… Ludwig Watteler.
Seit mehr als 10 Jahren widmet sich Ludwig Watteler in Schwarzweiß Fotografien dem Motiv der Gipfelkreuze. Ob im Gegenlicht, in Schnee und Eis, mit oder ohne Korpus, angeschnitten oder vielleicht im Nebel kaum erkennbar. Es ist ein eigener, neuer Blick auf die Gipfelkreuze, weit weg von den Fotografien in den touristischen Katalogen. Es ist viel mehr als eine flüchtige Fotografie mit dem Smartphone, sondern stellt die Einzigartigkeit jedes Gipfelkreuzes in faszinierenden Perspektiven heraus. Als passionierter Bergsteiger und ausgebildeter Fotograf ist Ludwig Watteler Sommer wie Winter in den Bergen unterwegs. Die Gipfelkreuze bieten ihm dafür Orientierung, markieren den höchsten Punkt des Gipfels. In besonderer Weise sind hier für ihn in der Horizontalen und der Vertikalen Himmel und Erde, Gott und die Menschen miteinander verbunden.
Herr Watteler, Seit vielen Jahren widmen Sie sich in Ihren Arbeiten dem Motiv des Gipfelkreuzes. Welche Bedeutung haben die Gipfelkreuze für Sie ganz persönlich und werden in Zukunft noch weitere Motive die Reihe ergänzen?
Grundsätzlich macht es mir Freude in den Bergen unterwegs zu sein und die Gipfel zu besteigen. Es geht mir nicht um „höher-weiter-schneller” und Gipfelzwang.
Weitere Motive? Oh ja, es wird weitere Motive geben. Das Thema Gipfelkreuze und meine Sehweise sind außergewöhnlich. Ich werde Sie auf dem Laufenden halten.
Gibt es für Sie einen ganz persönlichen Lieblingsmoment an einem der Gipfelkreuze aus der aktuellen Ausstellung in der Thomas-Morus-Akademie in Bensberg?
Ich möchte erwähnen, dass es viele besondere Momente gibt. Die Motive spiegeln das in der Ausstellung wider. In der Tat gibt’s einen Lieblingsmoment.
Es handelt sich um das Wintermotiv, Nr. 27, Brecherspitze, 1.683 m, Mangfallgebirge, Bayern
Nicht nur, das es ein mühsamer Aufstieg mit Schneeschuhen war, und bei ca. minus 15 Grad und Wind recht frisch. Es wurde die Vergänglichkeit deutlich. Der Schnee hatte das Kreuz und Kruzifix mit einer Schneekruste überzogen und in dem Augenblick wo es wärmer werden würde, schmilzt der Schnee und legt das Holz frei und verändert den einzigartigen Moment.
Sie arbeiten sowohl als Künstler und Fotograf sind aber auch anerkannter und zertifizierter Systemaufsteller für Familien und Organisationsaufstellungen. Inwiefern können Sie die Zeit in den Bergen nutzen, um Ruhe und Abstand zu gewinnen und zu Erkenntnissen – gewissermaßen von oben zu gelangen?
Ehrlicherweise darf ich sagen, dass wir mit der geografischen Nähe zu den Bergen verwöhnt sind. Nichtsdestotrotz, das entscheidende ist, dass ich gerne und ohne Zwang bei jedem Wetter und jeder Jahreszeit in die Berge gehen kann. Ich kann die Hektik des Alltags hinter mir lassen, innehalten, zur Ruhe kommen und mir selbst begegnen. Komme in Kontakt zu Körper, Geist und Seele. In diesem Zustand gelingt es mir neue Erkenntnisse, Ideen und Schlussfolgerungen zu gewinnen und umzusetzen. Das empfinde ich als Geschenk und bin sehr dankbar, dass ich körperlich dazu in der Lage bin diese Bergtouren durchführen zu dürfen. Wie Sie wissen, leite ich für die Erzdiözese München und Freising im Rahmen der Bergexerzitien, „Spirituelle Bergtage für Männer”. Hier ist es mir wichtig, dass beim Erreichen des Gipfels, der Moment des Schweigens und der Blick nach Innen stattfindet. Das kann den Blick „in die Ferne” und „den Alltag” schärfen.
Dazu ein kleines Gedicht.
Kennst Di aus,
woaßt, wos i moan?
A Berg is nix anders wia a
mords Trum Stoan.
Aba drob’n auf’m Gipfel,
des sog i allemoi,
is’ vui schena wie drunt’n im Toi !
(Hubert von Goisern, österreichischer Liedermacher und Weltmusiker)
Neben den Gipfelkreuzen arbeiten Sie auch an anderen Fotoprojekten, wie z.B. die „Männer in Gräfelfing“. Was zeichnet dieses aktuelle Projekt aus?
Vor drei Jahren gab es eine Ausstellung zum Thema Männer. Die größte Ausstellung im deutschsprachigen Raum. 25 Künstler hatten die Möglichkeit sich mit dem Thema Männer auseinanderzusetzen. Mein Beitrag war: Männer in Gräfelfing in ihrer Kraft, Freude und Würde zu zeigen. Alter zwischen 21 und Ende offen.Durch die Geste des Fotografierens entstand eine Herausforderung an das Gegenüber, sich dem Fotografen anzuvertrauen. Das bedeutete, sich nach eigenem Wunsch der Kamera zu stellen. Der zu porträtierende Mann zeigte sein Gesicht oder sich an seinem Platz. Hier bin ich – so steht es gerade um mich – könnte die Schlussfolgerung sein.
Der Verzicht auf „technisches – größer – weiter – schneller – Equipment“ und ein übertriebenes Arrangement durch Studio, Studioassistenten, Make-up, Styling und die nicht wegzudenkende Bildbearbeitung erzeugte eine Natürlichkeit in der Darstellung, die Stand und Position, Alter und Konkurrenz nahezu vergessen. In dieser entstehenden Unmittelbarkeit ergab sich zwischen dem Porträtierten und mir als Fotograf eine Begegnung auf Augenhöhe. Das Projekt geht weiter. Ich habe es sogar erweitert. Ich spreche zusätzlich Männer aus einem anderen Umfeld an. Demnächst gibt es wieder eine Fotosession. Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier.
Herr Watteler, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
Ich danke Ihnen.
Besuchen Sie noch bis zum 17. November 2019 die Ausstellung „Verbindung zwischen Himmel und Erde“ – Gipfelkreuze – Schwarzweißfotografien von Ludwig Watteler im Rahmen der 80. Kunstbegegnung Bensberg im Kardinal-Schulte-Haus.
Täglich von 09:00 bis 18:00 Uhr, der Eintritt ist frei.
Weitere Informationen und eine Online-Bildergalerie finden Sie hier.