Lieblingslied Fastenzeit 2024

Im Zweifel für den Zweifel

Theologen sind Menschen, die wissen, wie von Gott zu reden ist. Zumindest legen die beiden Wörter, aus denen sich der Begriff zusammensetzt, ein solches Verständnis nahe: Theos – Gott und Logoi – Worte. So naheliegend die Bedeutung ist, so anmaßend ist sie zugleich, gibt es doch nichts Herausfordernderes; als über Gott zu sprechen.

Schon seit dem 13. Jahrhundert ist dies jedem Theologen, jeder Theologin ins Stammbuch geschrieben: „Zwischen dem Schöpfer und dem Geschöpf kann man keine so große Ähnlichkeit feststellen, daß zwischen ihnen keine noch größere Unähnlichkeit festzustellen wäre.“ Dieser Satz vom IV. Laterankonzil sollte das Vorzeichen für jede Gottesrede sein. Wenn wir von Gott reden, müssen wir uns vor Augen halten, dass wir auch danebenliegen können. Karl Rahner nennt es das „absolute Geheimnis, den wir Gott nennen“.  Letztendlich kann nicht zweifelsfrei von Gott die Rede sein, auch nicht von Gottes Wille.

Die Päpste tun es aber weiterhin. „Damit also jeder Zweifel … beseitigt wird, erkläre ich kraft meines Amtes, … daß die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden.“ So endet das Schreiben ORDINATIO SACERDOTALIS von Papst Johannes Paul II., mit der er Frauen in der katholischen Kirche weiterhin in die zweite Reihe verweist.

Vielleicht hat die Hamburger Pop-Band Tocotronic im Jahr 2010 den passenden Song für Theologinnen und Theologen geschrieben: „Im Zweifel für den Zweifel“, ein großes Loblied auf das Hinterfragen. Das zarte Zusammenspiel von Gitarre und Geige und die Stimme von Dirk von Lowtzow haben mich gleich eingenommen. Für ihr Video haben Tocotronic mit der auf der Bühne des Berliner Admiralpalasts tanzenden Schauspielerin Ingrid Caven die ideale Besetzung gefunden.

Vielleicht stößt Papst Franziskus bald auf das Video, bekommt einen Ohrwurm, denkt sich „Im Zweifel für den Zweifel“ und setzt der andauernden Zurücksetzung von Frauen in der katholischen Kirche ein Ende.

LIEBLINGSLIEDER | UNSERE REIHE IN DER FASTENZEIT 2024

Wie wichtig ist Musik? Wie wichtig ist Luft zum Atmen?! Überlebenswichtig also. Wir können sie nicht greifen, aber wir fühlen sie, wir hören sie. Musik weckt Lebensfreude.

In der Fastenzeit sprechen wir mit ganz unterschiedlichen Menschen über ihre prägenden Songs und die dazugehörigen Momente, egal, ob Popsong, Schlager, Volkslied oder Evergreen. An jedem Fastensonntag veröffentlichen wir in unserem Blog ein persönliches Lieblingslied. Lesen Sie hier spannende Ausführungen, Wissenswertes und mehr über die Freude an Musik.

Norbert Bauer: © Doerthe Boxberg

10. März 2024 || ein Beitrag von Norbert Bauer, Leiter der Karl Rahner Akademie

Norbert Bauer