Erlesen. Triest!

Literatur und Geschichte(n)

Wenn Sie Triest noch nicht kennen, so haben Sie etwas versäumt!
Denn die weiße Stadt an der Adria inmitten der grünen Karstlandschaft gilt als eine der literarischen Hauptstädte Mitteleuropas: Triest war Anziehungspunkt für James Joyce, Italo Svevo oder auch Rainer Maria Rilke. Dieser ließ sich vom nahen Schloss Duino inspirieren, wo sich zur Wende des 20. Jahrhunderts neben Literaten auch Komponisten und Intellektuelle im Literarischen Salon trafen. Mit „Die Welt en gros und en détail“ schuf Claudio Magris, der 1939 in Triest geboren wurde, seiner Stadt ein Denkmal zwischen zwei Buchdeckeln: eine nachdenkliche Hommage an die vielschichtige Melange italienischer, deutsch-österreichischer, slawischer, jüdischer und griechischer Kultur. Der Bestsellerautor Veit Heinichen, der vor 20 Jahren nach Triest umsiedelte, verortet seine Kriminalromane in diese Region, die er stets neu als Brennglas der Veränderungen in Zentraleuropa lebendig werden lässt.
Wenn Sie diese Andeutungen neugierig werden lassen, dann brechen Sie mit Dr. Till Busse nach Triest auf. Mit ihm folgen Sie Spuren von Literaten und Epochen, besuchen traditionsreiche Cafés und interessante Museen, stehen am Canal Grande, schauen aufs Mittelmeer – und denken, Sie seien in Österreich. Sie sehen Originalschauplätze, vertiefen sich in literarische Werke wie in die wechselvolle Geschichte der Stadt und der Region, wandeln auf dem „Rilke-Pfad“, blicken auf das weiße Schloss Miramare …

Ihr/e Reiseleiter/in

Mittwoch, 4. November 2020
Flug über München nach Triest, Fahrt mit dem Reisebus zum traditionsreichen Victoria Hotel Letterario****.
„Abenteuer wollen in der Fremde gesucht werden.“ James Joyce
Wer das Victoria Hotel Letterario**** betritt, „begegnet“ dem Schriftsteller James Joyce, der einst hier wohnte. Bis heute ist Joyce auch in der Stadt vielerorts präsent: So „flaniert“ er in Bronze gegossen über die Brücke des Canal Grande. In der Nähe von Sant’Antonio unterrichtete er einst Englisch, um für sich und seine Familie zu sorgen. Im berühmten Caffè degli Specchi gilt es auch, Rainer Maria Rilkes oder Franz Kafkas zu gedenken, bevor es dann über die zum Meer offene Piazza dell’Unità mit ihren neoklassizistischen und barocken Palazzi geht.

Donnerstag, 5. November 2020
„Die Welt en gros und en détail“ Claudio Magris
Wie kaum andernorts sind in Triest auf vergleichsweise engem Raum Gebäude wie ein „Geschichts-Bilderbuch“ zu lesen. Diese „Lektüre“ steht am Vormittag im Zentrum des Spaziergangs durch den Borgo Teresiano und den Borgo Giuseppino, die – nicht zuletzt – anschauliche Beispiele für die einst planmäßige Ausdehnung der Stadt sind. Während der Borgo Teresiano von Kaiserin Theresia im 18. Jahrhundert primär als großzügiges Handelszentrum geplant wurde, beeindruckt der von Kaiser Joseph II. geplante Borgo Giuseppino mit linear und rechtwinklig verlaufenden Straßen und der Piazza Venezia. Wieder andere Eindrücke bietet das Quartiere Cavana, das sich vom berüchtigten Hafenviertel zu einem angesagten Viertel mit vielen Restaurants und Cafés entwickelte. Interessant sind auch Besuche von Museen: In der Biblioteca Hortis im Palazzo Biserini, die über rund 500 000 Bücher und zahlreiche historische Dokumente und Kartenmaterial verfügt, gilt es, dem Triester Schriftsteller Italo Svevo ebenso zu gedenken wie Francesco Petrarca. Das Museo Joyce zeigt Exponate aus dem Leben des Exilschriftstellers und bietet Wissenswertes über seine Beziehungen zum Bürgertum der Stadt wie zu Orten, die er aufsuchte. Dass die Galleria d‘Arte Moderna in der ehemaligen Residenz des Barons Pasquale Revoltella mit der Vielfalt und Qualität der präsentierten Werke zu den bedeutendsten Kunstgalerien Italiens zählt, macht nachmittags der gemeinsame Besuch deutlich.

Freitag, 6. November 2020
„Gemeinsame Erinnerungen sind manchmal die besten Friedensstifter.“ Marcel Proust
Der Kontrast zwischen Geschichte und Gegenwart prägt den heutigen Tag: Über den Stadthügel San Giusto mit der gleichnamigen Kathedrale, der großen Festungsanlage mit römischen Spuren oder wunderschönen Mosaiken geht es zum Museo d‘Antichità „J. J. Winckelmann“, später dann zum Museo della Comunità Ebraica mit Dokumenten aus der Blütezeit der jüdischen Gemeinde vor 1938. Die Gedenkstätte Risiera di San Sabba erinnert im Vorort San Sabba an die Ereignisse ab Herbst 1943, nachdem die deutsche Besatzung die Reismühle zu einem Sammel- und Durchgangslager für Geiseln, Partisanen, politische Gefangene und Juden gemacht hatte.

Samstag, 7. November 2020
„Wer saß nicht bang vor seines Herzens Vorhang?Rainer Maria Rilke
Stolz thront Schloss Duino auf steiler Klippe über der Adria – und erhielt durch Rainer Maria Rilke literarischen Weltruhm. So reizt es, sich im Schloss in die Elegien, in denen er sein metaphysisches Weltbild entwickelte, zu vertiefen und auf dem „Rilkeweg“ entlang der Steilküste zu wandern (2 km; wetterabhängig). Interessant ist auch, wer sich im Literarischen Salon auf Schloss Duino Ende des 19. Jahrhunderts ein Stelldichein gab: Franz Liszt, Richard Strauß, Victor Hugo, Gabriele D’Annunzio, Hugo von Hofmannsthal oder Mark Twain waren hier zu Gast. Wer nach Triest reist, kann nicht umhin, auch das weiße Castello di Miramare mit seinem Charme in Augenschein zu nehmen. Es war die kaum bewohnte Residenz Maximilians von Habsburg, der als liberaler Gouverneur Norditaliens entmachtet und dann nach Mexiko katapultiert wurde, wo er als Kaiser jämmerlich scheiterte und erschossen wurde. Schloss und Protagonist stehen emblematisch für den Traum und das katastrophale Versagen der k.u.k. Monarchie. Die Residenz ist allerdings eines der besterhaltenen Ensembles fürstlicher Wohnkultur des 19. Jahrhunderts und fasziniert durch die spektakuläre Lage und Aussicht.

Sonntag, 8. November 2020
Gelegenheit zum Besuch eines katholischen Gottesdienstes und Rückflug über München.

Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.

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