© M. E. Warlamis, Wikipedia (CC BY-SA 3.0).

Visionen idealer Ordnung

Utopien in Philosophie, Literatur und Kunst

Die Utopie gehört zu den einflussreichsten Denkformen der neuzeitlichen Geistes- und Kulturgeschichte. Utopien entwerfen mögliche Ordnungen, die nicht an einen historisch-kulturellen Kontext gebunden sind, diesen aber oftmals kritisch widerspiegeln. Beginnend mit der „Utopia“ des Thomas Morus sind die utopischen Gesellschaftsvisionen in der Literatur genrebildend. Aber auch in Architektur und Städtebau, sowie in bildender und darstellender Kunst findet utopisches Denken seinen Ausdruck.
Die Tagung folgt den Spuren utopischen Denkens von der frühen Neuzeit bis in unsere Tage. Sie sucht nach utopischen Denk- und  Ausdrucksformen in unterschiedlichen Bereichen menschlichen Schaffens und fragt nach ihren Gemeinsamkeiten. Dabei steht die Frage im Zentrum, ob es ein verbindendes „Denken nach vorn“ (Ernst Bloch) gibt, das die Visionen idealer Ordnung in Philosophie, Literatur und Kunst prägt.

Samstag, 10. April 2021

14.00 Uhr
Spielarten des Idealen.
Die Entwicklung des utopischen Denkens in Neuzeit und Moderne
Prof. Dr. Armin G. Wildfeuer, Professor für Philosophie an der Katholischen Hochschule NRW, Köln
Seit der Renaissance fällt der neuzeitlich-endlichen Vernunft des Menschen die Aufgabe zu, „Neues“ und noch nicht dagewesenes „Ideales“ als Utopie, Dystopie, Eutopie, Atopie oder Heterotopie zu entwerfen, um sich in der Gestaltung der menschlichen Verhältnisse daran orientieren zu können. Dabei macht das utopische Denken eine bemerkenswerte Entwicklung durch: von einem zuerst örtlichen über ein zeitlich-geschichtliches bis hin zu einem „positiven“ Utopieverständnis im 20. Jahrhundert.

15.30 Uhr
Kaffee- und Teepause

15.45 Uhr
Schöne neue Reisewelt.
Verlassen der Paradiese als Utopie?
Dr. Klaus Kufeld, Autor, Essayist und Philosoph, Gründungsdirektor a.D. des Ernst-Bloch-Zentrums, Ludwigshafen
Während das Reisen in der total entdeckten Welt zu verschwinden droht, wird der offenen Auges Reisende zum Prototyp für einen utopischen Umgang mit der Welt: Globale Selbstaufklärung und kosmopolitisches Ethos sind sein Credo. Bringt die Corona-Krise all das ins Wanken? Oder macht sie gerade deutlich, dass das Reisen von einer anthropologischen Konstante ausgeht, ja ein Menschenrecht ist?

18.00 Uhr
Abendessen

19.00 Uhr
Utopie am Ende?
Utopisches Denken im jungen 21. Jahrhundert
Dr. Peter Seyferth, freier Politischer Philosoph und Lehrbeauftragter, München
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ruft die Kulturwissenschaft das Ende der Utopie aus. Es gebe keine positiven utopischen Ordnungsentwürfe mehr. Angesichts von großen Menschheitsaufgaben wie Klimawandel und Digitalisierung herrsche eine apokalyptische Sicht vor. Der Vortrag widerspricht dieser These und zeigt anhand neuester Beiträge der letzten Jahre, dass die Utopie als Denkmodell keineswegs am Ende ist.

20.30 Uhr
Reflexion

21.15 Uhr
Ende des Veranstaltungstages

Sonntag, 11. April 2021

ab 7.00 Uhr
Frühstück für Übernachtungsgäste

8.00 Uhr
Gelegenheit zum Besuch eines katholischen Gottesdienstes in der Edith-Stein-Kapelle
Aufgrund der aktuellen Sicherheitsstandards ist eine Anmeldung unter https://bit.ly/2SijQIQ erforderlich.

 9.30 Uhr
Stein bestimmt Sein und Bewusstsein?
Architektonische Utopien von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart
Prof. Dr. Eva-Maria Seng, Lehrstuhl für Materielles und Immaterielles Kulturerbe, Universität Paderborn
In vielen utopischen Gesellschaftsentwürfen finden sich Vorstellungen zur städtebaulichen Gestaltung. Dies zeigt, wie stark die gebaute Form des menschlichen Zusammenlebens ein Gemeinwesen beeinflusst. Die Idee, eine ideale Gesellschaftsordnung durch die Stadtbaukunst zu befördern, reicht bis in die stadtplanerischen Visionen der Gegenwart. Sie hat die Planstädte der Neuzeit ebenso beeinflusst wie kommunistische Gemeinschaftsbauten und lässt sich sogar in den neuesten Firmenzentralen globaler IT-Unternehmen im Silicon Valley nachweisen.

11.00 Uhr
Kaffee- und Teepause

11.30 Uhr
Gegenwelten. Sehnsuchtsorte.
Zur Geschichte der Utopie in der Oper
Prof. Dr. Albert Gier, Professor em. für Romanische Philologie, Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Die Oper rückt individualisierte Figuren ins Zentrum, die als Basis für den Entwurf eines alternativen Gesellschaftsmodells kaum geeignet sind. Utopie und Musiktheater erscheinen demnach einander wesensfremd. Der Vortrag zeigt aber, dass Opern über die besondere Fähigkeit verfügen, Imaginäres – Träume, Phantasien, und eben auch Utopien – wirklich, oder zumindest lebendig werden zu lassen.

13.00 Uhr
Mittagessen

14.00 Uhr
Ende der Akademietagung

Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.

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