Karbarettgeschichte - Seminar mit Dr Jürgen Nelles in Bensberg
© Kenji Ogusu auf Pixabay

Kabarettgeschichte(n)

Von den Anfängen bis zur Mitte des 20. Jahrhundert

Das Kabarett gilt als kritischer und humoristischer Spiegel seiner Zeit. Die Geschichte des Kabaretts kann wiederum als Spiegelgeschichte betrachtet werden, in der die Zeitgenossen gleichermaßen Aufklärung wie Unterhaltung gesucht haben und suchen. Das Seminar folgt den Spuren des Kabaretts von seinen Ursprüngen am Beginn des 20. Jahrhunderts bis zu dessen Mitte – auch mittels historischer Ton- und Filmdokumente.

Den ersten noch in Zeiten politischer Zensur gegründeten Brettl-Bühnen in der Kaiserzeit folgt in der Weimarer Republik ein breites Spektrum von vielfältigen Aufführungsformen, die teils der bloßen Unterhaltung gedient haben (in Bier- und Singspielhallen oder in Tingel-Tangel-Theatern). Anspruchsvollere Darbietungsformen hatten sich demgegenüber die Aufklärung gesellschaftlicher Verhältnisse auf ihre kabarettistischen Fahnen geschrieben, wobei das gesprochene oder gesungene Wort, mitunter mit Musikbegleitung und Tanzeinlagen, in Monologen und Dialogen ebenso zu den künstlerischen Mitteln wie Spielszenen oder Stegreifnummern gehörten. Bedeutungen und Funktionen des Kabaretts und der in diesem auftretenden Akteure und Aktricen wandelten sich im Dritten Reich beträchtlich.

Im Mittelpunkt des Seminars stehen viele berühmte, aber auch einige vergessene Kabarettistinnen und Kabarettisten sowie bekannte und unbekanntere Texte, die sich häufig durch ihre mehrdeutige Gedankenführungen auszeichnen und durch ihren humoristischen und ironischen Duktus ein hohes Unterhaltungspotential garantieren.

Über namhafte Kabarettistinnen und Kabarettisten und ihre ebenso geistreichen wie witzigen Texte zu reden – dazu laden wir Sie herzlich nach Bensberg ein!

Ihr/e Referent/in und Tagungsleitung

Samstag, 17. Juni 2023

14.00 Uhr
Die Anfänge des Kabaretts im Kaiserreich
Die Geschichte des Kabaretts beginnt am Beginn des 20. Jahrhunderts im deutschen und österreichischen Kaiserreich – und wird federführend von Schriftstellern betrieben, angefangen bei Ernst von Wolzogen (und seinem „Überbrettl“) über Christian Morgenstern (im „Schall und Rauch“) bis hin zu Frank Wedekind (als einer von „11 Scharfrichtern“). Schon in dieser Frühzeit des Kabaretts haben nicht nur viele Autorinnen und Autoren für kabarettistische Bühnenauftritte geschrieben und/oder sind mit eigenen Texten vor Publikum aufgetreten, sondern ebenfalls zahlreiche Sängerinnen und Sänger oder Schauspielerinnen und Schauspieler, wie Marya Delvard, Emmy Hennings, Friedrich Kassler, Martin Zwickel u.a.

15.30 Uhr
Kaffee- und Teepause

15.45 Uhr
Das Kabarett in der Weimarer Republik
Die „goldenen“ 20-er Jahre gelten als die Blütezeit des Kabaretts, das sich in diesen Jahren durch eine Vielfalt verschiedener Veranstaltungsarten und -orte auszeichnet: Neben Revuen und Varietés, in denen als Wortbeiträge oft nur Witze auf Stammtischniveau geboten wurden, präsentierten Kabaretts und deren Ensembles – nach der Aufhebung der Zensur – auch Kritikern politischer Verhältnisse eine Bühne: Texte und Songs von Bert Brecht, Erich Kästner, Rudolf Nelson, Kurt Tucholsky vermochten ihr Publikum zu begeisterten und aufzurütteln. Zu Publikumsmagneten avancierten u.a. Auftritte von Anita Berber, Otto Reutter, Joachim Ringelnatz, Karl Valentin & Liesl Karlstadt.

18.00 Uhr
Abendessen

19.00 Uhr
Kabarettistische Texte – Gespräche über Gedichte
Die Abendveranstaltung ist dem gemeinsamen Gespräch über einige ironische, satirische und kritische Gedichte vorbehalten. Es werden solche Texte besprochen, in denen alltägliche und allgemeinmenschliche, gesellschaftliche und politische Probleme ebenso in einprägsamen Strophen- und Versformen zur Sprache gebracht werden wie solche Themen, die der Aufklärung bedurften (und bedürfen), die aber auch für geistreiche Unterhaltung sorgen – damals wie heute.

21.15 Uhr
Ende des Veranstaltungstages

Sonntag, 18. Juni 2023

ab 7.00 Uhr
Frühstück für Übernachtungsgäste

8.00 Uhr
Gelegenheit zum Besuch eines katholischen Gottesdienstes in der Edith-Stein-Kapelle

 9.30 Uhr
Kabarettistinnen der ersten Stunde(n)
Seit den Anfängen des Kabaretts haben damals wie nachmals berühmte Frauen auf den Brettern, die die Welt bedeuten sollen, gestanden, gesungen und getanzt. Einige ihrer Chansons avancierten zu populären Gassenhauern und viele ihrer humoristischen Szenen gehören bis heute zum Repertoire mancher Kleinkunstbühne. Ohne Künstlerinnen wie Blandine Ebinger, Ursula Herking, Trude Hesterberg, Liesl Karlstadt, Erika Mann, Lucie Mannheim, Isa Vermehren, Claire Waldoff u.a. müsste die Geschichte des Kabaretts umgeschrieben werden.

11.00 Uhr
Kaffee- und Teepause

11.30 Uhr
Das Kabarett im „Dritten Reich“
In den dunkelsten Jahren der deutschen Geschichte haben viele Kabarettistinnen und Kabarettisten mit der Waffe des Wortes Widerstand gegen die Macht der Herrschenden geleistet. In Kleinkunstkellern in Berlin (in der „Katakombe“, im „Kabarett der Komiker“ u.a.) oder in München (im „Simpl“, in der „Pfeffermühle“ u.a.) haben Wortakrobaten mit Parodien, Satiren und Flüsterwitzen versucht, das „Dritte Reich“ zu verhindern, dann zu bekämpfen und schließlich zu überleben. Texte von Werner Fink, Robert Gilbert, Fritz Grünbaum, Erich Kästner, Erika Mann, Kurt Tucholsky, Karl Valentin & Liesl Karlstadt stehen dafür als prominente Beispiele.

13.00 Uhr
Mittagessen

14.00 Uhr
Ende des Seminars

Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.

.