20. März 2021 || ein Beitrag des Kunsthistorikers Dr. Till Busse
Wo Kunst im Torf versinkt – Moritz Rinkes Satire zur Künstlerkolonie Worpswede
Das Künstlerdörfchen Worpswede wurde um 1900 zum Thema eines melancholischen Büchleins Rainer Maria Rilkes, in dem er sich als Kunstschriftsteller und Naturpoet zu etablieren versuchte. Seitdem ist der Ort zum Mekka für Malkurse, Jugendstiladepten und Modersohn-Becker-Fans geworden, mit allen touristischen Verwerfungen, die das mit sich bringt. Zwei Bücher der vergangenen Jahre, der Rilke-Roman Klaus Modicks und Moritz Rinkes Buch Der Mann, der durch das Jahrhundert fiel versuchen, den Mythos des Moordorfes ein wenig zu brechen.
Vor allem der hier vorgestellte Roman von Moritz Rinke ist nicht nur eine Abrechnung mit dem Dorf und seiner Verdrängung negativer Erinnerungen, sondern auch eine Bestandsaufnahme, inwiefern in der ganzen heutigen Kultur der Bundesrepublik Deutschland scheinbar Versunkenes aus der Nazizeit auch jungen Menschen die Gegenwart vergällen kann, indem es plötzlich an die Türe pocht.
Dr. Till Busse reist mit Ihnen in die Künstlerkolonie Worpswede vom 7. bis 11. August 2021 (Sa.-Mi.). Wie wirkten sich die besonderen Stimmungen der Moorlandschaft auf das künstlerische Schaffen aus? Diese Frage verfolgt der Kunsthistoriker Dr. Till Busse mit Ihnen. Dabei wird das Beziehungsgeflecht in der Künstlerkolonie mit manchmal turbulenten emotionalen Verwicklungen erfahrbar.