Abt Dr. Nikodemus Schnabel und Navid Kermani: Leidenschaftlicher Appell an die Mitmenschlichkeit
Zu einem bewegenden Gespräch trafen am Samstag, dem 27. April 2024, in der Akademie Abt Dr. Nikodemus Schnabel von der Dormitio-Abtei in Jerusalem, Direktor der Jerusalemer Instituts der Görres-Gesellschaft, und der Schriftsteller Navid Kermani aufeinander. Das Gespräch stand unter dem Thema „Religionen und Politik, Gewalt und Friedenshoffnungen im Nahen Osten“.
Abt Nikodemus machte zu Beginn des Gesprächs eine zunehmende De-Humanisierung der verfeindeten Lager im Nahen Osten aus. Dem hielt er entgegen, dass die Würde des Menschen unantastbar sei. „Ich bin pro Menschen, nicht pro Israel oder pro Palästina.“ Aus Sicht des katholischen Ordensmannes ist es zentraler Auftrag des Evangeliums, auch seinen Gegnern und Feinden barmherzig zu begegnen. „Ich bete für den Frieden“ – mit dieser Botschaft sei es sehr schwer, derzeit im Heiligen Land durchzudringen. Navid Kermani beschrieb die Situation im Nahen Osten außerordentlich drastisch. Sowohl die Sicherheitspolitik Israels der vergangenen 30 Jahre, als auch die auf Selbstbestimmung ausgerichtete Politik der Palästinenser sei vollkommen gescheitert. So habe der vermeintliche Freiheitskampf der Hamas zur maximalen Unfreiheit der Palästinenser geführt.
Dr. Martin Barth, Navid Kermani, Abt Nikodemus, Karin Dierkes
Angesprochen auf die Rolle der Kirche, insbesondere der Katholischen, schilderte Abt Nikodemus sehr plastisch, dass unter den Toten des 7. Oktober auch katholische Christen aus den Philippinen waren. Im Gaza-Streifen seien 32 palästinensische Christen durch die israelische Armee getötet worden: „Sie alle waren unsere Glaubensgeschwister! Die katholische Kirche steht auf beiden Seiten des Konfliktes“, so seine pronocierte Aussage.
Navid Kermani und Akademiereferentin Karin Dierkes
Der Gesprächsabend in Bensberg wurde als Kooperationsveranstaltung von Thomas-Morus-Akademie (TMA) und Görres-Gesellschaft durchgeführt. An dem Abend nahmen rund 230 Personen teil. Eingebettet war das Gespräch in die gemeinsame Tagung unter dem Titel „Nikodemus Schnabel, ein deutscher Abt in Jerusalem. Tür an Tür mit Juden und Muslimen im Heiligen Land“.
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