GZagatta_CC-BY-SA-4_wikimedia commonsGlanzlichter im Münsterland
Wasserschlösser, Kunst und Literatur
Das Münsterland mit seinem Wasserreichtum und seiner sanft hügeligen Landschaft ist ein idealer Ort für Wasserburgen und Schlösser vom Mittelalter bis zur Barockzeit. Stadtadelige Familien prägten mit repräsentativen Bauten die Region, zugleich förderten die Fürstbischöfe von Münster prachtvolle Residenzen. Besonders im 18. Jahrhundert entstanden unter Clemens August von Bayern, der zugleich Erzbischof von Köln war, barocke Palais und Landsitze von außergewöhnlichem Glanz. In dieser noch spätbarocken Welt wächst um 1800 die bedeutendste Autorin der Region heran: Annette von Droste-Hülshoff, eine Schlüsselfigur der Deutschen Romantik. Ihre Balladen sowie die berühmte Erzählung „Die Judenbuche“ machten sie weithin bekannt. Landschaft und Geschichte des Münsterlands, seine Burgen, Wälder und Adelssitze prägten ihr Werk.
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Dienstag, 5. Mai 2026
Prunk und Poesie – Schloss Nordkirchen und erste Begegnung mit Münster
Busreise von Köln (8.45 Uhr) und Bensberg (9.30 Uhr) zu Schloss Nordkirchen. Das „Westfälische Versailles“ wurde im Auftrag des Fürstbischofs von Plettenberg errichtet. Johann Conrad Schlaun vollendete das barocke Wasserschloss nach 30 Jahren. Es liegt auf einer viereckigen Insel inmitten eines weitläufigen Parks, der nach französischem Vorbild als formaler Garten angelegt wurde. Anschließend Weiterfahrt nach Münster.
Ein Orientierungsrundgang führt in die Welt Annette von Droste-Hülshoffs, die im literarischen Salon ihrer Freundin Elise Rüdiger in Münster verkehrte. Die nach dem Zweiten Weltkrieg liebevoll wieder aufgebaute Stadt bewahrt noch heute das Flair, das auch die Dichterin vor zweihundert Jahren erlebte.
Mittwoch, 6. Mai 2026
Lebenswelten der Dichterin
Der Tag beginnt im Stadtmuseum Münster, wo zwei geschmackvoll gestaltete Kabinette Leben und Werk Annette von Droste-Hülshoffs lebendig werden lassen. Handschriften, Porträts und zeitgenössische Dokumente eröffnen einen unmittelbaren Blick auf die Dichterin, ihre Familie und ihr Umfeld. Am späten Vormittag führt der Weg zur Burg Hülshoff, dem Stammsitz der Familie. Auch wenn das Gebäude selbst derzeit nicht zugänglich ist, vermittelt es schon von außen mit seinen Wassergräben und Mauern den Zauber eines echten Erinnerungsortes und lädt zu einem Mittagessen vor stimmungsvoller Kulisse ein. Am Nachmittag öffnet das Rüschhaus seine Türen. Der Barockarchitekt Johann Conrad Schlaun schuf es als eleganten Witwensitz; Annette von Droste-Hülshoff machte es zu ihrem „Schneckenhaus“, einem Refugium dichterischer Inspiration und Konzentration. Zum Ausklang bietet sich die Gelegenheit, das stolze Renaissanceschloss Haus Havixbeck von außen zu betrachten. Umgeben von Wasser und Sandstein entfaltet sich ein eindrucksvolles Ensemble, das die reiche Baukultur des Münsterlands widerspiegelt.
Donnerstag, 7. Mai 2026
Vom Lustgarten zum Bollwerk
Burgsteinfurt gilt als älteste Wasserburganlage Westfalens. Sie erhebt sich auf einer kreisförmigen Insel, die von der Steinfurter Aa umflossen wird. Im Schatten der Burg entstand eine kleine Marktstadt. Der Garten, das so genannte Bagno, war Ende des 18. Jh. eine Art Vergnügungspark für Hochadelige. Auch wenn viele der Attraktionen vergangener Zeiten verschwunden sind, lädt die Parkanlage immer noch zu einem Spaziergang durch Geschichte und Natur ein. Schloss Burgsteinfurt wird bis heute von den Nachfahren der Erbauer, der fürstlichen Familie zu Bentheim und Steinfurt, bewohnt und kann deshalb nur von außen besichtigt werden. Im nahe gelegenen Bad Bentheim thront dessen berühmte gotische Festung hoch über der Stadt und bittet zur Besichtigung. Die Hochburg entstand inmitten kriegerischer Auseinandersetzungen von 1050 bis 1160 und wurde später immer weiter ausgebaut.
Freitag, 8. Mai 2026
Streifzug durch Münsters Baukunst
Mit dem Westfälischen Frieden begann eine Phase relativer Stabilität, die das Fundament für die barocke Blüte der Stadt und ihres Umlandes legte. Der Besuch des Rathauses, einem Treppengiebelbau aus dem gotischen 14. Jahrhundert, der nach dem Zweiten Weltkrieg rekonstruiert wurde, führt in den Friedenssaal, in dem 1648 die Verträge des Westfälischen Friedens unterzeichnet wurden. Vor allem unter Kurfürst Clemens August von Bayern entstanden barocke Schlüsselbauten, so die Clemenskirche, das Schloss Münster und der Erbdrostenhof. Dessen prächtiger Festsaal, von Johann Conrad Schlaun für den Drosten zu Vischering entworfen, erwartet staunende Gäste. Die Barockzeit wird auch in einigen Bereichen des Landesmuseums Münster lebendig. Der Druffel’sche Hof wurde von 1784-88 erbaut und ist der heute wohl bedeutendste klassizistische Bau. Hier befindet sich auch das Picasso-Museum, dessen Sammlung einen reizvollen Kontrapunkt zum Tagesprogramm bildet.
Samstag, 9. Mai 2026
Burgen, Stifte und der Glanz des Barbarossa
Zum Abschluss der Reise führt der Heimweg über Lüdinghausen zur Burg Vischering, einer der schönsten Wasserburgen Westfalens. Die auf zwei Inseln, inmitten eines doppelten Wasserrings liegende Festung geht wohl auf das 12. Jahrhundert zurück, ist aber in ihrer jetzigen Optik ein Ergebnis der Frühneuzeit und ein Denkmal von malerischer Geschlossenheit. Hier befindet sich ein Museum über das Münsterland. Im Anschluss führt die Fahrt weiter nach Selm, wo mit Schloss Cappenberg ein markanter klassizistischer Bau wartet. Ursprünglich als Stift des Prämonstratenserordens gegründet, wurde die heute noch sichtbare dreiflügelige, barock-klassizistische Anlage 1708 fertiggestellt. Die Basilika birgt eine kunsthistorische Kostbarkeit: Im Querhaus begegnet man dem berühmten Cappenberger Kopf, einer um 1160 entstandenen Porträtbüste, die Kaiser Friedrich Barbarossa zugeschrieben wird. Anschließend Weiterfahrt nach Bensberg (Ankunft ca. 18.30 Uhr) und Köln (Ankunft ca. 19.15 Uhr).
Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.


Wilfried Pohnke auf Pixabay







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