Was hält Menschen in der Kirche? Forschungsbeiträge, Lösungsansätze, Einschätzungen. Fachtagung in Bensberg
„Wenn Katholiken über ihren Glauben reden sollen, dann müssen sie plötzlich ganz schnell auf der Toilette verschwinden“. Mit diesem Satz fasste Sabine Loch ihre Erfahrungen aus der Kirchenstudie zusammen, die vom Rheingold Institut Köln für das Erzbistum Köln erstellt wurde. „Bleiben? Oder doch gehen?“ – so war die Fachtagung in der Thomas-Morus-Akademie Bensberg überschrieben, bei der diese aktuelle Kirchenstudie wie auch diejenige aus dem Bistum Essen diskutiert wurde. Deutlich wurde dabei, dass die Entscheidung zur kirchlichen Bindung bis heute oft von starken Emotionen geprägt ist, die noch aus den Erfahrungen in der Kinder- und Jugendzeit herrühren. Weihrauchgeruch, die überwältigende Kraft der Gotteshäuser, das Vertrauen zur Kirche als Trägerin von Caritas, Kindergärten und Schulen, kirchliches Vereinsleben – das bricht sich mit der Schwierigkeit, über den Glauben und seine Auswirkungen auf die eigene Biographie zu sprechen.
Doch wie gelingt es, die Bindungskräfte an die Kirche zu stärken? Obwohl Simon Hesselmann vom Bistum Aachen dazu faszinierende Beispiele aus katholischen Gemeinden in Chicago präsentierte, warnte er gleichzeitig vor einer „Schnittblumenpastoral“: Erfolgreiche pastorale Konzepte aus anderen Kulturkreisen einfach nur zu übernehmen könne nicht funktionieren, so seine Einschätzung. Wenn etwas blühen solle, müsse der Samen vor Ort eingepflanzt werden. Neben einem Gespräch mit dem Pastoralreferenten Michael Göcking, der bald im Bistum Osnabrück die Leitung einer Gemeinde übernehmen wird, wurden von Florian Wallot schließlich auch noch Perspektiven für das Erzbistum Köln entwickelt, wie mit den Ergebnissen der Studie von Rheingold umzugehen sei. Ein flammendes Plädoyer für den angstfreien Blick nach vorn und den Mut, außerhalb institutioneller Rahmenbedingungen und Zwänge zu denken, hielt am Ende eines diskussionsreichen Tages über den status quo der Kirche der Pastoraltheologe und –soziologe Paul Zulehner der Universität Wien – ein Plädoyer, das von den Teilnehmerinngen und Teilnehmern mit großem Beifall aufgenommen wurde. (Ha, 24.09.2018)
Der Beitrag von Emer. O. Univ.-Prof. DDr. Paul Michael Zulehner, Institut für Praktische Theologie, Universität Wien, kann hier nachgehört werden.
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