Oster-Paradoxon

325 hat das Konzil von Nicäa festgelegt: Ostern wird immer am Sonntag nach dem ersten Frühjahrsvollmond gefeiert. Ziel war es, einen Termin festzulegen, der auf der ganzen Welt gleichzeitig gefeiert wird. Nach dieser Regel sind der 22. März und der 25. April die Ostergrenzen.

Zu dieser Regel gibt es aber eine Ausnahme. Der Frühlingsbeginn, die Tag- und Nachtgleiche, kann zwischen dem 19. März vormittags und den 21. März nachmittags stattfinden. Der Vollmond dagegen lässt sich exakt berechnen. Das Ergebnis variiert aber danach, für welchen Ort ich es berechne: Zwischen Greenwich (Nullmeridian) und Jerusalem ergibt sich eine Differenz von 3 Stunden.

Um dieser Ungenauigkeit zu entgehen, wird ein Verfahren angewendet, das der Mathematiker Carl Friedrich Gauß im Jahr 1800 vorgestellt hat. Danach wird der Frühlingsanfang auf den 21. März festgeschrieben. Bei dieser Berechnungsform kommt es aber gelegentlich dazu, dass die kalendarischen Ostern von den astronomischen Vorgaben abweichen. So geschah es 2019. Der Vollmond am 21. März wird noch als Wintervollmond gewertet, so dass der erste Frühlings-Vollmond erst im April stattfindet und Ostern dadurch auf den 21. April fällt.

Dieses Oster-Paradoxon tritt sehr selten auf, das nächste findet erst wieder 2038 statt.

Im Jahr 2019 gab es eine besondere Parallelität: Das Pessach-Fest der Juden beginnt am Abend des 19. April, unserem Karfreitag, dem 15. Nissan im jüdischen Kalender, und endet am Samstag, dem 27. April. Weil die orthodoxen Christen sich nicht am gregorianischen, sondern am julianischen Kalender orientieren, fällt ihr Osterfest auf den 28. April. Pessach und das westliche und das östliche Osterfest wurden in diesem Jahr nahezu parallel gefeiert.

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Die Thomas-Morus-Akademie wünscht Ihnen und allen, die zu Ihnen gehören, frohe Ostern!

3. April 2021 || ein Beitrag von Prof. Dr. Manfred Becker-Huberti

Der Theologe Manfred Becker-Huberti war von 1991 bis 2006 Pressesprecher des Erzbistums Köln. Seit 2007 ist er Honorarprofessor an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar. Er forscht zu religiösem Brauchtum, Heiligen und der Heiligenverehrung speziell im Rheinland.