Was ist der Mensch?
Das christliche Menschenbild und die digitale Transformation der Welt
Die digitale Transformation greift in alle Bereiche des Lebens ein: Arbeitswelt und Freizeit, Kommunikation und Wirtschaft, Unterhaltung und tägliche Lebensgestaltung. Sie ist nicht nur eine Transformation der Welt um uns herum, sondern hat Folgen für unser menschliches Selbstverständnis. Viele fühlen sich Robotern, Algorithmen und der Künstlichen Intelligenz unterlegen. Sie haben Sorgen vor einer technischen Zukunft, in der es keinen Platz mehr für Menschen gibt. Andere sind voller Optimismus, mit digitaler Technik die Menschen weiterzuentwickeln, ihre Schwächen zu überwinden, vielleicht gar bis hin zur digitaltechnisch ermöglichten Unsterblichkeit.
Im Christentum wie in anderen Religionen geht es um den ganzen Menschen im Verhältnis zu Gott, zur Welt und zu sich selbst. Eine reiche Tradition christlichen Verständnisses vom Menschen hat sich entwickelt. Wie steht das christliche Bild vom Menschen zu den Veränderungen im Rahmen der digitalen Transformation? Gerät es in die Defensive, wird es gar obsolet? Muss es verändert und weiterentwickelt werden? Kann es Orientierung für den weiteren Weg in die Digitalisierung geben?
Diesen Fragen gehen wir im Rahmen der Tagung nach. Wir laden Sie herzlich zu spannenden Vorträgen und Diskussionen ein!
Ihre Referenten/innen und Tagungsleitung
Philosophische Tagung in Kooperation mit der Görres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft, Bonn
Freitag, 16. Juni 2023
14.00 Uhr
Der Mensch im Spiegel christlichen Glaubens
Der Mensch, christlich beschrieben als Geschöpf und Ebenbild Gottes, ist mit dem Auftrag des Doppelgebots der Liebe in seinen Handlungen frei, muss diese aber in seinen Folgen verantworten. Hat das christliche Menschenbild eine Relevanz in der Technologisierung, wenn es den u. a. Unsichtbaren eine Stimme gibt und Diskriminierung aufdeckt?
Dr. Anna Puzio, Universität Twente
15.30 Uhr
Kaffee- und Teepause
15.45 Uhr
Der Mensch im Spiegel der digitalen Transformation
Menschenbilder haben schon immer nicht nur kulturelle oder religiöse Sichtweisen ausbuchstabiert, sondern auf den jeweiligen Stand der Technik Bezug genommen. Maschinenmodelle des Menschen reichen zurück bis René Descartes, der mit Technik arbeitende Mensch ist Zentrum der Anthropologie von Karl Marx, und gegenwärtig sehen wir Menschen uns konfrontiert mit digitalen Geschöpfen, die in vielem besser sind als wir selbst. In dieser Einheit gehen wir der Frage nach, was die Digitalisierung mit uns macht – nicht nur in Bezug auf das alltägliche Leben, sondern dazu, wie wir über Menschen denken. Sind wir nicht letztlich auch datenverarbeitende Maschinen, Computer auf zwei Beinen? Allerdings sind wir, anders als die technischen Computer, gebunden an einen Körper, begrenzt in unserem Lernvermögen und langsam im Vergleich zum digitaltechnischen Fortschritt. So wird „der unterlegene Mensch“ zur aktuellen Selbstbeschreibung des Menschen und Ausgangspunkt vieler Befürchtungen. Aber: Ist das wirklich so?
Prof. Dr. Armin Grunwald, Karlsruher Institut für Technologie
18.00 Uhr
Abendessen
19.00 Uhr
Eschatologische Verheißungen des Transhumanismus
Was ist Transhumanismus? Welches Menschen- und Körperverständnis vertritt der Transhumanismus und welche Ziele verfolgt er? Lassen sich religiöse Motive im Transhumanismus aufspüren, die einer theologischen Auseinandersetzung bedürfen? Finden sich im Transhumanismus und in der von vielen angestrebten menschlichen Köperoptimierung Parallelen, gleiche Motive, Strukturen?
Dr. Anna Puzio
21.15 Uhr
Ende des Veranstaltungstages
Samstag, 17. Juni 2023
ab 7.00 Uhr
Frühstück für Übernachtungsgäste
Morgenlob in der Edith-Stein-Kapelle, „Herr, du hast mich erforscht und kennst mich.“ Psalm 139,2
9.30 Uhr
Künstliche und menschliche Intelligenz
Kaum ein Begriff der digitalen Transformation ist so emotional besetzt wie die Künstliche Intelligenz. Verständlich ist dies, weil zum menschlichen Selbstverständnis eben auch die Intelligenz gehört, trotz aller Unklarheiten, was damit konkret gemeint ist. Wenn unsere „natürliche Intelligenz“ durch eine künstliche nachgebaut wird, wird es nicht beim Nachbau bleiben. Sondern es steht dann die Verbesserung an. Also ist Künstliche Intelligenz besser als Menschen, und das ist sie in vielem in der Tat. Sind wir Menschen deshalb unterlegen und werden aufgrund des technischen Fortschritts unweigerlich immer weiter zurückfallen? Obwohl diese Denkfigur verbreitet ist und zu Sorgen Anlass gibt, ist sie zu hinterfragen.
Prof. Dr. Armin Grunwald
11.00 Uhr
Kaffee- und Teepause
11.30 Uhr
Auf dem Weg zur digitalen Mündigkeit
Wie gestalten wir die digitale Transformation? Wie weit gehen wir in der Anwendung digitaler Prozesse? Darf alles sein, was möglich ist? Wer formuliert Grenzen und mit welcher Autorität? Wie werden Interessen erkannt, die nicht dem Menschen dienlich sind, sondern dem Menschen zuwider laufen, kontrollieren, beherrschen? Was sind die kategorialen Unterschiede zwischen „Mensch“ und „digitaler Technologie“?
Dr. Anna Puzio und Prof. Dr. Armin Grunwald
13.00 Uhr
Mittagessen
14.00 Uhr
Ende der Akademietagung
Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.