Marek Sliwecki_CC-BY-SA-4_wikimedia commonsGenova – La Superba
Genuas Adelige, Dogen und Paläste
Genua ist vielen Reisenden nur als Durchgangsstation auf dem Weg zu den italienischen Inseln bekannt. Doch die Stadt am Ligurischen Meer verdient mehr Aufmerksamkeit, denn hinter moderner Bebauung verbirgt sich eine der größten mittelalterlichen Altstädte Europas, die an jeder Ecke Überraschungen bietet. Am Rand dieses historischen Labyrinths entstanden ab 1570 die „Neuen Straßen“, an denen die genuesischen Adelsfamilien nach den Vorgaben des Dogen ihre Paläste errichteten. Die Kirchen der Stadt, reich ausgestattet mit Marmor, Fresken und Skulpturen, gehören zu den schönsten Norditaliens. Grundlage dieses Glanzes waren die großen Bankhäuser Genuas, deren Wohlstand aus dem Handel über die Meere und der Finanzierung europäischer Mächte erwuchs. Genua war schon zuvor große Konkurrentin Venedigs und führt daher im Gegensatz zur Serenissima den Titel „La Superba“, die Stolze. Noch heute zeugt die monumentale Piazza de Ferrari von diesem Selbstverständnis. Seit dem 19. Jahrhundert war Genua der Abfahrtsort von Auswandererinnen und Auswanderern, die Italien in Heerscharen verließen. Der Hafen, einst Sinnbild wirtschaftlicher Blüte und später des Niedergangs, wurde von Renzo Piano neu erschlossen und gilt heute als Symbol des modernen, wiederentdeckten Genua – einer Stadt, die ihren Glanz nie verloren hat, nur gut zu verstecken wusste.
Ihr/e Reiseleiter/in
Mittwoch, 23. September 2026
Wo der Tyrann die Seele baumeln ließ
Flug mit Lufthansa/Air Dolomiti von Köln/Bonn (8.30 Uhr) über München (Ankunft 9.35 Uhr; Abflug 11.20 Uhr) nach Genua (12.35 Uhr) und Transfer zum Hotel Continental Genova****. In der Nähe des heutigen Bahnhofs ließ sich der Doge Andrea Doria zwischen 1522 und 1529 eine großzügige Villa am Meer errichten: die Villa del Principe. Sie war der repräsentative Stadtpalast des Admirals und gilt bis heute als Meisterwerk aus Architektur, Freskenkunst und Selbstinszenierung. Noch immer umgeben sie formale Gärten mit manieristischen Brunnenanlagen. Für die prächtigen Fresken- und Stuckdekorationen war der Raffael-Schüler Perin del Vaga verantwortlich. Besonders hervorzuheben sind die Heldenlaube und die Goldene Galerie, in der der Sieg über die Türken gefeiert wird.
Donnerstag, 24. September 2026
Wo die Macht saß
Urbanes Zentrum und Ausgangspunkt für viele Unternehmungen ist die Piazza de Ferrari, wo sich der Palazzo Ducale, die Oper, die Börse und zahlreiche Bankhäuser befinden. Sie ist Scharnier zwischen der Altstadt und den modernen Boulevards. Der Dogenpalast war einst das Machtzentrum der Seerepublik Genua. Kurz vor Ende der Unabhängigkeit wurde er klassizistisch umgebaut. Heute dienen seine Säle im Piano Nobile als Ausstellungsräume. Dazu kommen die Dogenkapelle und der hohe mittelalterliche Campanile, die sogenannte Grimaldina. Die Jesuitenkirche wurde 1608 mit Altarbildern des jungen Peter Paul Rubens ausgestattet. Spätere Fresken der Familie Carlone machen sie zu einer der prunkvollsten Kirchen Liguriens. Inmitten der verwinkelten riesigen Altstadt erhebt sich der Glockenturm von San Lorenzo. Die romanische Kathedrale wurde im zwölften Jahrhundert in schwarzweißer Marmorverkleidung erbaut. Der Domschatz bewahrt eine Reliquie von besonderem Rang: die grüne Schale, aus der Christus beim letzten Abendmahl gegessen haben soll.
Freitag, 25. September 2026
Die „Neuen Straßen“
Die Strade Nuove waren ein bedeutendes Stadterweiterungsprojekt der Renaissance. Ab 1575 entstanden Boulevards, an denen die genuesischen Adelsfamilien – die sogenannten „Rolli“ – ihre Paläste errichten durften. Bis ins 18. Jahrhundert wuchs dieses Viertel und bildet heute das eindrucksvollste Ensemble der Stadt. Der Palazzo Bianco, einst im Besitz der Familie Grimaldi, beherbergt eine der bedeutendsten Gemäldesammlungen Italiens mit Werken von Caravaggio, Rubens und van Dyck. Gleich daneben zeigt der Palazzo Rosso u.a. Genueser Meister und Fresken von Gregorio de Ferrari. Das Rathaus, der frühere Palazzo Doria Tursi, gilt als der aufwendigste Bau der Strade Nuove. Neben seinen barocken Dekorationen wird hier die Violine Niccolò Paganinis aufbewahrt - dem berühmten Sohn der Stadt. Die nahe gelegene Kirche San Siro war die erste Kathedrale Genuas. Die luftige Basilika wurde von den Theatiner-Patres manieristisch umgebaut und von Malern wie Orazio Gentileschi geschmückt. Der Zweiklang aus grauem Marmor und hellen Fresken erzeugt einen schwebenden Effekt von äußerster Pracht.
Samstag, 26. September 2026
Nah am Wasser
Genua war und ist eine Stadt des Meeres, deren Hafen die Geschichte der Stadt seit Jahrhunderten prägt. Das eindrucksvolle Museo dell’Emigrazione erzählt auf vier Ebenen die Geschichte der italienischen Auswanderung – anschaulich, bewegend und mit zahlreichen interaktiven Elementen. Ganz in der Nähe liegt der Alte Hafen, den Renzo Piano 1992 neu gestaltete. Heute laden das Aquarium, der futuristische Aussichtskran und die lebendigen Hafenpromenaden zum Bummeln ein. Auch der Palazzo di San Giorgio, seit 1260 Sitz der Hafenverwaltung, erstrahlt nach aufwändiger Restaurierung wieder mit seinen Fresken. Der am besten erhaltene Palast der Hafenmetropole ist der Palazzo Spinola, der mitten im Gewusel der Altstadt liegt. Hier ist vom Hausaltar über die Küche bis zur Spiegelgalerie inklusive Mobiliar der ganze Prunk der durch den Westindienhandel erstarkten Lokalaristokratie konserviert. Er bildet einen glanzvollen Abschluss der Reise in die Vergangenheit dieser Meeresrepublik.
Sonntag, 27. September 2026
Arrivederci, Genova!
Am Vormittag bleibt Zeit, sich in Ruhe von Genua zu verabschieden – vielleicht bei einem Espresso am Hafen oder einem letzten Blick auf die Paläste der „Superba“.
Rückflug mit Air Dolomiti/Lufthansa von Genua (13.15 Uhr) über München (Ankunft 14.30 Uhr; Abflug 16.10 Uhr) nach Köln/Bonn (17.20 Uhr).
Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.


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