Auf Wiedersehen TMA – aber: niemals geht man so ganz!

Ende März 2025 geht für mich eine lange und abwechslungsreiche Reise zu Ende. Ich hätte niemals für möglich gehalten, dass ich nach einem 1. Arbeitstag am 9. November 1989 bis zu meinem Eintritt in den Ruhestand die Thomas-Morus-Akademie Bensberg meinen Arbeitgeber nennen kann. In den frühen 2000er Jahren verließ uns ein früherer Kollege zu einem anderen Arbeitgeber und meinte bei der Verabschiedung zu mir, dass ich wohl – im Gegensatz zu ihm – bis zu meinem Ruhestand in der TMA bleiben werde. Das hätte ich damals nicht für möglich gehalten.

Die ersten Tage und Wochen waren geprägt vom Wiedereinzug der Akademie in das Kardinal-Schulte-Haus, die nach dem Brand im Jahr 1980 und den Jahren der Renovierung wieder zurück in das Haus zog und den Veranstaltungsbetrieb wieder voll aufnahm. Das Personal wurde aufgestockt, um Veranstaltungen für die Bereiche Theologie, Philosophie, Kunst, Musik, Literatur und Pädagogik anbieten zu können. In den ersten drei Jahren habe ich zudem das Projekt „Wegzeichen“ zur Gestaltung von religiösen Schulendtagen für Oberstufenschülerinnen und -schüler organisieren dürfen. 1993 wurde ich dann Referent für Kunst, Kultur und Pädagogik.

Im Rückblick eine Bilanz in Zahlen zu machen, ist schwierig, wenn nicht gar unmöglich. Es sind letztlich um die 3000 Veranstaltungen, die über meinen Schreibtisch gegangen sind und von denen ich auch die meisten selbst geplant und betreut habe.

Ich möchte zum Abschied ein paar Schlaglichter auf diese Zeit werfen, auf Menschen und Angebote, die mir wichtig waren und an die ich mich auch gerne erinnere:

Kunstbegegnung Bensberg

Mit dem Wiedereinzug der Akademie in das Kardinal-Schulte-Haus nahm die Akademie die Reihe der Kunstausstellungen in Bensberg mit einer Ausstellung mit Arbeiten von Herbert Falken wieder auf. Unter der fachkundigen Begleitung und in enger Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Frank Günter Zehnder durfte ich bis Anfang dieses Jahres 93 Kunstbegegnungen realisieren. Das war ein herausforderndes, aber großes Geschenk: Atelierbesuch, Ausstellungskonzeption, Kunsttransport, Aufhängung der Bilder, Ausstellungseröffnung mit Künstlergespräch … das hat viel Freude bereitet und mich in eine Welt hineingeführt, die mir bis dahin weitgehend fremd war.

Bensberger Mediations-Modell

Als der Schulleiter Günther Braun im Sommer 1995 in die TMA kam, um den Akademiedirektor und Pfadfinderkollegen Dr. Wolfgang Isenberg von dem Projekt der Streitschlichtung an seiner Schule zu berichten, ahnten wir nicht, dass daraus wohl eines der am längsten, erfolgreichsten und andauernden Projekte der Akademie entstehen sollte. Aus einem einzigen Workshop im Frühjahr 1996 ist ein umfangreiches Angebot für Pädagoginnen und Pädagogen von der Kita bis zur Berufsschule entstanden, in dem diese erfahren, wie Kleinkinder, Schülerinnen und Schüler sowie Jugendliche lernen können, wie sie mit Konflikten umgehen und wie Streit geschichtet werden kann. Das Model ist seit Jahren als Bensberger Mediations-Modell eingetragen und mit einem besonderen Markenschutz versehen. Im März 2025 fand der 600. Workshop dazu statt. Mittlerweile leitet die dritte Generation der Trainerinnen und Trainer diese Workshopangebote.

Kunst-Kooperation mit Museen

Von den unzähligen Veranstaltungen zur Kunst und Kultur, zu Kunstepochen, zu einzelnen Künstlerinnen und Künstlern sind mir vor allem die Veranstaltungen in den Museen in Erinnerung geblieben. Dabei sind es vor allem die Museen in der Rheinschiene, mit denen wir Begleitveranstaltungen zu Ausstellungen gemeinsam und vor Ort organisiert haben. Vom Arp Museum Bahnhof Rolandseck, über die Bundeskunsthalle, das Kunstmuseum Bonn, das Rheinische Landesmuseum Bonn, das Museum Schnütgen,  das Wallraf-Richartz-Museum, das Museum Ludwig und das Käthe Kollwitz-Museum in Köln oder das K20/K21 in Düsseldorf bis hin zum Museum Folkwang in Essen oder zum Von der Heydt-Museum  in Wuppertal. Einblicke in die Arbeit der Museen, aber vor allem die Erschließung von Kunstthemen standen dabei im Mittelpunkt. Fachtagungen mit dem Verband Rheinischer Museen oder dem Landesverband Museumspädagogik in NRW haben dieses Feld besonders bereichert.

