht. In seinen letzten Lebensjahren beteiligt sich der begnadete Dekorateur an der Neuausstattung des Dogenpalastes, der nach zwei verheerenden Bränden wieder aufgebaut wurde.

11.00 Uhr
Kaffee- und Teepause

11.30 Uhr
Tintoretto
Der Manierismus 1560 bis 1600
Widerpart der immer an klassischen Motiven geschulten Malerei des Tizian ist das Werk Tintorettos, dessen gewaltsame und dynamische Bildkonzepte weit über die Bildformulierungen Tizians hinausweisen. Zugleich aber ist auch Tintoretto zur zarten Beschreibung einer Mythologie oder zu einem psychologisierenden Porträt fähig. Er malt schnell und großflächig, und so entstehen in seiner Werkstatt ganze Raumensembles wie die riesenhaften Leinwände der Scuola San Rocco oder des Dogenpalastes. Mit dem „Paradies“ schuf Tintoretto bis 1594 das angeblich größte Gemälde der Welt für den Saal des Großen Rates von Venedig.

13.00 Uhr
Mittagessen

14.00 Uhr
Ende des Seminars

Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.

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