Der heilige Nikolaus kommt
Der Heilige Nikolaus wird in vielen Ländern verehrt und geachtet, es werden viele Legenden über ihn erzählt und blank geputzte Stiefel vor die Tür gestellt; er ist und bleibt ein Heiliger, über den die alten Geschichten immer wieder erzählt und aktuelle Berichte zu neuen Funden und Texten in den Medien veröffentlicht werden.
Eine der schönsten Seiten zum heiligen Nikolaus finde ich die Themenseite auf katholisch.de: Der heilige Nikolaus: Hier habe ich lange gestöbert und viel Wissenswertes gefunden.
Ich möchte an dieser Stelle eine kurze Geschichte erzählen:
Wir haben viele Jahre in Münster gewohnt. Unsere beiden damals noch kleinen Kinder sind in die Kindergärten und -gruppen der Nachbarschaft gegangen und wir hatten immer viele Kinder in Haus und Hof herumspringen. So war es klar, dass auch der Nikolaus bei uns vorbeikam. Er hatte sich für den 6. Dezember am späten Nachmittag angekündigt und die Kinder spielten leise und konzentriert, denn sie wussten, dass der Bischof von Myra nicht klingeln würde. Er schlug mit dem Stab an die Haustür und das wollte innen gehört sein. Und da war es: Dreimal kräftig und würdevoll tönten die Schläge auf der Holztür. Die Kinder machten die Tür vorsichtig auf, schauten durch den Spalt und huschten ins Kinderzimmer, wo ein großer Stuhl bereitstand, auf den sich der Nikolaus gerne setzte. Er trat ein. Mit hellen Augen unter den großen, weißen Augenbraunen sah er sich um, grüßte die Kinder, die sich zügig auf Kissen und kleine Stühle gesetzt hatten, mit einem leichten Kopf nicken und sah auch die Mütter und Väter, die versammelt waren, anerkennend an. Seine Mitra glänzte so golden wie sein Buch, das er unter einem Arm trug, die andere Hand hielt den Bischofstab und einen großen Sack aus grobem Leinen. Der heilige Nikolaus strahlte eine große Würde und eine tiefe Ruhe aus. Alle spürten, dass etwas Besonderes in diesem Moment lag.
Als er sich langsam gesetzt hatte, dankte er den Kindern und Eltern für den schönen Empfang, die Wärme im Haus und dass er willkommen war. Er erzählte, dass er heute schon in vielen Häusern gewesen war und viele Kinder begrüßt hatte. Er sagte, dass er sich sehr auf unser Haus gefreut hat, in dem er schon im letztem Jahr wundervolle Kinder angetroffen hatte, die miteinander spielen, auch mal streiten, sich wieder vertragen, die viele Fragen stellen, neugierig sind, die Welt entdecken wollen. Das fand der Nikolaus sehr lobenswert und die Kinder hörten aufmerksam seine Worte und beobachteten seine Gesten. Dann öffnete er sein großes, goldenes Buch, rief jedes einzelne Kind mit Namen auf und erzählte kurz eine Begebenheit, die ihm im letzten Jahr besonders aufgefallen war und gefallen hatte. Die Kinder strahlten und für alle fand er ein kleines Geschenk in seinem großen Nikolaussack. Es kam der Moment des Abschieds und der Nikolaus erhob sich langsam von seinem Stuhl, winkte noch einmal mit den weiß behandschuhten Händen, schenkte allen unter seinem großen weißen Bart ein letztes Lächeln und verließ das Haus durch die alte Haustür, durch die er gekommen war.
Die große Stille war schnell verwandelt in ein lautes durcheinander Reden der Kinder und Eltern; der heilige Nikolaus war wirklich gekommen, er hatte geklopft und er hatte wieder sein goldenes Buch dabei und einen Sack Geschenke, seinen Stab hatte er auch nicht vergessen und seine hohe Mitra thronte auf seinen weißen Locken wie im letzten Jahr. Es war einfach wunderbar, dass wir das alle erleben durften. – Nachdem die Geschenke ausgepackt und die ersten Mandarinen geschält waren, kam Stephan nach Hause, unser Papa. Er hatte im Labor noch einen Versuch gemacht und hatte den hohen Besuch verpasst. Tobias, unser ältester Sohn, der 5 Jahre alt war, kam auf ihn zugestürzt und in einer Mischung von Aufregung und großer Achtung verkündete er: “Papa, Papa, stell dir vor, der Nikolaus hat die gleichen Hausschuhe wie du!“
6. Dezember 2022 || ein Beitrag von Karin Dierkes, Akademiereferentin für Theologie und Philosophie