Musiktagungen zu Komponisten, zu Opern, Konzerten und Festivals

Meine persönliche Leidenschaft zur Musik konnte in ganz unterschiedlichen Feldern zum Tragen kommen. Tagungen zu einzelnen Musikerinnen und Musikern, zu Musikepochen, Einführungen in und Besuche von Opernaufführungen in Bonn, Köln, Düsseldorf oder Essen, das Festival der Bunten Kirchen gehörte dazu. Auch die zeitgenössische Musik kam dabei nicht zu kurz wie im Ensemble Musikfabrik in Köln. Besondere Freude haben mir die Veranstaltungen zum Musikfestival Spannungen im Heimbach oder zum Beethovenfest in Bonn gemacht. Die letzte Veranstaltung war bezeichnender Weise eine Veranstaltung zur Oper „Don Giovanni“. Stellvertretend für die vielen Musikwissenschaftler möchte ich vor allem Prof. Dr. Albrecht Goebel und Prof. Dr. Hans-Joachim Wagner für die langjährige Zusammenarbeit danken.

Pädagogik und Kirchenentwicklung

Fachtagungen zur Montessori-Pädagogik mit der Deutschen Montessori-Vereinigung, zu schulischen Themen, zur Hochbegabung mit Bildung und Begabung und der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind (DGHK) , zur Supervision im pastoralen Feld  und die ersten Jahre des Strategiekongresses konnte ich mitgestalten.

AG Netzwerk Kirchenführung – Kirche und Tourismus

Meine Kompetenzen als Geograph kamen bei den Fachtagungen zum Tourismus bzw. im Feld Kirche und Tourismus zum Einsatz. In besonderer Weise ist mir das Feld der Kirchenführungen ans Herz gewachsen. Im Rahmen einer Tagung in Bensberg kam 2003 die Idee auf, die Menschen miteinander zu vernetzen, die in den touristisch bedeutsamen katholischen Kathedralen und Klosterkirchen die Kirchenführerinnen und Kirchenführer ausbilden, begleiten und koordinieren. Zusammen mit Harald Schlüter vom Domforum Köln ist daraus die AG Netzwerk Kirchenführung entstanden, die zu einem Netzwerk im deutschsprachigen Raum von Hamburg bis St. Gallen und Wien geworden ist. Dazu hat die Akademie über etwa 20 Jahre in Zusammenarbeit mit dem Katholisch-Sozialen Institut Kirchenführerinnen und Kirchenführer im Erzbistum Köln qualifiziert. Hinzu kamen zahlreiche Tagungen, die im Bereich Kirche und Tourismus anzusiedeln sind.

Fachtagungen zum Opferschutz

Diese Tagungen wurden in den letzten Jahren besonders wichtig, ob es die Begleitung von Menschen in Krisensituationen waren oder die Bearbeitung des Themas sexualisierte Gewalt oder der Schutz von Menschen in öffentlichen Einrichtungen. Es waren vor allem Kooperationen mit dem Bund Deutscher Kriminalbeamter, dem Institut für Prävention und Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt (IPA), der Behördenspiegel-Stiftung, der Dr. Axe-Stiftung  oder mit dem Präventionsnetzwerk #SicherimDienst.

Studienreisen, Exkursionen, Geistliche Abende im Dom

Die Begleitung von Studienreisen und Erkundungen in der Region waren ebenso ein Baustein meiner Arbeit, zudem die Organisation und Durchführung des Jahreswechsels in Weimar seit 2018 wie auch die Geistlichen Abende im Kölner Dom.

Für das gute Design

Zudem habe ich mich immer gerne um das Layout von zahlreichen Druckprodukten gekümmert, u.a. um das Halbjahresprogramm und den Katalog Ferienakademien und Erkundungen.

Nach den vielen Jahren der Zusammenarbeit gilt ein besonderer Dank dem vorherigen Akademieleiter Dr. Wolfgang Isenberg und der aktuellen Leiterin Andrea Hoffmeier sowie dem früheren Vorsitzenden des Diözesanrates der Katholiken im Erzbistum Köln Thomas Nickel und dem aktuellen Vorsitzenden Tim Kurzbach. Ein Dank auch an die jeweilige Verwaltungsleitung unter Monika Kolec, Stefan Schmitz und Dano Himmelrath sowie den Kolleginnen und Kollegen im Kardinal-Schulte-Haus, die immer ein offenes Ohr für mich hatten.

Ein großer Dank an zahlreiche Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich um Themen, Inhalte, Konzepte, Strukturen und Perspektiven für die Akademie „ringen“ konnte, mit manchen sogar mehrere Jahrzehnte, mit anderen nur wenige Jahre.

An dieser Stelle möchte ich auch Dank sagen den zahlreichen Referierenden und Kooperationspartnern, mit denen ich über Jahre, bei manchen über Jahrzehnte, zusammenarbeiten durfte und viele tolle Tagungsprojekte realisieren konnte. Auch für die vielen konstruktiven Gespräche, kreativen Programmentwicklungen und gemeinsamen Tagungsvorhaben möchte ich mich an dieser Stelle noch einmal bedanken. Das hat mir immer sehr viel Freude bereitet! Danke für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit! Den einen oder anderen habe ich bereits persönlich gesprochen, andere werde ich sicher in der nächsten Zeit noch einmal treffen können.

Denn: Niemals geht man so ganz! Seit 2020 ist die Akademie Projektpartner bei der Veranstaltungsreihe „Orgelkultur im Rhein-Sieg-Kreis“ . Dieses Kulturangebot werde ich auch nach dem Eintritt in den Ruhestand weiter begleiten und OrgelKonzerte, OrgelExkursionen sowie OrgelErlebnisse für Kinder und weitere Angebote rund um die Orgel organisieren. Daher bin ich auch während dieses Projekts noch über die Akademie-Mailadresse erreichbar.

Mit großem Dank, guten Wünschen für die Zukunft der TMA und einem herzlichen Gruß

Andreas Würbel