Kleine Staaten, großer Glanz
Fürstenresidenzen in der Mitte Deutschlands
Bis zur Reichsgründung 1871 ist Deutschlands Geschichte in erster Linie eine Geschichte der Duodezfürstentümer. Nach dem Westfälischen Frieden bestand das Heilige Römische Reiche Deutscher Nation aus einigen Hundert mehr oder minder souveränen politischen Einheiten. Dies führte zur ökonomisch-politischen Verzwergung. Doch auf kulturellem Gebiet erwies sich der stete Wettbewerb zwischen den Kleinstaaten als äußerst fruchtbar. Jeder noch so kleine Fürst baute Schlösser und lud Dichter, Musiker und Theaterleute ein. Die bedeutendsten deutschen Künstler und Intellektuellen wirkten oft in der Provinz: der Dichter Goethe in Weimar, der Reformator Luther in Wittenberg, der Architekt Erdmannsdorff in Wörlitz. So entstand eine der dichtesten Kulturlandschaften Europas. Vor allem die Mitte Deutschlands entwickelte eine große kulturelle Strahlkraft.
Ihr/e Reiseleiter/in
Dienstag, 16. August 2022
Busreise von Köln (7.30 Uhr) und Bensberg (8.15 Uhr) nach Weimar.
Am Hof der großen Geister
Gleich zu Beginn führt die Reise an den berühmtesten Musenhof Deutschlands, nach Weimar. Unter der Herrschaft der Herzogin Anna Amalia zog es Dichter wie Goethe, Schiller und Herder an und blieb noch bis zum Ersten Weltkrieg ein wichtiges kulturelles Zentrum. Besonderes Symbol dieser geistigen Blüte war die Herzogin Anna Amalia Bibliothek, die nach Brand und Wiederaufbau im alten Glanz zu besichtigen ist. Das benachbarte Residenzschloss hob sich mit seiner frühklassizistischen Ausstattung bewusst vom Rokoko der an Frankreich orientierten Fürstenresidenzen des frühen 18. Jahrhunderts ab.
Mittwoch, 17. August 2022
Salve! In Goethes Haus und Garten
Der Tag beginnt mit einem Spaziergang durch den Park an der Ilm, dessen Anlage das Multitalent Goethe maßgeblich beeinflusste. Anregung waren Schriften Rousseaus, Gärten in England, aber vor allem die Gärten im rivalisierenden Anhalt-Dessau. In Goethes Haus am Frauenplan lassen sich noch heute die vielseitigen Interessen des stets neugierigen Dichters und Wissenschaftlers nachvollziehen.
Nach Gotha
Nachmittags geht es nach Gotha, das im Gegensatz zu Weimar eher auf die Naturwissenschaften setzte. Das während des Dreißigjährigen Krieges entstandene Schloss Friedenstein ist einer der ersten barocken Schlossbauten in Mitteldeutschland. Neben einem Schlosstheater und grandiosen Festsälen bietet es eine Kunstkammer, eine prächtige Schlosskirche und ausgedehnte englische Parkanlagen.
Donnerstag, 18. August 2022
Von Spielkarten und Salondamen
Das ebenfalls mit Gotha und Sachsen verbundene Altenburg war im 15. Jahrhundert Residenz der Wettiner. Das Schloss bietet ein Konglomerat an Bauten, die vom 12. Jahrhundert über die spätgotische Schlosskirche bis hin zu barocken Einbauten gehen. Die berühmte Spielkartensammlung verweist darauf, dass Altenburg im 19. Jahrhundert Zentrum der Spielkartenindustrie war. Das Lindenau-Museum wartet mit Hauptwerken der Renaissance auf. Da es sich derzeit im Umbau befindet, gibt eine Ausstellung im Interimsquartier in der „Kunstgasse 1“ mit wichtigen Exponaten einen Überblick über die italienische Malerei des 13. bis 16. Jahrhunderts.
Im Museum Burg Posterstein wird einer der bekanntesten Salonnièren des 19. Jahrhunderts gedacht: Weltoffen und geistreich agierte Herzogin Anna Dorothea von Kurland (1761-1821) als Vermittlerin von Kultur und Politik und erlangte so Zugang zu den höchsten gesellschaftlichen Kreisen.
Freitag, 19. August 2022
Im Gartenreich
Weiter geht es nach Wörlitz, das einst zum Fürstentum Anhalt-Dessau gehörte. Mitte des 18. Jahrhunderts gestaltete Fürst Franz dieses winzige Territorium zu einem blühenden Gemeinwesen um. Sinnbild des sprichwörtlichen Gartenreiches war und ist die Parkanlage von Oranienbaum-Wörlitz. Das enzyklopädische Projekt findet seine Mitte in einem Schlösschen, das als Gründungsbau des Klassizismus gelten darf. Am besten erschließt sich der Park über eine Fahrt auf dem Wasser, die einem die sorgfältig komponierten Sichtachsen des scheinbar so natürlichen Gartens verdeutlicht.
Samstag, 20. August 2022
Schlösser, Kirchen, Thesen
Die kleineren Schlösser Luisium, Georgium und vor allem das barocke Schloss Oranienbaum, das als Keimzelle des Wörlitzer Projektes gelten darf, öffnen ihre Türen. Das nahegelegene Wittenberg war zu Luthers Zeiten Residenz Friedrichs des Weisen. Hier ist ein Besuch der Schlosskirche obligatorisch, nicht nur wegen der 95 Thesen Luthers, sondern vor allem wegen der eindrucksvollen spätgotischen Architektur.
Am Abend bietet sich die Gelegenheit zum Besuch eines katholischen Vorabendgottesdienstes.
Sonntag, 21. August 2022
Herkules in Hessen
Von Wittenberg führt die Reise nach Kassel-Wilhelmshöhe, wo Museumssammlungen vor allem mit Kunst des holländischen 17. Jahrhunderts locken. Das klassizistische Schloss befindet sich in einem spektakulären Landschaftsgarten in Hanglage, dessen Gipfel durch den berühmten Koloss des Herkules bekrönt wird. Die prunkliebenden Hessen bauten sich auch einen barocken Badepavillon aus Marmor, der bei einem Rundgang durch Kassel besichtigt wird.
Montag, 22. August 2022
Abschied von der Kleinstaaterei
Bevor es in heimatliche Gefilde geht, steht die Besichtigung des Residenzschlosses Arolsen auf dem Plan. Hier residierten die Grafen von Waldeck-Pyrmont, die sich eine dreiflügelige Palastanlage inmitten eines weitläufigen Parks nach dem Vorbild von Versailles errichten ließen. Das Schloss war der Geburtsort von Emma von Waldeck und Pyrmont, die durch Heirat im 19. Jahrhundert niederländische Königin und Stammmutter des heutigen Hauses Oranien wurde.
Rückreise nach Bensberg (Ankunft ca. 18.00 Uhr) und Köln (Ankunft ca. 18.45 Uhr).
Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.