Apfelernte von Hanns von Gumppenberg
Die ersten Äpfel fallen vom Wurm,
Die zweiten Äpfel, die fällt der Sturm,
Die dritten erntet man ein:
Welche mögen die besten wohl sein?
Die dritten natürlich! lacht jedermann:
Weil man nur die servieren kann!
Die schält sich dann
Respektvoll der Esser
Mit sorglichem Messer –
Doch Wurm und Sturm, die wissen es besser.
Hanns von Gumppenberg lebte von 1866 bis 1928 und war unter anderem ein deutscher Dichter und Kabarettist. Er benutzte mehrere Synonyme, von denen Professor Immanuel Tiefbohrer der vielleicht klangvollste ist. Seine augenzwinkernde Art und seine sprachliche Eloquenz liefern ein explosives Gemisch, das oft zum Schmunzeln, zuweilen auch zu schallendem Lachen reizt.
Der Herbst ist für viele (Dichter) ein Thema der Traurigkeit, zumindest eines der melancholischen Ruhe („Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben“ Rainer Maria Rilke). Doch auch das goldene Licht, die Vielfarbigkeit der Blätter und die Überfülle der reifen Früchte sind Bestandteile des Herbstes. So macht Goethe daraus eine Ode an den Wein („Gedrängter quellet, Zwillingsbeeren, und reifet Schneller und glänzend voller!“ Johann Wolfgang von Goethe), und Gumppenberg nimmt die Äpfel ins Visier.
Ein wunderbares kleines Stück über die Betrachtung der Welt aus unterschiedlichen Perspektiven.
23. September 2023 || ein Beitrag von Judith Graefe, Akademiereferentin Erkundungen