Matteo de MaydaLa Biennale di Venezia
Leise Improvisation in Moll
„In Minor Keys“ lautet der Titel der 61. Internationalen Kunstausstellung in Venedig. Sie wird die Welt in einem melancholischen Moll zeigen – nicht nur durch ihr Thema, sondern auch durch ihre Entstehungsgeschichte. Die Kuratorin Koyo Kouoh verstarb im Mai 2025 unerwartet; das Projekt wird jedoch mit Zustimmung ihrer Angehörigen fortgeführt. Kouoh wollte die Wahrnehmung verlangsamen. Trotz der „Kakophonie des gegenwärtigen Chaos, das in der Welt tobt“, so schrieb sie, „geht die Musik weiter – die Lieder derer, die trotz der Tragödie Schönheit hervorbringen“.
Im Englischen ist der Begriff „minor keys“ doppeldeutig. Er bezeichnet die Molltonarten, aber auch die leisen, zurückhaltenden Töne. Die Biennale 2026 lädt im Sinne Kouohs ein, „den dauernden Zeichen der Erde und des Lebens zuzuhören und sich mit den Schwingungen der Seele in Verbindung zu setzen“. Kouoh sah in der Kunst einen sensiblen Seismographen gesellschaftlicher Befindlichkeiten. Künstlerinnen und Künstler deuten in ihren Werken die Spannungen unserer Zeit und öffnen zugleich den Blick auf das Mögliche. Viele von ihnen wenden sich wieder dem natürlichen Lebensraum des Menschen zu und erinnern an die ursprüngliche Rolle der Kunst: das Schauen, das Fühlen, das sinnlich Erfahrbare – die eigene Wahrnehmung der Welt.
Ihr/e Reiseleiter/in
Montag, 22. Juni 2026
Benvenuti a Venezia!
Flug mit Eurowings von Köln/Bonn (14.20 Uhr) nach Venedig (15.50 Uhr). Transfer mit einem privaten Wassertaxi zum Lido und Spaziergang zum Hotel Villa Pannonia****. Ein gemeinsames Abendessen stimmt auf die kommenden Tage ein.
Dienstag, 23. Juni 2026
Farben, Formen, Horizonte – Die Welt im Garten der Biennale
Die Giardini sind der Mittelpunkt der Biennale di Venezia. Im 19. Jahrhundert als Orte des Wettstreits zwischen den Nationen konzipiert, werden heute schon einmal Pavillons unter den Teilnehmenden getauscht. Neben dem zentralen Ausstellungspavillon, der das Leitthema vorgibt, entsteht ein Mix verschiedenster künstlerischer Positionen, die bunt, teils provokant, aber immer anregend ausfallen.
Zwischen Kunst und Andacht – Santa Maria Formosa
Die erste große Renaissancekirche Venedigs, Santa Maria Formosa, bildet die gemütvolle Mitte eines lebendigen Viertels voller Restaurants und Cafés. In unmittelbarer Nähe baute sich die Familie Grimani einen Palast, der von Schülern Raffaels mit Stuck und Fresken geschmückt wurde und heute die erste große Antikensammlung Venedigs in einer spektakulären Hängung des 16. Jh. zeigt. Anlässlich der Biennale finden hier Gemäldeausstellungen meist sehr arrivierter Kunstschaffender statt.
Mittwoch, 24. Juni 2026
Von Seilen zu Ideen – Kunst im Arsenale
Die ehemaligen Schiffswerften von Venedig sind auch 2026 ein Hauptschauplatz der Kunstausstellung. Auf dem Gelände stehen rund 50 000 Quadratmeter Ausstellungsfläche zur Verfügung, die von Ländern ohne eigenen Pavillon genutzt wird. Imposant sind die 316 m langen ehemaligen Corderie (Seilereien), die Platz für großformatige Kunstprojekte bieten. Hier werden viele junge Künstlerinnen und Künstler gezeigt.
Geschichte in Bewegung – Palazzo Querini Stampalia
Der Palazzo Querini Stampalia gehörte seit dem Spätmittelalter einer der großen venezianischen Patrizierfamilien und wurde im 19. Jh. in ein Museum verwandelt. Nach Umbauten durch den Museumsspezialisten Carlo Scarpa finden hier regelmäßig Ausstellungen moderner Kunst statt.
Donnerstag, 25. Juni 2026
Meisterwerke venezianischer Malerei - Galleria dell‘Accademia
Sind die frühen Werke in der „Accademia“ noch byzantinischen Traditionen verhaftet, so ist ab dem zweiten Drittel des Quattrocento ein immer stärkerer Einfluss der toskanischen Renaissancemalerei und des norditalienischen Humanismus festzustellen. Von gotischer Malerei bis zu den fantastischen Lichtwelten Bellinis, von Carpaccios Ursula-Geschichten in einem detailrealistischen Venedig des Mittelalters bis zu den mit Camera Obscura gemalten Veduten Canalettos erzählt die Galleria dell’Accademia. Zur Biennale finden hier Begleitausstellungen zeitgenössischer Kunstschaffender statt.
Kunst an der Spitze Venedigs - Punta della Dogana
Schauplatz wichtiger Ausstellungen ist seit Jahren die Punta della Dogana, die ehemalige Zollstation der Republik Venedig. In die Halle integrierte der Architekt Tadao Ando einen zweigeschossigen Ausstellungsraum aus Sichtbeton und akzentuierte ihn mit einer Holzbalkendecke und Außenmauern aus Ziegeln. Die hier ansässige Fondation Pinault spannt mit ihren zeitgenössischen Exponaten den Bogen zur Biennale und legt ihren Schwerpunkt auf Skulpturenschauen.
Vom Barock zum Jetzt – Kunst im Palazzo Grassi
Der Palazzo Grassi wird ebenfalls von der Fondation Pinault bespielt. In diesem letzten der großen Barockpalazzi am Canal Grande werden üblicherweise Werke zeitgenössischer Kunst gezeigt. Die Insel San Giorgio Maggiore gegenüber der Hauptinsel bildet einen würdigen Abschluss jeder Venedig-Reise, da man vom Glockenturm des Klosters einen grandiosen Blick auf die Lagunenmetropole genießt. Die Palladio-Kirche wird zu jeder Biennale von einem zeitgenössischen Kunstschaffenden gestaltet; zusätzlich finden auf der Insel Glasausstellungen mit Bezug zum großen Kunstevent statt.
Freitag, 26. Juni 2026
Barock in Szene gesetzt – Die Ca’ Rezzonico
Den großartigen Palast plante ab 1649 Venedigs berühmtester Barockarchitekt Longhena. Er ging im 18. Jh. an die Familie Rezzonico und wurde erst dann vollendet. Seit einem guten Jahrhundert wird hier die Crème de la Crème des Venezianischen Barock museal gezeigt – von Canaletto und Piazzetta bis hin zu den hinreißend satirisch-melancholischen Commedia dell’Arte-Fresken, die der Maler Giandomenico Tiepolo für sein eigenes Haus schuf.
Am frühen Abend Rückflug mit Eurowings von Venedig (17.25 Uhr) nach Köln/Bonn (18.55 Uhr).
Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.


Wilfried Pohnke auf Pixabay







Schubertiade Schwarzenberg
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