16. April 2021 || ein Beitrag des Kunsthistorikers Dr. Till Busse
Schwarzer Page, weiße Göttin? Ein schockierendes Gemälde im Wallraf-Richartz-Museum in Köln
Wer durch das Kölner Wallraf-Richartz-Museum schlendert, wird in aller Regel die Impressionisten, den niederländischen Barock und das Kölner Mittelalter besuchen. In den vergangenen Jahrzehnten hat man aber einige neue Werke erworben, die auch das Zeitalter der Aufklärung im 18. Jahrhundert illustrieren sollen und dazu einen sehr schönen Saal neu gestaltet. Hier fällt ein Neuerwerb aus dem Jahr 2007 auf, das Bildnis der Madame von Soucarière, das eine herausgeputzte hochgradig geschminkte Dame mit ihrem afrikanischen Sklaven zeigt, der einen eisernen Halsring trägt und von ihr regelrecht nach unten gedrückt wird. Man denkt unwillkürlich an die Ereignisse im Vorfeld der Black-Lives-Matter–Bewegung im Jahr 2020. Wir sind für Sie ins frühe 18. Jahrhundert gereist, haben versucht, die genaue Identität der selbstbewussten Dame zu klären – und haben zwei fiktive Interviews mit Frau von Soucarière und ihrem Pagen geführt, immer unter der Prämisse, dass es sich anders spricht, ob man im Schatten lebt oder im Licht.