Museumsbesuch@home – Streifzüge durch die geschlossenen Museen der Welt
Italien: kultureller Widerstand!
Wir beginnen mit Italien. Das Land ist von der Corona-Pandemie besonders hart getroffen, verfügt aber auch über eine einzigartige Vielfalt und Fülle an kulturellen Schätzen aus vielen Jahrhunderten. Diese präsentiert es nun online. James Bradburne, der Direktor der Mailänder Pinacoteca di Brera, gibt dabei den Ton an, wenn er die Beiträge seines Hauses unter dem richtungsweisenden Titel Appunti per una resistenza culturale – Aufzeichnungen für den kulturellen Widerstand – versammelt. Leider sind die meisten Texte nur auf Italienisch verfügbar. Etwas versteckt findet sich jedoch ein kleiner Glanzpunkt, bei dem Musik und Malerei in einen Dialog treten, der keiner weiteren Kommentierung bedarf. Der Pianist Clive Britton spielt Franz Liszts Sposalizio (Hochzeit der Jungfrau) aus dem Jahr 1858 vor Raffaels erstem Meisterwerk, der Vermählung Mariä von 1504. Dieses Werk des großen Meisters inspirierte Liszt, der es auf seiner Italienreise in der Pinacoteca di Brera sah. Sehen und hören Sie hier.
Die Uffizien in Florenz bieten mit HyperVisions einige virtuelle thematische Führungen zu ausgewählten Werken der Sammlung, deren Kommentierung auf Italienisch und Englisch verfügbar ist. Passend zur Jahreszeit sei der Zyklus „The Easter Story“ („Die Ostergeschichte“) empfohlen. Ausgewählt wurden dazu u.a. herausragende Werke von italienischen Meistern wie Pietro Perugino und Tizian, aber auch von Peter Paul Rubens oder Rogier van der Weyden. Bemerkenswert ist dabei, wie der Blick des Betrachters durch die geschickte Gestaltung der Serie auf verschiedene Ausschnitte und Details der versammelten Kunstwerke gelenkt wird.
Atemberaubend sind die virtuellen Rundgänge durch die Vatikanischen Museen. Ganz allein und in Windeseile schwirrt man durch die Stanzen oder die Sixtinische Kapelle. So kommt man den Meisterwerken Raffaels und Michelangelos so nahe, wie es in der Realität niemals möglich wäre. Leider gibt es keine Kommentierung, sodass man etwas auf sich allein gestellt ist. Hier kann es ratsam sein, wie bei einem echten Museumsbesuch, vielleicht einen Kunstführer hinzuzuziehen.
An moderner Kunst Interessierte kommen beim Besuch des Museo d’Arte Contemporanea Donna Regina in Neapel auf ihre Kosten. Das Museum hat Künstlerinnen und Künstler gebeten, Worte und Themen zu interpretieren, mit denen sich die aktuelle Erfahrung der abrupten Veränderung des täglichen Lebens bezeichnen lässt: Zuhause, Isolation, Gemeinschaft, Solidarität….
Hier entsteht und entwickelt sich ein vielstimmiges Kaleidoskop eines historischen Moments, an dem wir alle gerade teilhaben.
Bild: unsplash.com, gemeinfrei
28. März 2020 || empfohlen von Dr. Matthias Lehnert, Referent Forum :PGR