Im Umbruch: Von der Restauration zur (Studenten-)Revolution
Ambitionierte Literaten und engagierte Literatur in den 1960er Jahren
Turbulent geht es zu, in den 1960er Jahren und das findet man auch in den literarischen Werken der Zeit wieder. Geprägt sind diese Jahre durch Umbrüche im politischen wie im gesellschaftlichen Leben auf (ost- und west-)deutschem Boden: Bau der Berliner Mauer (1961), das Ende der Adenauer-Ära (1963) sowie die Bildung einer ersten großen Koalition (1966) abgelöst durch die sozialliberale Koalition Willy Brandts (1969) … Daneben kündigen sich aber seit Anfang des Jahrzehnts – als Antwort auf die restaurative Atmosphäre der Nachkriegszeit – gesellschaftspolitische Veränderungen an, vorangetrieben von der Außerparlamentarische Opposition (APO), der Studenten und etwas später von der Frauenbewegung.
Aufgegriffen, gespiegelt und interpretiert werden die Ereignisse in Romanen, Dramen, Gedichten literarische und gesellschaftspolitische Diskussionen zum einen von bereits bekannten Autorinnen und Autoren (Alfred Andersch, Ingeborg Bachmann, Heinrich Böll, Günter Grass, Siegfried Lenz …), aber auch von Debütanten der 1960er und mit ihren Erzählungen und dominieren (Ralf Hochhuth, Heinrich Kipphardt, Günter Wallraff, Martin Walser, Peter Weiss u. a.).
Die Werke von Autorinnen und Autoren eines Jahrzehnts deutschsprachiger Literatur werden in diesem Seminar im Kontext ihrer Zeit beleuchtet und auch Schlaglichter auf Theater, Hörspiele oder Kinofilme der 1960er geworfen.
Ihr/e Referent/in und Tagungsleitung
Samstag, 28. September 2019
14.00 Uhr Begrüßung und Einführung
Umbrüche in den 1960er Jahren
Ein zeit- und kulturhistorischer Überblick
Zur Einführung in die Tagung soll zunächst ein kurzer zeit-, kultur- und literaturgeschichtlicher Rückblick die Entwicklungslinien von 1945 bis 1961 (Bau der Berliner Mauer) rekapitulieren, bevor die weiteren Entwicklungen in den 1960er Jahren schlaglichtartig beleuchtet werden. Dabei finden die politischen Verhältnisse und Veränderungen ebenso Berücksichtigung wie kulturelle Neuerungen in Bildender Kunst, Film und (Pop-)Musik sowie – vielleicht am nachhaltigsten – im zwischenmenschlichen und sozialen Zusammenleben der Geschlechter und Generationen.
15.30 Uhr Kaffee- und Teepause
15.45 Uhr
Teilungen und Trennungen, Vereinigungen und Verbindungen
Literatur in den 1960er Jahre
Am Übergang von den 1950er zu den 1960er Jahren setzt sich – in beiden deutschen Staaten – die Literatur mit den politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen der Zeit ebenso auseinander wie mit den sozialen und kulturellen. Wichtig werden nun dokumentarische Formen, etwa in Reportagetexten (von Erika Runge, Günter Wallraff u. a.) oder in Theaterstücken (von Ralf Hochhuth, Peter Weiss u. a.). Epochenspezifisches verdeutlichen aber auch Werke vom Anfang dieser Dekade (von Heinrich Böll, Uwe Johnson, Christa Wolff u. a.), die versuchen, bedenkliche Entwicklungen in ihrer Gegenwart darzustellen und aufzudecken.
19.00 Uhr
Politische Agitationen und experimentelle Provokationen
Lyrik am Abend
Ausgewählte politische Gedichte (von Erich Fried, Wolfgang Neuss, u. a.), die in den 1960er Jahren für kontroverse Diskussionen gesorgt haben, sollen ebenso besprochen werden wie sprachspielerische Klangkompositionen und grafische Buchstaben- und Wortgebilde (von Reinhard Döhl, Ernst Jandl, u. a.), die sich nicht nur in ästhetischer Anschauung erschöpfen, sondern auf grundsätzlichere Fragestellungen zielen.
21.15 Uhr
Ende des Veranstaltungstages
Sonntag, 26. Mai 2019
Frühstück für Übernachtungsgäste ab 7.00 Uhr
8.00 Uhr
Gelegenheit zur Mitfeier der Eucharistie in der Edith-Stein-Kapelle
9.30 Uhr
Identitätsversicherung und Beziehungsvergewisserung
Die Spannung von Realität und Fiktion
Viele der in den 1960er Jahren entstandenen Werke setzen sich mit den Lebensverhältnissen ihrer Autorinnen und Autoren sowie ihren literarischen Alter Egos auseinander. Dabei rückt die Suche nach der eigenen Identität ebenso in den Vordergrund wie das Verhältnis zu anderen realen Personen oder fiktiven Figuren, so bei Ingeborg Bachmann, Max Frisch, Martin Walser, u. a. Ins Licht rücken zudem Literatinnen und Literaten, die mit experimentellen Schreibweisen die erzählerische Großform Roman weiterentwickeln wollen (Hubert Fichte, Wolfgang Hildesheimer, u. a.).
11.00 Uhr
Kaffee- und Teepause
11.30 Uhr
Die Gegenwart der Vergangenheit
Ein Jahrzehnt zwischen Aufarbeitung und neuer Zukunft
Die lange Zeit verdrängte jüngere deutsche Vergangenheit rückt seit Mitte der 1960er zunehmend ins Bewusstsein – vor allem in einer jungen Generation, die unbequeme Fragen und Forderungen stellt. Gegen Ende der 1960er Jahre treten vermehrt Autoren (wie Jürgen Becker, Peter Handke, Dieter Wellershoff, u. a.) mit innovativ-provokativen Stilmitteln hervor, um gegen literarische Formen und Normen zu rebellieren. Mit den neuen Tendenzen geht die Auflösung der für zwei Jahrzehnte einflussreichen Gruppe 47 einher – und eröffnet damit den Horizont für die literarischen Entwicklungen in den turbulenten 1970er Jahren.
13.00 Uhr
Mittagessen
14.00 Uhr
Ende der Veranstaltung
Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.